Ist Porsches Tunnelmodus besonders cool oder blöd?
Porsche hat eine eigenwillige Technik zum Patent angemeldet. Vor einem Tunnel soll das Auto selbstständig lauter werden und die Fenster öffnen.
Menschen, die ab und an in einem sportlichen Fahrzeug mit entsprechend abgestimmtem Motor- und Auspuff-Sound unterwegs sind, erliegen immer mal wieder folgendem Drang: Nach der Einfahrt in einen Tunnel wird das Tempo verlangsamt und ein paar Gänge zurückgeschaltet; gerne gehen parallel die Seitenscheiben runter. Und dann: Rauf aufs Gaspedal und den – zumindest der eigenen Wahrnehmung nach – tollen Klang genießen, der sich zwischen den Tunnelwänden fängt und nicht einfach, wie draußen, in die Umgebung verflüchtigt.
"Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs bei einer Tunneldurchfahrt"
Oder wie Porsche es ausdrückt: "Manche Fahrzeuginsassen mögen die besondere Geräuschkulisse eines Kraftfahrzeugs, die bei einer Tunneldurchfahrt auftritt." Ein kurzer Glücksmoment, den auf diese Art spielerisch veranlagte Autofahrerinnen und Autofahrer bislang selbst timen und durchführen müssen.
Doch womöglich gibt es bald eine Technik, die das Prozedere der Person hinter dem Steuer weitgehend abnimmt. Zumindest scheint Porsche an einem solchen System zu arbeiten. Denn die Dr. Ing. h.c. F. Porsche Aktiengesellschaft hat am 11. Oktober 2025 bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum ("World Intellectual Property Organization" oder kurz: WIPO) das Patent für ein "Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs bei einer Tunneldurchfahrt" beantragt; am 23. Oktober wurde es unter der Nummer DE102024129456 veröffentlicht.
Kurz zusammengefasst übernimmt das Auto das eingangs beschriebene Szenario dabei selbst. Laut Patentschrift verfügt es über zwei Tunnelbetriebsmodi. Erfasst es anhand von Kamerabildern oder GPS-Daten auf der vorausliegenden Strecke einen Tunnel, generiert es etwa 500 Meter zuvor "eine visuelle und/oder akustische Benachrichtigung für den Fahrer". Dieser kann dann einen der beiden Modi auswählen, muss es aber nicht.
Fenster auf, Sportmodus an, herunterschalten
Doch was passiert auf technischer Seite, wenn der Fahrer oder die Fahrerin den Tunnelmodus aktiviert? Porsches System zielt einerseits auf ein Maximum an Emotionalität, denn in einer Variante werden automatisch die Fenster geöffnet, wobei je nach Außentemperatur gleichzeitig die Klimaanlage auf eine höhere Temperatur eingestellt und die Sitzheizung aktiviert werden. Handelt es sich um ein Cabrio, kann zudem der Hinweis erfolgen, zuvor an einem Park- oder Rastplatz kurz anzuhalten und das Dach zu öffnen. In der Röhre wechselt der Porsche dann in den Sportmodus, wodurch er selbstständig die Auspuffklappen öffnet. Denkbar ist laut Patentschrift obendrein ein automatisches Zurückschalten um mindestens einen Gang.
Porsche plant den Tunnelmodus übrigens nicht nur für Modelle mit Verbrennungsmotor. Elektroautos, die über synthetisch erzeugte Fahrgeräusche verfügen, könnten diese im Tunnel ebenfalls akustisch verstärkt in den Innenraum transportieren. Zudem bestehe grundsätzlich die Möglichkeit, "dass nach der Auswahl des ersten Tunnelbetriebsmodus ein akustischer Nachhall beim Durchfahren des Tunnels auf Grundlage eines aktuellen Fahrprofils des Kraftfahrzeugs synthetisch erzeugt wird".
Zweiter Modus unterdrückt Geräusche
Hat die Fuhre den Tunnel passiert, wird die Funktion übrigens automatisch deaktiviert. Folgen mehrere Tunnel in kurzer Folge aufeinander, soll die Technik so programmiert werden, dass sie vor der ersten Durchfahrt ein- und erst nach der letzten Röhre ausgeschaltet wird.
Indem von einem "ersten Tunnelbetriebsmodus" die Rede ist, liegt der Verdacht nahe, dass es zumindest einen weiteren gibt. Und tatsächlich: Das Porsche-Patent beinhaltet eine zweite Abstimmung, die vereinfacht ausgedrückt genau das Gegenteil bewirkt. Dabei werden störende Außengeräusche bei der Tunneldurchfahrt aktiv unterdrückt. Denn wie Porsche in der Patentschrift richtig anmerkt: "Andere Fahrzeuginsassen empfinden eine derartige Geräuschkulisse demgegenüber als störend." Ob jedes Mal vor Aktivierung des Tunnelmodus der Beifahrer oder die Beifahrerin nach der Meinung gefragt wird, darf freilich stark bezweifelt werden.
Hinweis: Im Video nach dem dritten Absatz und in der Fotoshow präsentieren wir Ihnen den neuen Porsche 911 Turbo S (Generation 992.2).
