Externe SSD-Festplatten im Test
In bestimmten Anwendungsfällen kann es einfach nie genug Speicherplatz geben. Wir schauen uns moderne externe SSDs mit USB-C- und Thunderboltschnittstelle an und klären, welche Modelle eine Investition wert sind.
Externe Laufwerke und ihr Nutzen
High-End-Geräte wie den Mac Studio bekommen Interessenten mit bis zu 8 TB SSD-Kapazität. Das ist viel, aber es gibt zwei Haken:
- Der Preisaufschlag fällt exorbitant aus. Wer 8 TB haben möchte, muss dafür 2.760 Euro ausgeben - ein absurder Aufschlag im Vergleich zu den realen Kosten für 8 TB Speicherkapazität.
- Alle Daten werden intern auf einem einzigen, großen Laufwerk gesichert. Das kann problematisch sein, da bei einem Festplattendefekt der Datenverlust gigantisch wäre. Daten über mehrere, kleinere Laufwerke aufzuteilen, ist oft sinnvoller.
Immerhin: Wer sich für die interne Lösung von Apple entscheidet, bekommt dessen hohe Geschwindigkeit von etwa 3.000 MB/s. Diese Leistung kann ein Thunderbolt 3-Anschluss nicht erreichen. Aber: Thunderbolt 3 bringt es dennoch auf hohe 2.400 MB/s. Die Menge an Nutzern, die unbedingt auf 3.000 MB/s angewiesen ist und bei großen Datentransfers nicht einige Minuten warten kann, dürfte verschwindend gering sein. Selbst bei gewaltigen Videomengen dürfte es selten sein, dass sich der Aufpreis lohnt.
Externe SSD-Laufwerke bringen außerdem einen weiteren Vorteil mit sich: Sie sind mobil. Personen, die viel unterwegs sind, können durch diese Geräte große Datenmengen schnell von A nach B bringen. Durch die hohe Schreib- und Lesegeschwindigkeit lassen sich selbst mehrere TB Daten recht schnell kopieren. Für unsere Tests haben wir außerdem den Fokus auf robuste Modelle für professionelle Anwender gelegt. Die Mindestvoraussetzung war eine Geschwindigkeit von 10 Gbit/s - also nicht die höchste Geschwindigkeit, aber schnell genug.
Benchmarkmethodik und potenzielle Probleme mit M1-Geräten
Für unsere Tests haben wir ein MacBook Pro mit Intel-CPU, ein MacBook Air mit M1-SoC und ein Mac Studio Ultra - ebenfalls mit M1 ausgestattet - verwendet. Apples M1-Chips sind schnell und stromsparend, aber das Design der Geräte, in denen die SoCs zum Einsatz kommen, ist offenbar nicht immer für externe SSD-Festplatten geeignet. Dies zeigen unsere praktischen Tests.
Bei der Nutzung von Aja System Test Lite, der von uns verwendeten Benchmark-Software, erzielten die M1-MacBooks durchweg schlechtere Datenraten als Mac-Geräte auf Intel-Basis. Ein Beispiel ist das Envoy Pro Elektron von OWC: Theoretisch sind 1.000 MB/s beim Schreiben drin, in der Praxis sind es 656 MB/s. Die gleiche Festplatte auf einem Intel-Gerät schafft hingegen 909 MB/s. Beim Lesen gibt es ebenfalls eine Diskrepanz zu beobachten, hier treffen 761 MB/s auf 846 MB/s. Der Mac Studio Ultra ist geringfügig schneller, aber noch immer weit von den Intel-Ergebnissen entfernt.
Die Ergebnisse verschlechtern sich, wenn wir die Anschlüsse an der Vorderseite des Mac Studio nehmen - und nicht die an der Rückseite. Die Werte fallen dadurch auf 470 MB/s beim Schreiben und 632 MB/s beim Lesen. An diesem speziellen SSD-Laufwerk liegt es nicht, denn eine ähnliche SE770G von ADATA fällt ebenfalls stark ab auf 401 MB/s bzw. 512 MB/s.
Bei Thunderbolt-Modellen ist der Unterschied ebenfalls messbar. Dazu nutzen wie die mobile Pro SSD von G-Drive. Das Intel-MacBook schafft damit 2.085 MB/s beim Schreiben, während das MacBook Air mit M1-SoC auf 1.662 MB/s und der Mac Studio auf 1.723 MB/s kommt. Beim Lesen hingegen liegen alle Werte auf ungefähr 2.400 MB/s.
