Bildbearbeitung: Die besten Gratis-Tools
Bilder lassen sich durch Smartphone-Technologie leichter als je zuvor schießen. Mit den richtigen Tools geben Sie Fotos den Feinschliff – und wir stellen die beste Software für Bildbearbeitung vor.
Mehr als nur Photoshop
Fotos können noch so gut sein: Meistens werden sie durch den richtigen Zuschnitt oder eine Bearbeitung von Helligkeit und Kontrast noch besser. Ob die Fotos von einer teuren DSLR stammen oder mit dem Smartphone geschossen wurden, spielt kaum eine Rolle. Viele Anwender greifen instinktiv zu bekannten Anwendungen wie Photoshop oder Lightroom von Adobe. Mit diesen Tools können Sie in der Tat exzellente Ergebnisse erzielen - aber sie zielen auf den Profimarkt ab. Privatanwender geben selten viel Geld für die Standalone-Versionen dieser Software aus oder schließen Abonnements ab.
In vielen Fällen besser geeignet sind kostenlose oder zumindest sehr günstige Anwendungen, die die Ansprüche von Privatnutzern trotzdem oft erfüllen. Bildkorrekturen sind damit sehr gut machbar, sodass weit mehr als nur Zuschnitt oder Belichtungskorrekturen möglich werden. Wir stellen einige dieser Anwendungen für Windows-PCs vor und zeigen ihnen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen.
Paint.NET: kostenlos und vielseitig
Zwar erinnert der Name an das Programm Paint, das Microsoft mit Windows seit vielen Jahrzehnten ausliefert. Paint.NET kann aber wesentlich mehr als der kleinere Bruder. So werden beispielsweise Ebenen unterstützt, wodurch viele moderne Techniken der Bildbearbeitung erst möglich werden. Außerdem sind Kurven für Belichtungen oder Farbsättigungen enthalten. An den Funktionsumfang von Photoshop kommt man aber trotzdem nicht heran - aber das wäre angesichts des nicht existenten Preisschildes auch ein Wunder.
In Paint.NET sind viele Effekte von Haus aus integriert, die Bedienung gelingt auch Anfängern. Insgesamt geht alles flott von der Hand, große Einarbeitungszeit ist nicht notwendig. Die Spezialität von Paint.NET ist die Bearbeitung von Fotos, um zahlreiche professionelle Korrekturen vorzunehmen. Das Erstellen komplett neuer Inhalte gelingt hingegen weniger gut, dort sind "ausgewachsene" Tools noch immer wesentlich besser. Ausprobieren lohnt sich unter allen modernen Windows-Versionen!
Corel Paintshop Pro 2022 Ultimate
Diese Anwendung kostet etwa 90 Euro und kann sehr viel mehr als Paint.NET. Vor allem KI-Funktionen finden Sie in Corel Paintshop Pro 2022 Ultimate reichhaltig. Beispielsweise erkennt die Software automatisch Personen, um entweder den Menschen selbst oder den Hintergrund getrennt zu bearbeiten. Objekte und Fotos können auf smarte Weise skaliert werden, sodass Artefakte durch Bildkompressionen oder Extrapolation fast gar nicht aufzufinden sind. Die Oberfläche sieht fast identisch zum Vorgänger aus, erfahrene Anwender finden also gleich den Weg ins Programm.
Viele Funktionen laufen selbstständig ab, wie die Bildfehlerentfernung. Vor allem auf alten, beschädigten und dann eingescannten Fotos repariert diese Funktion Bildfehler. Farben und Kontrast stellen Sie manuell ein oder lassen die Software einspringen. Durch die Kombination mehrerer Fotos, die unterschiedlich belichtet wurden, erstellen Sie HDR-Szenen - und auch 360-Grad-Fotos kann Corel Paintshop Pro 2022 Ultimate verarbeiten. Dass Ebenen und Masken enthalten sind, versteht sich bei dem Preisschild von selbst.
Insgesamt eignet sich das Programm sowohl für Personen, die neue Inhalte erstellen als auch existierende Fotos bearbeiten möchten.
