Die eigene HDD oder SSD ist einfach zu langsam? Mit unseren Tricks holt man wieder mehr Leistung aus dem Massenspeicher.
Die klassische Zweiteilung
Wer etwas Ahnung von der Materie hat, verfährt gerne so: Das
Betriebssystem sowie Programme landen auf einer flotten SSD, während eine normale
HDD als Datenarchiv fungiert. Vorrangig hat das technische und finanzielle Gründe. Eine große MP3-Sammlung beispielsweise wird von einer
HDD genauso schnell abgespielt wie von einer SSD - aber die
HDD ist sehr viel günstiger in großen Speicherversionen zu bekommen. Alles, was keine schnellen Zugriffszeiten benötigt (Filme, Musik, Bilder, Dokumente und Videos beispielsweise - aber keine Spiele!), sollten Sie also auf einer
HDD unterbringen.
Nichtsdestotrotz gilt, dass Sie sowohl auf SSD als auch
HDD am Ende noch mehr
Leistung herauskitzeln können. Das gilt für beide Festplattentypen, wobei die SSD vor allem unter Windows 7 und 8 betroffen ist. Windows 10 bringt genügend Tools von Haus aus mit, um bei der
Performance gut abzuschneiden.
HDD und SSD benötigen jedoch Nachhilfe. Am Anfang müssen Sie dafür auch keine weiteren Anwendungen installieren, denn
Windows bringt einige wichtige Hilfsmittel gleich von Haus aus mit.
So machen Sie Ihre
Festplatte schneller
Mehr Speed mit Windows-Bordmitteln
Los geht es mit der guten, alten Defragmentierung, die zumindest bei HDDs noch immer eine Rolle spielt. Zum Verständnis: Bei einer
HDD springt ein Schreib-/Lesekopf ähnlich wie die Nadel einer Schallplatte auf einer magnetisierten Scheibe hin und her. Dieser Kopf sucht sich auf der
HDD den Ort, an dem die Datei liegt - denn die ist nach einigen Monaten intensiver Nutzung nicht mehr an einem einzigen Ort zu finden, sondern über die gesamte Festplatte an unterschiedlichen Punkten verteilt. Durch die Defragmentierung ordnet
Windows die Bruchstücke der Datei wieder direkt hintereinander an. Der Schreib-/Lesekopf muss also nicht mehr hin und her springen, was viel Zeit spart - die
Leistung steigt also.
Gehen Sie dafür wie folgt vor:
1. Drücken Sie die Windows-Taste + E. Im
Windows Explorer gehen Sie danach auf "Dieser PC".
2. Im rechten
Fenster sehen Sie jetzt alle Laufwerke in diesem Gerät. Mit einem Rechtsklick auf ein Laufwerk öffnen Sie das Kontextmenü und gehen dann auf "Eigenschaften".
3. Unter "Tools" oder "Extras" finden Sie den Punkt "Jetzt defragmentieren". Klicken Sie darauf, entscheiden Sie sich für ein Speichergerät und starten Sie dann den Prozess.
Wie viel Zeit eine Defragmentierung dauert, hängt von Größe,
Performance und "Füllstand" der
HDD ab. Da kommen schnell viele Stunden zusammen.
Defragmentierung mit SSD-Festplatten?
Wo sich
Daten auf einem SSD-Laufwerk befinden, spielt keine Rolle. Es gibt keinen Schreib-/Lesekopf, der Dateien suchen muss, der Zugriff ist immer und überall in den Speicherzellen zur selben Zeit möglich. Daher ist auch eine Defragmentierung sinnlos - beziehungsweise sogar gefährlich, denn SSDs können leider keine unbegrenzte Lebensdauer vorweisen. Ihre Lebenszeit ist an maximale Schreibzyklen gekoppelt, und jede Defragmentierung verursacht viele dieser Vorgänge. Also: Finger weg.
Ein weiterer Baustein ist Superfetch: Seit Windows Vista sorgt diese Technik dafür, dass das Betriebssystem häufig genutzte Programme und
Daten bereits in den RAM lädt, bevor sie benötigt werden - praktisch auf Verdacht. Für SSDs ist das beinahe sinnlos, HDDs profitieren aber spürbar. Um unnötige Schreib- und Lesezyklen auf SSDs zu vermeiden, schaltet Windows 10 die Technik standardmäßig ab. Windows 7 schafft das aber nicht, weshalb Sie Hand anlegen sollten.
1. Drücken Sie die Windows-Taste + R und geben Sie im nächsten
Fenster "services.msc" ein.
2. Im sich öffnenden
Fenster scrollen Sie, bis Sie "Superfetch" finden und klicken doppelt auf den Eintrag.
3. Gehen Sie dann auf "Starttyp", um die Technik zu deaktivieren.
Glückwunsch: Sie haben soeben die Lebensdauer Ihrer SSD unter Windows 7 verlängert.