Dieses Verhalten hat wahrscheinlich zwei Ursachen:
- Der M1-SoC generell tut sich aus irgendeinem Grund schwer mit der Verarbeitung großer Datenstreams, wenn diese über USB-C kommen.
- Die Thermik ist ein Problem: Größere Metallgehäuse bringen eine bessere Leistung, da die entstehende Wärme besser abgeführt werden kann. Kleine Plastikgehäuse haben es viel schwerer, ihre hohe Leistung zu halten.
Aufgrund der Tatsache, dass die Werte so unterschiedlich sind, haben wir jedes Laufwerk an insgesamt drei unterschiedliche Computer angeschlossen. Daraus wurde anschließend ein Mittelwert errechnet. Für die Benchmarks wurde der integrierte Test von Aja System Test Lite sowie ein Ordner mit einer Größe von etwa 41 GB - gefüllt mit Bildern und Videos - genutzt.
Achtung: nicht immer betriebsbereit
Externe SSD-Festplatten werden meist formatiert als exFAT ausgeliefert. Das ist sinnvoll, da exFAT sowohl von Windows- als auch macOS-Geräten erkannt wird. Aufwendiges Formatieren beim ersten Einsatz der neuen Festplatte entfällt also. Anders macht es in unserem Testfeld nur ADATA: Dort werden die Festplatten in NTFS ausgeliefert, was bedeutet, dass nur Windows diese Festplatten sofort erkennt. macOS-Anwender müssen also nach dem Kauf zuerst auf exFAT (oder ein anderes Apple-kompatibles Dateisystem) umstellen.
Ebenfalls ungewöhnlich ist der Weg von OWC: Deren Festplatte ist mit einer kleinen Partition ausgestattet, in der sich zwei Programme befinden: eines für macOS, eines für Windows. Nach dem Anschluss an einen Computer startet das jeweilige Programm automatisch und bereitet das Gerät vor. Formatierung und optionale Maßnahmen, etwa die Installation von Hilfsprogrammen, werden angeboten. Beispielsweise können Sie Acronis Cyber Protect Home Office installieren, das dann ein Jahr kostenlos läuft.
Ähnliche Tools bieten etwa die Festplatten von Lacie und SanDisk im Lieferumfang an. Die Installation ist immer optional, versierte Nutzer werden wahrscheinlich darauf verzichten. Für Einsteiger bieten sich jedoch interessante Optionen.
Das Testfeld
An dieser Stelle gehen wir kurz die verschiedenen Festplatten in unserem Testfeld durch. Alle angegebenen Preise beziehen sich, sofern nicht anders angegeben, auf die Versionen mit 1 TB Speicherkapazität.
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Lacie Portable SSD
Eines der kleinsten Laufwerke ist die Portable SSD. Etwas mehr als 140 Euro kostet das kompakte Gerät, das mitunter durch seine Konstruktion mit Hitzeproblemen zu kämpfen hat. Für den mobilen Einsatz gibt es aber aufgrund der Dimensionen und des Gewichtes kaum ernsthafte Alternativen. -
ADATA S800/SE770G
Diese zwei Festplatten bestehen aus der kleinen und mobilen SE800 und der größeren SE770G, die dafür eine LED-Beleuchtung bekommt. Die SE800 ist etwas schneller im Praxistest und bietet ein robusteres Gehäuse für einen Preis von etwa 145 Euro. -
OWC Envoy Pro Elektron
Diese teure Festplatte kostet fast 240 Euro. Dafür gibt es ein sehr robustes Metallgehäuse und ein flexibles, 60 Zentimeter langes Kabel. Im Praxistest gibt es kaum Modelle, die schneller arbeiten. Das kompakte Gehäuse drosselt die theoretisch hohen Datenraten aber manchmal. -
OWC Envoy Pro FX
Für hohe 350 Euro gibt es diese SSD-Festplatte, die Thunderbolt 3 und USB 3.2 unterstützt. Durch das große Gehäuse tritt keine thermische Verlangsamung ein. Dies führt zur höchsten Leistung im Test, egal an welchen Computer die Envoy Pro FX angeschlossen ist. -
Lexar SL660 Blaze