Photoscape X
Speziell für Fotos ist Photoscape X gemacht. RAW-Bilder hochwertiger Kameras konvertieren Sie damit in JPEGs, mit GIFs kennt sich die Anwendung ebenfalls aus. Die Bearbeitungswerkzeuge der kostenlosen Version können nicht mit Paint.NET, GIMP und ähnlichen Tools mithalten, es geht explizit eher um die Optimierung von Fotos. Durch die sehr große Auswahl an Filtern geben Sie Fotos schnell den Look, den Sie haben möchten.
Etwas unübersichtlich ist die Menüführung, die Sie in den Optionen verändern sollten. Das Ringmenü, das die Standardeinstellung ist, orientiert sich nicht an den Standards in der Branche und benötigt daher viel Zeit, um sich einzugewöhnen. Besser ist das altbekannte Rastermenü. Dann bekommen Sie schnell Zugriff auf das übliche Sortiment der Bearbeitungsfunktionen, um Bilder zuzuschneiden, zu retuschieren, mit Effekten anzureichern und mehr. In der Pro-Version erhalten Sie einige weitere Funktionen, diese kostet aber 40 Euro.
GIMP
Ein Klassiker der Branche ist GIMP, dessen Ursprünge sich bis 1995 zurückverfolgen lassen. GIMP ist seit fast 30 Jahren kostenlos und steht für macOS, Linux und Windows zur Verfügung. Hier und da merken Sie der Software ihr Alter an: Die Menüführung wirkt bisweilen etwas altbacken, manche Funktionen sind umständlich umgesetzt. Unter der Haube wartet jedoch eine enorme Vielzahl aus Funktionen, die alle anderen kostenlosen Programme in den Schatten stellen.
Grundlegend orientiert sich GIMP hinsichtlich der Oberfläche an Photoshop, was für Ein- und Umsteiger hilfreich ist. Als eine bloße Kopie von Photoshop sollten Sie GIMP aber nicht betrachten: Nicht jede Funktion des großen Vorbildes ist enthalten und manches ist umständlicher in der Handhabung.
Vor allem die Arbeit mit zahlreichen Fenstern ist etwas umständlich, Photoshop löst dies mit Tabs wesentlich eleganter. Dies ist der Preis, den Sie dafür zahlen müssen, dass die Software eben kostenlos ist. Falls Sie an einer Alternative zu den Branchengrößen interessiert sind, führt jedoch kein Weg an GIMP vorbei.
Pixlr
In der Grundfunktion ist Pixlr kostenlos, mehr Features warten in der kostenpflichtigen Edition für etwa 8 Euro im Monat. Der größte Vorteil dieser Anwendung ist die Tatsache, dass sie im Webbrowser läuft. Das heißt, dass Pixlr von vornherein mit allen Betriebssystemen kompatibel ist und Sie das Tool auf jedem Gerätetypen verwenden können. Die maximal zu bearbeitende Fotogröße liegt ungefähr bei 8K-Auflösung.
Pixlr E ist die Edition, die für Fotobegeisterte einen großen Umfang passender Funktionen mitbringt. Pixlr X hingegen lässt sich leichter und schneller bedienen, ohne dabei an den Umfang von lokal installierten Anwendungen heranzureichen. Wenn Sie mit der Webbrowser-Edition nicht einverstanden sind, installieren Sie die Software auf Windows- und macOS-Geräten (oder auf Android- und iOS-Smartphones). Am Funktionsumfang ändert das jedoch nichts. Entscheiden Sie sich für die 8 Euro teure Version, bekommen Sie mehr Vorlagen und Werkzeuge. Ob Sie die brauchen, müssen Sie selbst entscheiden. Ein wirklich gutes Merkmal ist der KI-gestützte Ausschnitt von Objekten im Foto. Die Software nimmt damit eine Menge manuelle Arbeit ab.
Ashampoo Photo Optimizer 9
Diese 40 Euro teure Software stellt, wie der Name schon sagt, die Optimierung von Fotos in den Vordergrund. Viele Aufgaben übernehmen Assistenten und Automatikfeatures, die Software verbessert die Bilder also nach vorheriger Analyse selbstständig. Zu den Optimierungen gehören etwa die Verbesserung falscher Kontraste und Farben oder Belichtungen. Durch eine Vorschaufunktionen können Sie Vorher und Nachher leicht vergleichen.