Mehr
Geschwindigkeit dank TRIM-Befehl
Eigentlich sollte sowohl unter Windows 7 als auch in allen folgenden Versionen der wichtige TRIM-Befehl standardmäßig aktiv sein. Er sorgt dafür, dass das Betriebssystem standardmäßig erkennt, wo freie Speicherzellen im SSD-Speicher zur Verfügung stehen. Das bringt einerseits mehr
Performance und andererseits mehr Lebensdauer, da die empfindlichen Speicherzellen schön gleichmäßig beschrieben werden. Es gibt keinen Nachteil an diesem Befehl, sodass er immer aktiv sein sollte. In einigen Szenarios kann es jedoch passieren, dass
Windows den Befehl von sich aus nicht korrekt ausführt. Überprüfen sollten Sie es auf jeden Fall - und das geht so:
1. Geben Sie in der
Suche des Startmenüs "cmd" oder "Eingabeaufforderung" ein und starten Sie das gefundene Programm als Administrator (via Rechtsklick).
2. In das nächste
Fenster geben Sie "fsutil behavior query DisableDeleteNotify" ein. Drücken Sie Enter. Dieser Befehl fragt den Status von TRIM ab: Eine 0 bedeutet, dass die Technik eingeschaltet ist. Dann sind Sie jetzt fertig. Sehen Sie eine 1, geht es mit Schritt 3 weiter.
3. Geben Sie jetzt "fsutil behavior set DisableDeleteNotify 0" ein. Anschließend führen Sie noch einmal den Befehl aus dem zweiten Schritt aus, um den Status erneut zu überprüfen.
Bedenken Sie jedoch: Nicht jede SSD beherrscht die TRIM-Technik überhaupt. Gerade ältere Modelle sind betroffen. Um das zu überprüfen, installieren Sie am besten das bekannte (und kostenlose) Tool CrystalDiskInfo. Dort finden Sie unter "Eigenschaften" heraus, welche Techniken die SSD-Festplatte unterstützt. Hier sollte auch TRIM zu finden sein. Sehen Sie den Eintrag nicht, bietet das Modell die Technologie leider nicht an. Übrigens: CrystalDiskInfo bietet noch viele weitere Informationen, die bei Bedarf interessant sein können. Es lohnt sich, ein wenig mit dem Tool herumzuspielen.
Aktivierung von Over-Provisioning
Hinter diesem kryptischen Begriff verbirgt sich eine weitere Eigenschaft der SSDs: Der jeweilige
Hersteller nimmt sich einen kleinen Anteil der Kapazität der Festplatte und versteckt darauf die Firmware und stellt den Rest dem Controller zur Verfügung. Konkrete Auswirkungen bestehen darin, dass sich die Leistung verbessert und auch die Lebensdauer der SSD angehoben wird. Die
Leistungssteigerung geschieht, weil der freie
Speicherplatz praktisch als weiterer Cache genutzt wird. Bei der Lebensdauer wirkt sich das Wear-Leveling positiv aus: Schreib- und Lesezyklen werden damit auf alle Speicherzellen verteilt, sodass nicht einzelne dieser Blöcke deutlich stärker belastet werden als andere.
Übrigens: Das Over-Provisioning ist auch ein Grund dafür, warum Sie etwa bei einer brandneuen SSD mit beispielsweise 128 GB Kapazität nur 120 GB im
Windows Explorer sehen. Der Rest wird als freier Platz dem Controller und der Firmware vorbehalten. Als Faustregel gilt: Je größer die Gesamtkapazität, desto größer ist auch der Anteil, der für das Over-Provisioning freibehalten wird.
Fehlerüberprüfung auf HDDs
Fehler auf HDD-Festplatten treten deutlich häufiger als bei SSDs auf. Der Grund dafür liegt in der mechanischen Natur der Geräte: Wo bewegliche Teile sind, tritt Verschleiß auf - und Erschütterungen beispielsweise entwickeln auch eine ganz neue Qualität der Bedrohung. Daher ist es sinnvoll, eine
HDD gelegentlich auf Fehler zu überprüfen. Je früher und je regelmäßiger, desto besser, bevor eines Tages alle
Daten verschwunden sind. Bewährt hat sich das Programm Checkdisk, das bei
Windows seit vielen Jahrzehnten mit an Bord ist:
1. Öffnen Sie die
Eingabeaufforderung im Startmenü als Administrator.
2. Geben Sie im neuen
Fenster den Befehl "chkdsk C: /f /r /x" ein.
3. "chkdsk" ist die Abkürzung für Checkdisk, "C:" verweist auf das zu prüfende Laufwerk. Durch "/f" repariert das Programm die gefundenen Fehler sofort und "/r" erweitert diese Funktion auch auf bereits fehlerhafte Sektoren. Zu guter Letzt wird "/x" die Bereitstellung des Datenträgers aufheben, damit das Programm auch schreibgeschützte
Daten prüfen darf.
