Sportwagen-Zukunft ist elektrisch
Die beiden Audi-Sportwagenmodelle TT und R, die seit 1998 bzw. 2006 angeboten werden, stehen vor dem Aus. Doch sie haben eine Zukunft: Als rein elektrische Versionen.
Audi-Boss Markus Duesmann stellt derzeit in Ingolstadt alles auf den Prüfstand und führt, die von seinem Vorgänger Bram Schot initiierten Kostensenkungen weiter fort.
Nach einem Bericht der britischen Autocar, will Duesman "eine noch effektivere Rationalisierung der Abläufe und größere Einsparungen erreichen".
Audi TT E-Tron als elektrischer Crossover
Nach Aussage einer internen Quelle wurden "Autos wie der TT und der R8 in der Vergangenheit im Rahmen eines allgemeinen Kostensenkungsprozesses überprüft." Nun seien sie jedoch stärker in den Fokus gerückt.
Bereits Bram Schot, damaliger CEO von Audi, sagte im Interview mit auto motor und sport Mitte 2019 auf die Frage, ob der Audi R8 und der Audi TT keinen direkten Nachfolger bekommen werden: "Na ja, sagen wir mal so: Wir überlegen uns das sehr genau angesichts der Zahlen. Der R8 pendelt zwischen 2.000 und 3.000 verkauften Autos jährlich. Und vom TT machen wir pro Jahr etwas über 20.000 Autos. Doch ob es davon jetzt direkte Nachfolger gibt oder nicht: Wir brauchen auf jeden Fall Ikonen."
Und kurz danach kündigte er an, dass der (stil)-ikonische TT ab 2022 weiter leben wird, aber nicht in der bekannten Form: "Seit 20 Jahren haben wir diesen emotionalen Sportwagen in unserem Angebot. In wenigen Jahren werden wir den TT durch ein neues emotionales Modell in der gleichen Preisklasse ersetzen. Durch ein Elektroauto".
Allerdings dürfte der Audi TT E-Tron dann nicht mehr im klassischen Sportwagen-Layout ab 2023 – Corona sei dank – an den Start gehen, sondern als Crossover auf Basis des Modularen Elektrobaukasten (MEB) in Anlehnung an die Studie "TT Offroad", die 2014 auf dem Autosalon in Paris stand.
Audi R8-Nachfolger kommt als E-Tron GTR
Der Audi R8 bleibt indes seinen Sportwagen-Genen treu und dürfte als E-Tron GTR neben dem E-Tron GT ein Leben als Elektro-Sportwagen weiterführen. Das Modell mit Aluminium-Monocoque soll wie der Audi E-Tron GT und der Porsche Taycan auf der modifizierten J1-Plattform des Konzerns stehen.
Drei E-Motoren mit einem Gesamt-Output von 500 kW bzw. 650 PS sollen den E-Sportler mit Allrad in rund zwei Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Möglich machen soll dies eine 95 kWh große Feststoff-Batterie, die induktiv geladen werden kann und zu einer Reichweite von über 480 Kilometern führt.
Zahlen, die einem bekannt vorkommen könnten. Denn bereits 2018 zeigte Audi in Pebble Beach die Elektrosportwagenstudie PB18 E-Tron mit eben einer 95 kWh großen Feststoffbatterie, einer Reichweite von 500 Kilometern und drei E-Motoren sowie Allrad und 800 Volt-Ladesystem. Und bereits Anfang 2019 berichteten wir darüber, dass der PB18 E-Tron in Serie gehen wird – in einer kleinen Auflage von 50 Exemplaren.
Audi R8 wird kompakter?
Fraglich ist indes, ob es gelingt, die J1-Plattform so zu skalieren, dass ein kürzerer Sportwagen darauf aufbauen kann. Der Taycan misst 4,85 Meter in der Länge, der aktuelle Audi R8 4,42 Meter bei einem Radstand von 2,65 Meter. Die PB18-Studie kommt hingegen schon auf 4,53 Meter Länge und 2,70 Meter Radstand.
Das zeigt das Potenzial der Plattform, die zum Beispiel durch eine andere Anordnung der Batteriezellen – etwa durch den Verzicht der Fußgaragen im Fond wie beim viersitzigen Taycan und dem E-Tron GT – kompakter bauen kann. Dazu bietet sich dann noch die Möglichkeit, diese Sportwagenplattform für Lamborghini zu adaptieren.
Aber auch die Plattformstrategie der Audi-Modelle mit Verbrennungsmotoren wird derzeit geprüft. Die kleineren Modelle basieren allesamt auf dem MQB des VW-Konzerns, die größeren Fahrzeuge wie A4, A6, A8 sowie die SUV Q5, Q7 und Q8 bauen seit 2015 auf dem MLB evo (Modularer Längsbaukasten) auf, die von Audi entwickelt wurde. Ebenso wie die Konzern-Schwestermodelle Bentley Bentayga, Lamborghini Urus sowie Porsche Cayenne und VW Touareg.
In Zukunft dürfte die Entwicklungslast hier auf mehreren Schultern verteilt sein und es eine Verschmelzung von MLB und dem Modularen Standardantriebsbaukasten (MSB) von Porsche geben. Zusätzlich nutzt Audi mit dem elektrischen E6 dann auch noch die PPE-Plattform von Porsche, die erstmals beim rein elektrischen Porsche Macan zum Einsatz kommt.