GPU: Mit nur einem Klick mehr Leistung
Der Strom ist der Schlüssel
Grafikkarten hinsichtlich ihrer Performance zu optimieren, war über viele Jahre eher ein Spielplatz für Hardwarenerds. Zwar ist das teilweise noch immer der Fall, doch neue Tools machen die Optimierung der GPUs auch für durchschnittliche Anwender leichter verständlich und durchführbar.
Dass NVIDIA und AMD nicht zaubern können, wird klar, wenn wir uns die Art der Optimierung ansehen. Die größten Leistungszuwächse erwarten Nutzer durch die Anhebung des Power Targets bzw. Power Limits. Dadurch wird geregelt, wie viel Strom die Grafikkarte im Betrieb maximal aufnehmen darf. Die Rechnung ist dabei einfach: mehr Strom rein, mehr Leistung raus. Dabei sollte nicht verschwiegen werden, dass dies natürlich die Stromrechnung belastet und vor allem die Abwärme der Komponenten wesentlich erhöhen kann.
Die umgekehrte Faustregel ist dabei oft interessanter: weniger Strom rein, fast identische Leistung raus. Genau diesen Fall werden wir uns jetzt genauer anschauen.
Optimierungen für AMD Radeon-Grafikkarten
AMD liefert für alle aktuellen RDNA-Grafikkarten - also Modelle in den Serien Radeon RX 5000, 6000 und 7000 - die AMD Software Adrenalin Edition aus. Damit bekommen Sie Zugriff auf zahlreiche Funktionen, um Ihre Grafikkarte zu überwachen und in ihrer Leistung zu beeinflussen. Dort laden Sie beispielsweise neue Treiber herunter, sehen sich Statistiken an oder überprüfen Leistungswerte. Ebenfalls mit an Bord ist die Leistungsoptimierung. So gehen Sie vor:
1. Starten Sie die Software aus dem Startmenü heraus oder über die Suche in Windows 10 oder 11.
2. Gehen Sie zu "Performance" und stellen Sie dort das Power Limit ein.
3. In den Werkseinstellungen liegt ein Power Limit von 100 Prozent vor - dies ist die Leistung, die der Hersteller empfiehlt. Diesen Wert können Sie nach Belieben absenken oder anheben.
Dabei sollten Sie sich überlegen, welche Optimierung Sie bevorzugen. Beispielsweise könnten Sie das Power Limit wesentlich reduzieren - beispielsweise auf 80 Prozent oder 60 Prozent - und damit deutlich weniger Strom in die GPU fließen lassen. Das System arbeitet dadurch sowohl leiser als auch kühler (und stromsparender). Dies geht nicht zwangsläufig mit einem linearen Leistungsabfall einher: 40 Prozent weniger Stromaufnahme bedeuten nicht 40 Prozent weniger Leistung.
In einigen getesteten Spielen mit einer Radeon RX 5700 XT haben wir das Power Limit auf 80 Prozent abgesenkt. Dies hatte 14 Prozent geringere Leistungsaufnahme, aber nur 6,5 Prozent weniger Performance zur Folge. Außerdem sinkt der Lautstärkepegel erheblich, da die Lüfter weniger schnell rotieren müssen, um die Abwärme abzuführen.
Umgekehrt könnten Sie auch das Power Limit anheben - maximal 30 Prozent sieht der Hersteller vor. Dadurch steigen Stromverbrauch, Lautstärke und Abwärme signifikant an, ohne dass die Leistung im selben Maß wächst. Somit bekommen Sie durchaus eine schnellere Grafikkarte, aber dies hat seinen Preis. Den "Sweet Spot", der für Sie genau richtig ist, können Sie selbst herausfinden. Wir raten dazu, in kleinen Schritten vorzugehen, um eventuelle Bildfehler auszuschließen.
Optimierungen für NVIDIA GeForce-Grafikkarten
Der Vorgang ist für NVIDIA-Grafikkarten praktisch identisch, nur müssen Sie dafür auf ein anderes Tool zurückgreifen. Beliebt ist der MSI Afterburner (der auch für Grafikkarten funktioniert, die nicht von MSI stammen). Bei NVIDIA-GPUs gehen Sie wie folgt vor:
1. Starten Sie den MSI Afterburner und suchen Sie auf dem Hauptbildschirm nach dem Menüpunkt "Power Limit (%)".
2. Öffnen Sie diesen und wählen Sie dort das Power Limit aus - auch hier am besten in kleinen Prozentschritten.
