So wurde Tamiya zur Modellbau-Legende

Tamiya ist weltweit bekannt, doch wie wurde aus einer kleinen Werkstatt die Modellbaumarke mit Kultstatus?
Am 18. Juli 2025 verstarb Shunsaku Tamiya im Alter von 90 Jahren. Die Nachricht kam leise, wie vieles in seinem Leben – aber mit großer Wirkung. Denn mit ihm verliert die Modellbauwelt nicht nur eine prägende Unternehmerpersönlichkeit, sondern auch den Architekten eines einzigartigen Markenmythos. Der Sohn des Firmengründers blieb dem Unternehmen bis zuletzt verbunden. Doch wer war dieser Mann, und wie hat er eine kleine japanische Holzwerkstatt zu einer der bekanntesten Modellbaumarken gemacht?
Die Geschichte von Tamiya beginnt 1946, nicht mit Kunststoffteilen, sondern mit Brettern. Vater Yoshio Tamiya gründete in Shizuoka ein Sägewerk – nicht als Modellbau-Vision, sondern um einfach Geld zu verdienen. Erst Jahre später entstanden erste Holzmodelle von Kriegsschiffen. Und erst mit dem Einstieg von Sohn Shunsaku, ab 1958, kam die eigentliche Wendung.
In den 1960er-Jahren setzte Tamiya auf Kunststoffspritzguss, ein riskanter, aber folgenreicher Schritt. Die Modelle wurden präziser, robuster und serienreif. Der Durchbruch kam mit dem 1:35-Panzer "Tiger I": Detailliert, leicht zu bauen, realistisch – und ein Riesenerfolg.
Seine ferngesteuerten Autos machten das Rennen
Tamiya erlangte nicht nur durch statische Bausätze Bekanntheit, sondern besonders durch ferngesteuerte Fahrzeuge. Ab 1976 baute man fahrende Modelle, die nicht nur gut aussahen, sondern sich auch wie echte Fahrzeuge verhielten. Legendär: der Porsche 934 Turbo RSR im Maßstab 1:12 – das erste RC-Modell von Tamiya. Dabei legte der Hersteller großen Wert auf Präzision und Passgenauigkeit. Ein Highlight war der Hotshot von 1985: Der erste allradgetriebene Tamiya-Buggy setzte mit Einzelradaufhängung, Stoßdämpfern und echten Rennambitionen neue Standards.
Ob in Kalifornien, Köln oder Kuala Lumpur: Tamiya hat überall Fans. Mit Wettbewerben wie dem Mini 4WD Racing oder dem RC-Cup wurde früh eine Community aufgebaut.
Und doch blieb das Herzstück in Japan. In Shizuoka steht nicht nur das Stammwerk, sondern auch das firmeneigene Museum. Jedes Jahr zur Hobby-Messe lädt Tamiya Schulklassen ein. Shunsaku Tamiya selbst stand oft persönlich an der Eingangstür und begrüßte die Kinder. Diese Nähe zur Jugend, zur Technik, zur eigenen Geschichte machte für Fans den Unterschied zu anderen Modellbau-Spezialisten aus.