Diese 5 Gründe sprechen gegen den Kauf aktueller Grafikkarten

Und schon rollt die nächste Generation von Grafikkarten heran. Doch müssen Gamer immer sofort zu den neuesten Modellen aufrüsten? Hier sind 5 Gründe, die dagegen sprechen.
Die Grafikkarte ist eines der wichtigsten Bauteile leistungsstarker PCs für das Gaming und für anspruchsvolle Bild- und Videobearbeitung. Die neuen Modelle lassen sich Videospieler einiges kosten. Dabei steigen die Preise der Grafikkarten mit jeder Generation. Fast alle zwei Jahren bringen Nvidia und AMD neue Modelle auf den Markt mit immer höheren Preisen verglichen zu den Vorgängerversionen. Als 2015 die GTX 980 Ti herauskam, lag der damalige Preis von 739 Euro nur um etwa 90 Euro höher als der Preis der 780 Ti. Beim Nachfolger GTX 1080 Ti bemaß sich der Preis auf 819 Euro. Von der 1000er Serie hin zu den 2000ern gab es den nächsten deftigen Preissprung, die Founders Edition der RTX 2080 Ti kostete beim Release 1.249 Euro. Mit der RTX-3000-Serie erhöhte sich der Preis zunächst "nur" um 200 Euro, bis er schließlich auf 1.649 Euro anstieg. Für die RTX 3090 Ti mussten Gamer beim Release 2.249 Euro blechen. Die Gründe des allgemeinen Anstieg der Preise sind vielfältig und werden in Zukunft auch nicht wegfallen. Sprich, neue Grafikkarten werden wohl für eine Weile schwer erschwinglich sein. Da stellt sich die Frage, ob die regelmäßige Aufrüstung auf GPUs aus dem mittleren Preisbereich nicht die bessere Idee ist.
1. Besseres Preis-Leistungsverhältnis
Die Grafikkarten der neuesten Generation versprechen die beste Leistung, gestochen scharfe Bilder bei stabilen Frameraten. Dafür sind Gamer bereit, tief in die Taschen zu greifen. In Sachen Leistung stechen sie die älteren Generation zwar aus, jedoch ist der Abstand nicht so gewaltig, wie die Hersteller suggerieren möchten. Das zeigt etwa das Preis-Leistungs-Ranking der Grafikkarten der Generationen AMD Radeon RX 6000 und Nvidia GeForce RTX 3000. Ermittelt man den günstigsten Kaufpreis zu einem festigen Tag und testet man die Avg-FPS-Werte von 13 aktuellen Spielen bei 1080p und 1440p, dann lässt sich ermitteln, auf wie viele zusätzliche FPS pro Euro sich der Käufer freuen kann.
Dabei zeigt sich: Die Modelle aus dem unteren und mittleren Preissegment bieten ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Spitzenmodelle von AMD und Nvidia liegen in dieser Hinsicht jedoch weit abschlagen auf den hinteren Rängen. Wohlgemerkt: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei den Grafikkarten von AMD in der Regel besser als bei der Konkurrenz von Nvidia. Allerdings bleibt das Raytracing der Nvidia-Karten für diesen Test erst einmal außen vor. Auch die Größe des Videospeichers bleibt unberücksichtigt. Er zeigt dennoch deutlich, wie teuer die letzten wenigen FPS erkauft sind. So bietet die RX 6800 XT die gleichen Funktionen wie das Nachfolgemodell 6900 XT und auch die gleiche Speicherausstattung, und das bei einem günstigeren Preis. Der Unterschied zwischen einer RTX 3090 und einer RTX 3090 Ti liegt bei den 24 GB Videospeicher. Diesen zusätzlichen Speicher gibt es für einen satten Aufpreis. Gleichzeitig gibt es die RTX 3080 Ti für 320 Euro weniger, ist also 25 Prozent günstiger, während der Spielspaß nur acht bis zwölf Prozent an FPS einbüßen muss.
Info: Abgesehen von höherer Leistung zeichnen sich neuere Grafikkarten-Generationen durch besondere Funktionen aus. Zum Beispiel wären es bei der RTX-2000er-Serie die Tensor-Cores bei den RTX-Grafikkarten. Käufer, welche sich für das Raytracing und Deep Learning Super Sampling (DLSS) interessieren, werden nur bei diesen Modellen fündig.
2. Premium-Grafikkarten sind nicht immer notwendig
Im August 2022 hat die Gaming-Plattform Steam eine Untersuchung zur Hardware ihrer Nutzer durchgeführt. Das Ergebnis: Rund 80 Prozent der Nutzer verfügen nur über einen Bildschirm mit Full-HD oder gar eine niedrigere Auflösung. Auch aktuelle Tests zeigen, die Topmodelle sind nicht nötig, um die neuesten Spiele spielen zu können. Grafikkarten im Bereich der AMD Radeon RX 6600 (welche gerade 275 Euro kostet) oder der Nvididia GeForce RTX 3060 schaffen aktuelle Titel mit detailreichen Bildern in 1080p und mit mindestens 60 Frames-per-Second. Besitzer dieser Grafikkarten sind jedenfalls für die Zukunft gut gewappnet und werden auch in einigen Jahren moderne Games bei hoher Leistung spielen können.