Speziell für Porträts existieren Funktionen, um rote Augen oder Hautunreinheiten zu entfernen oder die Zähne etwas heller erscheinen zu lassen. Drehen, Skalieren und Zuschneiden versteht sich von selbst. Viele teilweise sehr innovative Filter sind mit an Bord. Eine ganz normale Fotoaufnahme erscheint dann zum Beispiel wie ein Ölgemälde. Das kann Photoshop auch, aber dafür kostet es viel mehr.
Insgesamt ist Ashampoo Photo Optimizer 9 damit nicht weltbewegend, aber durchaus einen Versuch wert. Vor allem, wenn Sie eher Interesse an 1-Klick-Lösungen haben, die nur schnell ihren Job erledigen sollen, gibt es kaum bessere Tools auf dem Markt.
Krita
An Künstler richtet sich Krita, das von den üblichen Filtern und Verbesserungen für die Fotoqualität abweicht. Stattdessen steht die digitale Erstellung neuer Kunstwerke im Vordergrund, die Zielgruppe sind Personen, die Texturen oder Illustrationen erstellen. Die Software ist quelloffen, Krita ist komplett kostenlos. Unzählige Pinselvarianten grenzen das Programm vom Wettbewerb ab, einige Funktionen erleichtern das digitale Malen - wie ein Feature, um den Pinsel bei der Zeichnung zu stabilisieren.
Bereits bestehende Pakete aus Pinseln und Texturen importieren Sie direkt nach Krita, die Unterstützung von HDR-Monitoren in Windows ermöglicht die Erstellung entsprechender Inhalte. Übrigens kann Krita auch PSD-Dateien öffnen, womit Projekte aus Photoshop in die Anwendung kopiert werden können.
Achtung: Krita bietet praktisch keine Tutorials und die Unterstützung aus der Community ist aufgrund der geringen Größe nur klein. Sie sollten also Zeit mitbringen, um sich ins Programm einzuarbeiten. Zusätzlich werden viele Fachbegriffe verwendet, die für Nichtkünstler kaum zu erfassen sind. Die professionelle Ausrichtung zieht sich daher wie ein roter Faden durch das Tool.
Fotor
Ebenso wie Pixlr läuft Fotor komplett im Browser ab. Die Software ist kostenlos, eine Pro-Edition für 9 Euro im Monat existiert ebenfalls. Der Fokus liegt stark auf Funktionen, um bestehende Fotos zu verbessern. Filter lassen sich mit einem Klick anwenden, Retuschefunktionen arbeiten größtenteils automatisch. HDR-Funktionalität ist enthalten, dafür benötigen Sie aber mehrere identische Fotos mit unterschiedlichen Belichtungen. Ein einziger Klick reicht dann aus, um ein HDR-Foto zu erstellen. Farben und Details legt Fotor selbst fest.
Ein Batch-Tool erlaubt es Ihnen, geplante Veränderungen auf gleich mehrere Fotos anzuwenden, ohne alles manuell zu regeln. Damit hebt sich die Anwendung von der Konkurrenz ab, denn Batch-Funktionen sind eine Seltenheit. Mehr Funktionen warten in der kostenpflichtigen Edition, die für Privatanwender aber wahrscheinlich überdimensioniert ist.
Adobe Photoshop Elements
Deutlich weniger als das große Photoshop kostet der Elements-Ableger. Dieser schlägt mit 100 Euro zu Buche, der Kauf erfolgt nur einmalig - Abo-Funktionen gibt es nicht. Im Vergleich zur kostenlosen Konkurrenz hebt sich Adobe Photoshop Elements vor allem durch sehr viel mehr Funktionen ab. Die meisten im Alltag wichtigen Funktionen vom großen Photoshop sind enthalten, spezielle Filter und weiterführende Funktionen sind jedoch nicht vorhanden.