4. Nach Ausführen des Befehls müssen Sie unter Umständen das Gerät neustarten. Wie lange Checkdisk arbeitet, ist unterschiedlich. Bis zu mehreren Stunden ist alles denkbar.
Am Ende wissen Sie genau, wo und ob Fehler vorhanden sind.
SSD-Firmware updaten: oft sinnvoll
Wir haben bereits erwähnt, dass in einem kleinen Anteil einer SSD die Firmware beherbergt ist. Diese lässt sich, genauso wie bei vielen anderen Geräten, im Laufe der Zeit durch Updates der
Hersteller auf den neuesten Stand bringen. Bei HDDs ist das zwar auch möglich, aber wenig sinnvoll. Nutzen Sie SSDs, bekommen Sie unter Umständen mehr Stabilität und
Performance.
• Achtung: Bevor Sie ans Werk gehen, sollten Sie unbedingt ein Backup der
Daten auf der SSD vornehmen. Fehler mit anschließendem Datenverlust sind selten, aber möglich. Führen Sie also in jedem Fall ein möglichst exaktes Backup durch, auch wenn es Stunden dauert, das Speicherabbild zu produzieren.
Damit es losgehen kann, öffnen Sie zuerst wieder CrystalDiskInfo. Verwenden Sie das Tool, um sich die Seriennummer, die Firmware-Version und auch den Modellnamen der SSD zu notieren - und zwar exakt! Danach suchen Sie auf der
Webseite des
Herstellers und finden so heraus, ob es ein Update für die Firmware gibt. Wenn Sie Glück haben, liefert der
Hersteller ein Programm mit, das automatisch nach Updates sucht. Dann müssen Sie auch nicht manuell suchen, was die Fehlerquote reduziert.
Wie genau der anschließende Prozess durchgeführt wird, ist unterschiedlich. Mal geht es sehr einfach und direkt aus
Windows heraus, mal müssen Sie die SSD kompliziert mit einem Linux-Bootmedium updaten. Folgen Sie dazu unbedingt den genauen Vorgaben des
Herstellers und wagen Sie sich nicht an "Bastellösungen" - und vergessen Sie das Backup nicht! Wenn alles geklappt hat, wird im besten Fall die
Performance leicht angehoben. Wunder sollten Sie allerdings von einem Firmware-Update nur in Ausnahmefällen erwarten.
Intel Optane: Was ist das?
Intel möchte die
Geschwindigkeit der SSDs weiter anheben und hat dafür den 3D-Xpoint-Speicher erfunden. Dieser
Speicher ersetzt die herkömmlichen Flashzellen in einer SSD (und wird "Crosspoint" gesprochen und nicht etwa "icks-point"). Der 3D-Xpoint ist sowohl schneller als auch haltbarer als NAND-Speicher, während das NVMe-Protokoll die Kommunikation übernimmt.
Komplett neu ist Optane nicht: Diese Speichermodule gibt es bereits seit längerer Zeit im platzsparenden M.2-Format.
Speicher dieser Art wird als Steckkarte ausgeliefert und wandert in einen freien Platz auf dem
Mainboard. Diese Technik diente zuerst als
Zwischenspeicher, um damit die älteren HDDs zu beschleunigen: Intel Optane "merkt" nach einer gewissen Zeit im Betrieb, welche
Daten auf einer
HDD besonders häufig angefragt werden. Dann kopiert das System diese
Daten automatisch in den
Flashspeicher und stellt sie dort für Zugriffe bereit. Damit dringen HDDs in etwa in die Bereiche von neueren SSDs vor. Der Nachteil: Intel Optane funktioniert nur im Zusammenspiel mit CPUs des
Herstellers aus mindestens der Kaby Lake-Generation.
Seit Ende 2017 sind diese Beschränkungen abgeschafft: Optane-Speichermodule sind auch mit anderen CPUs kompatibel und ganz normal im Handel mit 3D-Xpoint-Speicher zu kaufen. Leider sind die Vorteile momentan jedoch eher in theoretischen Benchmarks und nicht wirklich im Alltag zu spüren. Das liegt nicht etwa daran, dass die Technik nicht ausgereift ist: Vielmehr gibt es durch den
Speicher so viel mehr
Performance, dass aktuell andere Hardware im Gerät zum Flaschenhals, der die Optane-Speichermedien ausbremst.
