Chevrolet bringt Kult-Stromer zurück
Denn der neue Modelljahrgang trägt praktisch die Kleider des 2021 eingeführten Bolt EUV auf, der SUV-Variante des damaligen Bolt.
Nach einer mehrjährigen Pause kehrt der Chevrolet Bolt zurück. Die zweite Generation des kompakten Elektroautos soll mit 410 Kilometern Reichweite und moderner Technik punkten.
Als Chevrolet 2017 den Bolt präsentierte, galt er als Pionier der erschwinglichen Elektromobilität in den USA. Mit ordentlicher Reichweite und kompaktem Format war das Modell – auch in Europa, wo er als Opel Ampera-e angeboten wurde – allerdings ein wenig der Zeit voraus. Vor allem aber ein Minus-Geschäft für den US-Giganten, denn die Elektromobilität in moderner Form steckte damals noch buchstäblich in den Kinderschuhen, was zu einem millardenteuren Rückruf wegen brandgefährlicher Antriebsbatterien führte. 2023 lief die Produktion des Bolt aus, was viele Kunden bedauerten. Nun kündigt der US-Hersteller an, dass das Erfolgsmodell zum Modelljahr 2027 zurückkehrt. Diesmal natürlich ohne Opel, denn die Rüsselsheimer gehören ja inzwischen zu Stellantis.
Neuer Auftritt im alten Format
General Motors (GM) möchte mit dem neuen Bolt wieder einen preisgünstigen Einstieg in die Elektromobilität bieten. Produziert wird die zweite Generation im Werk Fairfax in Kansas City, und sie soll das inzwischen umfangreiche Elektroportfolio des Konzerns nach unten ergänzen. Die Reichweite liegt laut Hersteller bei rund 410 Kilometern, was leicht über dem Vorgängerwert von 397 Kilometern liegt. Der Akku nutzt jetzt Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP), die günstiger herzustellen und langlebiger sind. Anfangs werden diese aus China importiert, später aber in den USA (Stichwort Trump-Zölle) produziert.
Optisch bleibt der Bolt seiner Grundform treu. Denn der neue Modelljahrgang trägt praktisch die Kleider des 2021 eingeführten Bolt EUV auf, der SUV-Variante des damaligen Bolt. Karosserieseitig handelt es sich also streng genommen um ein Facelift mit neuer Antriebstechnik, allerdings mit drei Jahren Produktionspause. Neu gestaltete LED-Leuchten, ein markanterer Kühlergrill und sieben poppige Außenfarben stehen auf dem Programm; erstmals gibt es auch eine sportlich ausgelegte RS-Version mit schwarzen Zierelementen und speziellem Felgendesign.
Einheitsmotor mit 210 PS
Beim Laden legt der Bolt deutlich zu: Statt wie bisher mit 55 kW kann das neue Modell mit bis zu 150 kW Gleichstrom laden. Damit soll der Akku an einer Schnellladesäule in rund 26 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt sein. Mit einer Batteriekapazität von 65 kWh und einer Ladeleistung von 11,5 kW an Wechselstrom-Ladepunkten bietet der Bolt solide technische Grundlagen für den Alltag. Chevrolet gibt an, dass der Bolt bei einer heimischen US-Wallbox etwa 40 Kilometer Reichweite pro Lade-Stunde gewinnt. In Verbindung mit einem optionalen bidirektionalen Ladesystem kann der Wagen außerdem als Stromquelle für das eigene Haus dienen – eine Funktion, die bislang meist teureren Modellen vorbehalten war.
Unter der Karosserie steckt die aktuelle GM-Elektrotechnik. Die Antriebseinheit X76 wurde im eigenen Haus entwickelt und kommt unter anderem auch im Chevrolet Equinox zum Einsatz. Der Motor leistet 210 PS (154 kW) und stellt 229 Nm Drehmoment bereit. Durch moderne Magnetmaterialien mit reduziertem Anteil seltener Erden und einem optimierten Wechselrichter mit Siliziumkarbid-Technik soll die Effizienz verbessert worden sein.
Innen mit neuem Schwung
Im Innenraum kombiniert Chevrolet klassische Bedienelemente mit moderner Infotainment-Technik. Das Cockpit wird von zwei großen Displays dominiert: einem 11-Zoll-Fahrerdisplay und einem 11,3-Zoll-Touchscreen über der Mittelkonsole. Das System integriert Google-Dienste wie Maps, Assistant und Play Store. So kann der Fahrer Routen inklusive Ladestopps planen, Sprachbefehle nutzen oder Streaming-Apps verwenden.
Auch das optionale Assistenzsystem Super Cruise ist an Bord. Es erlaubt auf geeigneten Straßenabschnitten das freihändige Fahren und wurde um neue Funktionen erweitert. Für den Alltag bietet der Bolt zahlreiche Sicherheits- und Komfortsysteme – darunter Kollisionsvermeidung, automatische Notbremsung und Rückfahr-Assistenten.
Moderne Unterhaltungselektronik
Chevrolet hat zudem das Raumkonzept überarbeitet. Eine neue Mittelkonsole mit offenem Stauraum, größere Ablagen und ein optionales Panoramadach sollen für ein luftigeres Ambiente sorgen. Die Platzverhältnisse entsprechen weiterhin dem Vorgänger, was bedeutet, dass der Bolt trotz kompakter Außenmaße überraschend viel Innenraum bietet. Für Unterhaltung während des Ladens ist ebenfalls gesorgt: Über integrierte Apps können Filme oder Spiele direkt auf dem Bildschirm genutzt werden. Mehrere USB-C-Anschlüsse und eine induktive Ladefläche für Smartphones runden das Angebot ab.
Marktstart und Preis
Die Produktion des neuen Chevrolet Bolt soll Anfang 2026 anlaufen, die ersten Fahrzeuge werden kurz darauf ausgeliefert. Das Basismodell Bolt LT startet in den USA bei rund 29.990 Dollar, umgerechnet etwa 25.800 Euro. Eine noch günstigere Variante soll später folgen. Damit dürfte der Bolt das derzeit erschwinglichste Elektroauto auf dem US-Markt werden, was vor allem in Zeiten der dort wegfallenden Steuervergünstigungen für E-Autos von Bedeutung ist.
