Opel Insignia OPC (2010) im Test

Neuer Chef unter den Insignia Sports Tourern ist der OPC. Er beheimatet 325 PS, Allradantrieb und bei Bedarf 1.530 Liter Gepäck. Wir haben den Opel Insignia Sports Tourer OPC im Test ausführlich unter die Lupe genommen.
Die lässigste Autopräsentation im vergangenen Jahr war die der Opel Insignia OPC Limousine. Die stand in einer schummrigen Box am Nürburgring. Draußen war die Grüne Hölle los, drinnen wurden Schokoriegel zu Spezi gereicht. Und statt des Marketinggeschwurbels, das man sonst oft bei solchen Veranstaltungen hört, erzählte Ex-DTM-Pilot Manuel Reuter einfach, was es für eine Hatz sei, mit dem OPC über die Nordschleife zu dengeln.
Sport-Kombi mit 325 PS
Jetzt also der Opel Insignia Sports Tourer, der dabei noch 1,5 Kubikmeter Sperrgut mitnehmen könnte. Kräftige Kombis haben bei Opel seit dem 204 PS starken Opel Omega Caravan 24V Tradition. Gut 20 Jahre später setzt ein Turbolader den 2,8-Liter-V6 des Opel Insignia Sports Tourer OPC mit 0,9 bar unter Druck, plustert ihn auf 325 PS und 435 Nm. So erzielt er mit kürzerem Achsantrieb und dem passend abgestuften, aber etwas knorpelig zu schaltenden Sechsganggetriebe eher energische als brachiale Fahrleistungen, die im Fall des Sprints von null auf Tempo 100 eine verschmerzbare halbe Sekunde hinter der Werksangabe zurückbleiben. Nur ein kleines Anfahrzögern, dann bollert das Triebwerk homogen los, zieht kräftig durch, dreht bis 6.500 Touren, wenn er denn muss.
OPC-Modus für agilere Fahreigenschaften
Unter der Fülle der Tasten auf der Mittelkonsole findet sich die für den OPC-Modus. In ihm reagiert der V6 schärfer aufs Gas, Lenkung und Dämpfer straffen sich. Was dann vom ansonsten guten Federungskomfort übrig bleibt, genügt für die Autobahn nicht mehr. Für engagierte Landstraßentouren passt die stramme Abstimmung, zusätzlich sorgen der Allradantrieb mit elektrohydraulisch gesteuerter Lamellenkupplung und heckbetonter Kraftverteilung für makellose Traktion, die Brembo-Bremsen für wirksame Verzögerung. Doch den Bemühungen um ein betont agiles Handling steht die – selbst im OPC-Modus – servostrotzende und rückmeldungsarme Lenkung im Weg.
Opel Insignia Sports Tourer OPC gibt sich als Langstrecken-Tourer
Schon wegen seiner moppeligen Figur – ein VW Multivan ist kürzer und kaum breiter – sowie des Gewichts von gut 1,9 Tonnen versteht man den Sports Tourer OPC also besser nicht als Ringregenten, sondern als souverän motorisierten, unangestrengt schnellen und komfortablen Langstrecken-Tourer. Überragende Kombi-Qualitäten muss er sich nicht nachsagen lassen, dazu ist sein Kofferraum zu klein. Außerdem lässt er sich durch die Heckklappe, deren Format der einer Fähre kaum nachsteht, wegen des massigen Stoßfängers nur umständlich beladen. Passagiere bringt der Opel Insignia Sports Tourer ordentlich unter. Einmal mehr überrascht allerdings, wie wenig von der Länge des Kombis für den Innenraum übrig bleibt.
Die Perfektion anderer Hochleistungskombis geht dem Opel Insignia OPC also ab. Nicht aber Charakter. Und der ist – auch das hat bei starken Opel-Kombis Tradition – eben etwas lässiger als bei der Konkurrenz.