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Die wichtigsten Begriffe und Abkürzungen rund um Festplatten
Gerade als Anfänger verläuft man sich im Dschungel des Fachjargons schnell. Wir greifen Ihnen ein wenig unter die Arme und erklären kurz einige der wichtigsten Begriffe in diesem Technologiesektor:
- Cache: Mit dem Cache (gesprochen wie das englische "cash") speichert die Festplatte einige häufig genutzte Daten vor. Dieser Zwischenspeicher ist wesentlich kleiner als die eigentliche Kapazität der Festplatte, aber auch viel schneller. Das reduziert die Zugriffszeiten deutlich.
- Flashspeicher: Anders als bei HDDs landen Daten in einer SSD in Flashspeicher. Diese Datenblöcke können größer oder kleiner sein und sind nicht-flüchtig. Das heißt, dass die Daten auch nach Ausschalten des Computers vorhanden sind - sonst wäre es auch keine Festplatte. Die Vorteile gegenüber dem Speicher auf normalen HDDs sind umfangreich: Flashspeicher ist viel schneller, spart Strom und wird weniger warm.
- Drehzahl: In HDDs rotieren magnetische Scheiben (Fachjargon: Platter) mit einer Drehzahl von meistens zwischen 5.400 und 15.000 Umdrehungen pro Minuten. Je schneller die Drehzahl, desto schneller kann der Schreib-/Lesekopf auf Daten zugreifen - aber desto höher auch der Strombrauch und desto lauter die Festplatte im Betrieb. Selbst die schnellsten HDDs kommen hinsichtlich der Geschwindigkeit aber nicht einmal ansatzweise in Reichweite guter SSDs.
- MTBF: Die Hersteller vieler Geräte (nicht nur Festplatten) geben gerne die "Mean Time Between Failures" an: die durchschnittliche Zeit, bis ein Fehler mit dem Gerät auftritt. Bei Festplatten wird diese Zeit in Stunden angegeben. Auf SSD-Verpackungen sehen Sie dann beispielsweise Werte wie "MTBF: 500.000 Stunden". Sie können also im Durchschnitt von einer (absurd hohen) Lebensdauer von etwa 500.000 Stunden ausgehen. Von Bedeutung sind diese Werte eher im Unternehmens- und Industriesektor.
- SATA: Durch die SATA-Schnittstelle werden sowohl HDDs als auch SSDs mit dem Mainboard verbunden. Auf dem Markt gibt es unterschiedliche SATA-Standards, die sich hinsichtlich ihrer Geschwindigkeit unterscheiden. Neben SATA gibt es weitere Möglichkeiten, SSDs mit dem Mainboard zu verbinden,etwa die M.2-Schnittstelle oder PCIe.
- NAND: NAND-Flashspeicher ist der in SSDs am häufigsten eingesetzte Typ für die Speicherung von Daten. Die Technik gibt an, wie die einzelnen Speicherzellen zueinander angeordnet sind (im Fall von NAND handelt es sich um ein miteinander vernetztes Gatter).
- AHCI: Über das "Advanced Host Controller Interface" kommunizieren SSD-Festplatten mit dem restlichen System. Vorteilhaft daran ist, dass die Festplatte selbst durch eine weitere Technik namens NCQ (Native Command Queueing) bestimmen kann, welche Befehle sinnvoll sind und welche lieber anders sortiert werden sollen. Profitieren können davon vor allem HDDs, da die Zugriffszeiten deutlich sinken.
- NVMe: Der Nachfolger von AHCI ist der "Non Volatile Memory Express". Dieses Protokoll verwendet PCI-Express für die Verteilung von Daten. Gerade bei der gleichzeitigen Nutzung vieler Daten wird die Transfergeschwindigkeit der Daten teilweise extrem angehoben.
- Controller: Wie der Name schon sagt, kontrolliert diese Komponente der Hardware - und zwar die Art und Weise, wie die Speicherbausteine mit dem restlichen System kommunizieren (und auch die Verwaltung der Speicherzellen selbst liegt in der Verantwortung des Controllers). Der Controller selbst ist praktisch ein eigener kleiner Computer, der auch einen eigenen Prozessor mitbringt. Als Betriebssystem nutzt er die Firmware der SSD.
- Wear-Leveling: Eingedeutscht wäre dieser Begriff wohl so etwas wie "Verschleißausgleich". Speicherzellen können nicht unendlich oft beschrieben werden, irgendwann geben sie nämlich den Geist auf. Durch Wear-Leveling erkennt die Festplatte, welche Speicherzellen schon sehr häufig beschrieben wurden und welche nicht. Neue Daten landen dann automatisch in Sektoren, die bislang noch relativ ungenutzt waren. Über die gesamte Lebensdauer der Festplatte wird dadurch erreicht, dass alle Speicherzellen gleichmäßig gefüllt und wieder geleert und auch wieder beschrieben werden. Wie das technisch genau realisiert wird, unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller.
Wir hoffen, dass wir die wichtigsten Begriffe damit einigermaßen verständlich erklären konnten!