Theoretisch winken dank USB 3.2 Gen2x2 extrem hohe Datenraten, mit denen Macs aktuell aber nichts anfangen können. Beim Lesen ist das 200 Euro teure SL660 Blaze eines der schnellsten Laufwerke. Leider ist das Gehäuse empfindlich gegenüber Kratzern, was den schönen Look schnell ruiniert. -
SanDisk Extreme Pro Portable SSD V2
Sperriger Name, tolles Laufwerk: Hier gibt es einen USB 3.2 Gen2x2-Anschluss, am M1-Mac hat die 170 Euro teure Festplatte aber Probleme. Für den Outdoor-Einsatz ist das Modell aufgrund des robusten Gehäuses sehr gut geeignet. Die Datenraten liegen am USB-C-Anschluss im hohen Bereich. -
USB 4 und Thunderbolt 3: Laufwerke mit GeschwindigkeitsfokusG-Drive mobile Pro SSD
Gute 280 Euro für 500 GB bezahlen Sie hier - und dafür gibt es ein Laufwerk mit Thunderbolt 3-Support und extrem hohen Datenraten auf Niveau der OWC-Festplatten. Viel mehr kann das Gerät nicht: Diese Festplatte ist einfach nur schnell und stellt daher kompromisslose Performance bereit. -
Delock USB 4
Dies ist keine Festplatte, sondern nur ein Aluminiumgehäuse. Darin können Sie beispielsweise NVMe-SSDs einbauen. Das Ergebnis sind hohe Datenraten am Maximum der Thunderbolt 3-Spezifikationen. Mit 200 Euro allein fürs Gehäuse ist diese Spielerei aber nicht günstig. -
OWC Envoy Express
In dieselbe Kerbe schlägt das Envoy Express. Auch dies ist nur ein Gehäuse, in die Sie eine Festplatte einbauen müssen. Die Datenraten liegen etwa gleichauf mit dem Delock-Gehäuse. Die kompakten Abmessungen machen das 75 Euro teure Gehäuse ideal für unterwegs.
Die Testkandidaten unter der Lupe
Alle genannten Festplatten wurden in mehreren unterschiedlichen Tests ausführlich geprüft. Jedes Modell hat dabei eigene Stärken und Schwächen. Schauen wir uns zunächst die Festplatten mit USB-C-Schnittstellen an:
- Die Festplatten von ADATA überzeugen auf zwei Arten. Die SE800 besteht aus Aluminium und bringt eine Gummikappe mit, um die Schnittstelle zu schützen. Damit ist es gut gegen Staub und Spritzwasser geschützt, eine IP68-Zertifizierung ist die Belohnung. Die SE770G hingegen nutzen Sie besser zu Hause: Das Gehäuse besteht aus Kunststoff, aber dafür ist es mit einer RGB-Beleuchtung ausgestattet. Kühlrippen aus Metall sorgen immerhin für ein wenig Abkühlung.
- Bunt wird es auch bei Lexar: Die SL660 ist ebenfalls mit RGB ausgestattet, die Zielgruppe ist eher im Gamingbereich angesiedelt. Leider verkratzt das Kunststoffgehäuse relativ schnell, für den Transport unter freiem Himmel ist die Festplatte daher eher nicht geeignet. Dafür gibt es aber sehr viel Geschwindigkeit: Der Support für USB 3.2 Gen2x2 bringt die Datenrate auf bis zu 20 Gbit/s. Am Mac bemerken Sie davon leider nicht viel.
- OWC führt das Envoy Pro Elektron und Envoy Pro FX ins Rennen. Hier gibt es immerhin einen IP67-Standard, Staub ist also kein Problem. Die langen Kabel kommen Vielnutzern entgegen, die oft an anderen Geräten arbeiten, deren Schnittstellen nicht immer leicht erreichbar sind. Die FX-Version ist mit gleich zwei Schnittstellen ausgestattet: sowohl für USB-C als auch Thunderbolt 3. Für unterwegs ist die Elektron-Variante aufgrund der kompakten Bauweise die bessere Wahl.
- Lacie ist ein Urgestein unter den Apple-Festplatten. Die Portable SSD ist klein und kompakt und in einem schönen Gehäuse versiegelt. Der günstige Preis sorgt dafür, dass es sich hierbei um eine sehr gute SSD-Festplatte für den typischen Durchschnittsanwender handelt: Es gibt keine großen Überraschungen, aber durchweg solide Hardware.