Die Umfrage ergab weiterhin, dass gerade mal 7,5 Prozent der Steam-Nutzer in QHD und höher ihre Spiele zocken. Selbst dafür benötigen Gamer nicht die aktuellen Spitzen-Karten, um Spiele auch bei konstanten FPS und den höchsten Grafik-Einstellungen in QHD-Auflösung spielen zu können. Schon die AMD Radeon RX 6700 XT (aktuell für 469 Euro zu haben) und die Nvidia GeForce RTX 3070 reichen dafür vollkommen aus. Die Radeon RX 6800 und die RTX 3070 Ti sind eher in der Mittelklasse zu verorten und versprechen noch mehr Leistung.
3. Geringerer Stromverbrauch
In Zeiten steigender Strompreise spielt die Energieeffizienz von Hardware-Komponenten eine immer wichtigere Rolle. Vor allem Grafikkarten gehören zu den größten Stromschluckern am PC. Hier zeigt sich, dass bei den Premium-Modellen jedes zusätzliche FPS mit einem enorm gestiegenen Hunger nach Energie einhergeht. Gerade Nvidia-Modelle gehören zu den energieintensiven Grafikkarten, was sich in erster Linie an den Geräten der letzten Generationen zeigt. Von der GTX 1080 Ti mit ihrem Stromverbrauch von 250 Watt bis zur GTX 2080 Ti mit 260 Watt war es nur ein seichter Anstieg. Bei der RTX 3090 sind es schon 350 Watt und Besitzer einer RTX 3090 Ti müssen sich mit auf einen wesentlich erhöhten Stromverbrauch einstellen, denn dieses Modell verschlingt 450 Watt.
Wem eine niedrige Leistungsaufnahme und hohe Energieeffizienz wichtig sind, für den stellen die Modelle aus den niederen und mittleren Preissegment die bessere Wahl dar. Bei denen scheinen die Hersteller noch auf einen effektiven Einsatz der Energie geachtet zu haben.
4. Auf Dauer günstiger
In der Tat sollten Käufer noch viele Jahre ihre aktuellen Spitzen-Modelle nutzen dürfen. Dennoch zeigt sich ein starker Leistungsverfall bei den Grafikkarten. Sich alle paar Jahre eine Grafikkarte aus dem niedrigeren und mittleren Preissegment zuzulegen, ist auf Dauer günstiger, ohne dabei enorme Leistungseinbußen hinnehmen zu müssen. Das zeigt sich unter anderem an der 2000er und der 3000er Generation. Zum Beispiel bietet die RTX 3070 eine ähnliche Leistung wie die RTX 2080 Ti. Deren Founders Edition kostete zu Beginn noch 1.249 Euro, während der aktuelle Preis der RTX 3070 bei 549 Euro liegt und damit deutlich darunter.
5. Funktionen und Videospeicher älterer Generationen
Zwar bieten die Topmodelle aktueller Grafikkarten die beste Leistung und detaillierte Bilder bei hohen FPS, dennoch kann es ihnen an der ein oder anderen Funktion mangeln. Dass eine neue Grafikkarte nicht die benötigte Version von DirectX unterstützt, passiert heute eher weniger. Ein anderes Problem könnten etwa fehlendes Echtzeit-Raytracing oder Deep Learning Super Sampling (DLSS) sein. Diese Innovationen finden sich lediglich in den Nvidia-Grafikkarten der 2000er Generation und können nur von bestimmten Recheneinheiten ausgeführt werden, welche nur in dieser verbaut sind. So liefert eine GTX 1080 Ti zwar mehr Leistung als etwa die RTX 2070 oder die RTX 3060 und kann selbst heute noch moderne Titel mit Full-HD oder QHD bei stabilen FPS darstellen, jedoch verfügt diese Grafikkarte nicht über das Raytracing oder DLSS.
Weiterhin sollten Käufer auf den Videospeicher achten. Nicht nur die Leistung der Grafikkarte an sich kann entscheidend für den Spielgenuss sein, sonder auch die Größe des verfügbaren Speichers. Nicht immer bieten die aktuellen Topmodelle hier den größten VRAM. Wirklich relevant war dieser Punkt vor allem beim Wechsel von Maxwell 2.0 auf Pascal, bei dem eine erhöhte Speicherbandbreite und bessere Zusammenarbeit zwischen CPU und GPU die Einschränkungen der vergangenen Modelle ausräumen sollte. Damals besaß die GTX 980 Ti gerade mal 6 GB Videospeicher, was im Vergleich zu anderen Grafikkarten dieser Generation nicht gerade viel war. Dieselben 6 GB bieten in der Nachfolgegeneration die Karten aus dem mittleren Segment wie der GTX 1060, während die GTX 1080 Ti als Topmodell ihrer Generation über 11 GB verfügt. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den aktuellen Grafikkarten der 3000er Generation. Die RTX 3080 Ti kommt mit gerade mal 12 GB, wodurch es trotz der hohen Leistung der Karte schon mal zu Engpässen bei ressourcenintensiven Anwendungen kommen könnte. Währenddessen bieten die RTX 3090 und RTX 3090 Ti beide 24 GB und damit mehr als genug für aktuelle Games bei höchster Auflösung und stabilen FPS. Auch die Grafikkarten von AMD wie die RX 6900 XT und die RX 6960 XT verfügen mit 16 GB über ausreichend Speicher.