Viele über die Jahre liebgewonnenen Funktionen sind jedoch auch in Adobe Photoshop Elements Teil der Software. Beispielsweise können Sie mit wenigen Klicks automatisch bestimmte Objekte inhaltsbezogen entfernen. Das Programm erkennt, wenn ein Fremdkörper in einem Bildbereich enthalten ist, und entfernt diesen. Manuelle Künste müssen Sie dafür nicht mitbringen. Dies funktioniert für Menschen ebenso wie Objekte. Spaziert also eine Person durch Ihr Foto eines großen Bauwerkes, können Sie sie nachträglich einfach löschen.
Zusätzlich passen Sie zum Beispiel Fotos auf bestimmte Pixelgrößen an und schneiden sie auch so exakt zu. Der Nachteil an Adobe Photoshop Elements ist, dass die Funktionsflut natürlich mit einer gewissen Einarbeitungszeit einhergeht. Kurze 1-Klick-Lösungen wie einige Konkurrenten bietet die Software nicht. Es spricht aber nichts dagegen, Elements mit einigen Konkurrenzprodukten gemeinsam zu verwenden.
Affinity Photo
Ein großer Vorteil von Affinity Photo ist die Tatsache, dass sich die Oberfläche stark an Photoshop orientiert. Steigen Sie um oder haben Sie schon Erfahrungen in Photoshop gesammelt, werden Sie sich fast heimisch fühlen. Die Zielgruppe sind klar professionelle Anwender, die viel Funktionsumfang für wenig Geld suchen: Affinity Photo kostet 50 Euro.
Die Software arbeitet teilweise kontextsensitiv, sodass Sie Zugriff auf bestimmte Funktionen nur dann erhalten, wenn die Situation danach verlangt. Sich in diese verschiedenen Modi einzufuchsen, kann Zeit beanspruchen und ungewohnt sein. Besonders einsteigerfreundlich ist Affinity Photo damit nicht unbedingt. Dafür weiß die Fülle an Funktionen zu gefallen: Von leichten Arbeiten wie Zuschnitten bis zur Korrektur von Sättigungskurven und mehr ist alles enthalten. Zusätzlich kann Affinity Photo sowohl mit normalen Rasterfotos als auch Vektorbildern umgehen, die zum Beispiel bei der Bereitstellung von Inhalten fürs Web entscheidend sind.
Ein Foto-Manager ist aber nicht enthalten. Sie können also keine größeren Sammlungen erstellen und diese nach und nach bearbeiten, sondern müssen jedes Foto einzeln importieren. Außerdem liegt der Fokus klar auf der Bearbeitung von Bildern. Für die Erstellung auf einem leeren Blatt Papier ist Affinity Photo nicht die richtige Software, dafür ist eine Zusammenarbeit mit anderen Tools die richtige Lösung.
Cyberlink Photo Director 365
Photo Director 365 gibt es entweder kostenlos oder mit wesentlich mehr Funktionen für überschaubare 3,33 Euro im Monat. Einst war die Software eine Alternative zu Lightroom von Adobe, heute geht der Funktionsumfang aber viel weiter. Zahlreiche Assistenten und Werkzeuge sind enthalten. Ein Schlüsselpunkt der Software sind die KI-Funktionen: Mit einigen Klicks tauschen Sie damit Hintergründe oder Objekte aus, ohne pixelgenaue Masken selbst anlegen zu müssen. Das spart Zeit und erleichtert den Workflow professioneller Anwender.
GIFs und deren Erstellung beherrscht Photo Director 365 ebenfalls, Fotos retuschieren kann die App im Schlaf. Verschiedene Ebenen können Sie erstellen, gruppieren und verwalten, Elemente klonen und verschieben Sie ohne großen Aufwand. Zu bedenken ist, dass einige dieser Funktionen nur dann zur Verfügung stehen, wenn Sie sich für das Abo entscheiden. Die meisten Effekte, Tools und Filter sind aber inbegriffen.
Die Oberfläche ist einfacher zu verstehen als die von Photoshop, aber noch immer recht kompliziert. Bis Sie sich in Photo Director 365 eingearbeitet haben, wird etwas Zeit vergehen. Vorherige Erfahrungen mit Lightroom helfen, da Teile der Benutzeroberfläche noch immer an die Zeit erinnern, als Photo Director 365 nah an die Software von Adobe angelehnt war.