- Unter den regulären Festplatten markiert die sperrig benannte SanDisk Extrem Pro Portable SSD V2 das Schlusslicht. IP55-Zertifikate sind mit an Bord, die Performance liegt dank USB 3.2 Gen2x2 im sehr hohen Bereich. Praktisch: Bei den meisten anderen Herstellern ist bei 2 TB Kapazität Schluss. SanDisk nutzt das eigene Know-how und schickt stattdessen auch eine Variante mit 4 TB ins Rennen, wodurch hohe Kapazität mit großer Geschwindigkeit kombiniert werden.
Noch schneller dank USB 4 und Thunderbolt 3
Einige weitere Modelle sind kompromisslos auf Geschwindigkeit ausgelegt:
- Das USB 4-Gehäuse von Delock kostet zwar 200 Euro, aber dafür bringen Sie darin beliebige NVMe-Festplatten unter. Damit ist das Gerät gut für die Zukunft gerüstet, in der Sie einfach schnellere Festplatten nachbauen können, wenn Sie sie brauchen. Der hohe Preis ist natürlich ein Manko, denn im Prinzip bekommen Sie nur ein leeres Gehäuse und etwas Steuerelektronik - ziemlich happig.
- Zwar nur 500 GB groß, aber blitzschnell ist die mobile Pro SSD von G-Drive. Das sehr große Gehäuse ist ein Alleinstellungsmerkmal, das gute thermische Werte ermöglicht. Der sehr hohe Preis - pro TB ist dies die teuerste Festplatte im Vergleich - steht der Festplatte aber im Weg. Poweruser dürfen gerne zugreifen, wenn es auf das letzte Quäntchen Geschwindigkeit ankommt, andere sind bei günstigeren Modellen besser beraten.
- Die bereits genannten Envoy Pro FX als Festplatte mit USB-C und Thunderbolt 3 und Envoy Express als Leergehäuse komplettieren das Feld. Gewaltige Performance und hervorragende, sehr lange Kabel sind die Highlights. Flexibilität wird hier großgeschrieben, denn beide Schnittstellen an nur einer Festplatte bietet kein anderes Modell.
Das Urteil
Unsere getesteten Festplatten haben wir in zwei Kategorien eingeteilt: USB-C und Thunderbolt 3.
Die besten USB-C-Festplatten
Aufgrund der Problematik zwischen M1-Geräten und Intel-CPUs ist es nicht leicht, eine pauschale Empfehlung abzugeben. Die Benchmarkergebnisse schwanken teilweise beträchtlich zwischen den verschiedenen Computern: Manchmal sind Intel-Geräte besser, manchmal sind es die M1-Pendants.
Vielen Anwendern geht es nur um die Kapazität, die Geschwindigkeit ist eher zweitrangig. Ob das Kopieren von Daten 10 oder 20 Minuten dauert, spielt im Alltag der meisten Personen keine Rolle. Soll also nur möglichst viel Platz vorhanden sein, ist die Lacie Portable SSD eine gute Wahl. Sie hinkt im Schreiben meist deutlich hinterher, was bei diesem Anwendungsfall aber egal ist.
Robust, schnell und klein soll es sein? Dann kommen Modelle wie die SE800 von ADATA, die SanDisk Extreme Pro Portable V2 oder OWCs Envoy Pro Elektron in Frage. Mac-Anwender können sich die Pro-Edition der genannten Festplatte aber sparen, da dessen sehr hohe 20 Gbit/s vom Mac nicht genutzt werden kann. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist trotzdem gut - außerdem bietet die Festplatte Zukunftssicherheit.
Die besten Thunderbolt 3-Festplatten
Wer diese Festplatten kauft, braucht Geschwindigkeit. Das beste Ergebnis erzielt hier die OWC Envoy Pro Elektron, danach kommt das Modell von G-Drive. Preis-Leitungs-technisch sind Sie mit dem OWC-Angebot auf der sicheren Seite. Das USB 4-Gehäuse von Delock zeigt, was die Zukunft bringen kann, aber momentan ist dies für den Praxiseinsatz noch zu teuer. Eine Überlegung wert ist auch das Envoy Express für den mobilen Einsatz - oder wenn Sie zu Hause noch eine NVMe-SSD haben, die Sie darin einbauen können.