BMW droht mit 250.000 Euro Bußgeld

Der Rechtsstreit um die 260 BMW-Modelle, die im Sommer 2023 beim Brand des Autofrachters "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste beschädigt wurden, spitzt sich weiter zu. BMW hat nun auch geplante Probefahrten mit den Fahrzeugen untersagt und Journalisten ausdrücklich vor einer Teilnahme gewarnt.
Zwei Rotterdamer Unternehmer – Eric Bakker, Inhaber des Luxusauto-Händlers "3B Exclusief", und Sam Peinemann, Betreiber eines Miettechnik-Betriebs – hatten die Fahrzeuge nach der Bergung gekauft, um sie zu prüfen und anschließend zu vermarkten. Seit diesem Kauf stehen sie mit BMW in einem Rechtsstreit über die Zukunft der Autos.
Das Schiff hatte rund 3.800 Fahrzeuge geladen, von denen nur etwa 800 in den unteren Decks unversehrt blieben – darunter die fraglichen BMW. Das Bezirksgericht in Den Haag hatte bereits im Juli 2024 ein Verkaufsverbot für diese Fahrzeuge ausgesprochen und dieses Urteil im August 2025 bestätigt. Begründung der Richter war, dass die Einwirkung von Hitze, Rauch und Löschwasser sicherheitsrelevante Systeme unsichtbar beeinträchtigt haben könnte.
Gericht untersagt Verkauf – Unternehmer legen Berufung ein
Die 260 Fahrzeuge waren ursprünglich für den Export nach Taiwan bestimmt. Laut Urteil dürfen sie weder in der EU noch außerhalb verkauft werden. BMW verlangt ihre Rückgabe und eine anschließende Verschrottung. Das Gericht stellte fest: "Das Inverkehrbringen dieser Fahrzeuge – auch außerhalb der EU – steht im Widerspruch zum berechtigten Interesse des Markeninhabers an Qualität, Sicherheit und Markenimage."
Bakker und Peinemann bestreiten diese Argumentation. Sie ließen 32 BMW-Modelle durch den TÜV überprüfen. Das Ergebnis laut den Prüfern: "Die Autos befinden sich in neuwertigem Zustand. Sie sind technisch einwandfrei." Beide Unternehmer haben gegen das Urteil Berufung eingelegt.
BMW verbietet Probefahrten und droht mit Bußgeld
Um die technische Unbedenklichkeit zu belegen, wollten die Unternehmer Medienvertretern Probefahrten ermöglichen. BMW untersagte nach einer Meldung der "Stuttgarter-Zeitung" diese Vorführung jedoch per anwaltlichem Schreiben. Das Unternehmen argumentiert, die Veranstaltung verstoße gegen das Urteil und verletze Marken- sowie Designrechte, da die Fahrzeuge in der Öffentlichkeit präsentiert würden.
BMW kündigte an: "BMW wird nicht zögern, ohne weitere Ankündigung ein oder mehrere Bußgelder in Höhe von 250.000 Euro geltend zu machen, wenn gegen die entsprechenden Verbote verstoßen wird."
Die Rotterdamer Unternehmer weisen die Vorwürfe zurück. Sie erklärten: "Es schien uns ein großartiger Plan zu sein, unabhängigen Medien selbst die Möglichkeit zu geben, die Fremantle-BMW zu testen. Wir wollen in aller Offenheit und Ehrlichkeit zeigen, wie der tatsächliche Zustand der Fahrzeuge ist."
Streit um unterschiedliche Maßstäbe
Bakker und Peinemann kritisieren zudem einen Widerspruch im Vorgehen des Herstellers. Sie verweisen darauf, dass BMW baugleiche Fahrzeuge in Japan potenziellen Käufern präsentiert habe. "Das zeigt, dass BMW mit zweierlei Maß misst: Die teuren Fremantle BMW, die sie in Japan verkaufen wollten, waren sicher, während unsere BMW, die auf demselben Deck standen, nach Angaben von BMW schrottreif und gefährlich sind", so die Händler.
Stellungnahme von BMW
Auf Nachfrage von auto-motor-und-sport.de hat BMW zu dem Fall Stellung bezogen: "Wir freuen uns, dass das Bezirksgericht Den Haag am 30. Juli 2025 erneut in unserem Sinne entschieden hat. Das Gericht hat angeordnet, dass die 260 BMW Fahrzeuge im ordentlichen Geschäftsgang an die BMW Group zurückgegeben werden müssen. Damit ist sichergestellt, dass weltweit keine von uns als besonders sicherheitsbedenklich eingestuften Fahrzeuge mehr in Verkehr gebracht werden.
Trotz der Warnungen der BMW Group vor schwerwiegenden Sicherheitsmängeln der Fahrzeuge wurden die 260 BMW Fahrzeuge von einer Versicherungsgesellschaft an eine Gruppe von Unternehmern aus Rotterdam verkauft. Die 260 Fahrzeuge werden nach Übernahme durch die BMW Group von spezialisierten Abwrackunternehmen demontiert und vernichten. Nach dem Vorfall auf der Fremantle Highway führte BMW technische Untersuchungen an verschiedenen anderen Fahrzeugen durch, die von dem Schiff geborgen worden waren. Diese Untersuchungen ergaben alarmierende Schäden im Innen- und Außenbereich der Fahrzeuge. Diese Schäden waren die Folge von starker Hitzeeinwirkung, giftigem Rauch und Ruß oder einer Kombination davon. Die gegnerische Partei versucht offenbar, mit unbegründeten Behauptungen Aufmerksamkeit zu erregen. Die BMW Group schließt aus dieser Kampagne, dass die Beklagten weiterhin glauben, dass die von der BMW Group angesprochenen ernsthaften Sicherheitsbedenken ignoriert werden können. Für die BMW Group ist und bleibt die Sicherheit unserer Kunden von höchster Bedeutung. Wir sehen der Berufung mit Gelassenheit entgegen."