Anhand einer getesteten GeForce RTX 3080 lässt sich auch hier bemerken, dass die Optimierung viel Potenzial mitbringt. Durch ein 20 Prozent niedrigeres Power Limit werden etwa 16 Prozent Strom gespart. Die Leistung fällt dabei nur um 4,8 Prozent ab, was Sie in Spielen in den allermeisten Fällen nicht bemerken werden. Falls Sie nicht zufrieden sind, können Sie das Power Limit im Nachhinein wieder anheben.
NVIDIA erlaubt seiner Kundschaft ebenfalls, das Power Limit um bis zu 30 Prozent zu erhöhen. Wie auch bei AMD gilt: 30 Prozent mehr Strom führen nicht zu 30 Prozent mehr Leistung. Energieverbrauch, Lautstärke und Abwärme steigen stark - und je höher Sie das Power Limit setzen, desto weniger effektiv ist eine weitere Anhebung. Wie bei den Radeon-Grafikkarten sollten Sie auch hier ein wenig Zeit investieren, um die optimale Balance zwischen Leistung, Lautstärke und Verbrauch zu finden.
Mehr Performance durch Undervolting?
Bevor es praktische Anpassungen mit nur einem Klick gab, war das Undervolting die einzige Methode, den Stromhunger von Grafikkarten einzudämmen. Auch dies beherrscht der MSI Afterburner, dann allerdings in der Sektion "Voltage/Frequency-Curve".
Erfahrene Anwender können dort die Spannung verändern, die für jede Taktstufe der Grafikkarte verlangt wird. Durch das praktische Interface ziehen Sie dazu via Maus die Spannungskurve leicht nach unten, um etwas weniger Spannung pro Takt einzustellen. Hier müssen Sie sich darauf einstellen, unter Umständen sehr viel zu testen, bis Sie die maximale (bzw. minimale) Spannung für alle Taktziele gefunden haben.
Durch die Serienstreuung bei Grafikkarten können Sie sich leider nicht auf Ergebnisse aus dem Internet verlassen. Einige Grafikkarten lassen sich hervorragend undervolten - andere wiederum fast gar nicht. In dieser Hinsicht verhalten sich Grafikkarten also ähnlich wie beim Übertakten.
Power Limit optimieren oder Spannung senken?
In beiden Disziplinen geht es letztendlich darum, die Grafikkarte zu optimieren. Falls Sie nicht mehr Leistung aus dem Bauteil herausholen möchten, sondern stattdessen den Sweet Spot suchen, spielt es kaum eine Rolle, für welche Methode Sie sich entscheiden.
Besonders Einsteigern oder schlicht Personen, die nicht viel Zeit aufbringen möchten, empfehlen wir dabei die Optimierung des Power Limits. Mit den erwähnten Tools dauert das nur einige Minuten, außerdem müssen Sie kein Feintuning betreiben und können kaum Fehler machen. Die Auswirkungen sind sofort ersichtlich und Sie erhalten eine leisere, kühlere und weniger stromhungrige Grafikkarte.
Undervolting kann das auch - aber nur durch wesentlich mehr Arbeit. Für durchschnittliche Anwender spricht unserer Meinung nach daher nichts mehr für das im Vergleich aufwändigere Undervolting.
Kann ich durch diese Optimierungen etwas kaputtmachen?
Das Absenken des Strombedarfs hat weniger Stromhunger und Abwärme zur Folge. Hier kann nichts passieren und Sie können frei experimentieren. Ab eines bestimmten Pegels kann es sein, dass Ihre Grafikkarte schlicht nicht mehr schnell genug ist und Spiele nur noch schlecht laufen - aber in diesem Fall erhöhen Sie einfach das Power Limit wieder.
Erhöhen Sie das Power Limit, wird dies sofort einen Anstieg der Temperatur zur Folge haben. Heutzutage schalten sich Grafikkarten in der Regel einfach ab, wenn sie zu heiß werden, sodass keine Gefahr drohen sollte. Gleichzeitig steigt dabei aber auch die Abwärme im gesamten PC - und dort könnten sich Komponenten befinden, die anfälliger gegenüber Hitze sind. Außerdem wird der Strombedarf erhöht, was einige Netzteile vielleicht nicht schaffen.
Falls Sie das Power Limit nach oben anpassen, sollten Sie daher in kleinen Schritten vorgehen und nach jeder Veränderung das Setup durchtesten - mit anspruchsvollen Benchmarks, Spielen oder ähnlicher Software, womit Sie die GPU "quälen" können. Ist alles stabil, können Sie schrittweise das Power Limit weiter erhöhen, bis die Grenze erreicht ist.