A6 2.0T vs. 523i & E 200K
Sie sind die Traum-Limousinen jedes Fuhrpark-Leiters: groß, repräsentativ und mit ihren Einstiegsmotoren in Anschaffung und Unterhalt noch bezahlbar. Audi A6 2.0 T, BMW 523i und Mercedes E 200 Kompressor stellen sich dem Vergleich.
Es wäre übertrieben, die drei Basismotorisierungen in der oberen Mittelklasse als Sparvarianten zu bezeichnen. Und doch sind sie die günstigste Möglichkeit, eine große deutsche Premium-Limousine zu pilotieren. Geiz auf hohem Niveau ist in.
Allen voran sprengt der Audi A6 mit seinem neuen 170 PS starken turbounterstützten Zweiliter-Vierzylinder die üblichen Preisdimensionen in diesem Segment. Mit 32 900 Euro in der Schaltvariante darf der Käufer das Fünf- Meter-Schiff sein eigen nennen. So mancher A3-Käufer gibt da mit Extras deutlich mehr aus.
Damit unterbietet die lange Limousine ihre Konkurrenten um den Gegenwert eines großen Flachbild-Fernsehers. Bei BMW fängt der Fünfer. Spaß erst mit dem 523i und seinem 177 PS starken 2,5-Liter- Reihensechszylinder ab 36 700 Euro an. Mercedes gibt sich so gar nicht schwäbisch zurückhaltend und verlangt für den E 200 Kompressor mit 163 PS satte 36 656 Euro. Etikettenschwindel inklusive, denn unter der Motorhaube tut nur ein 1,8-Liter-Vierzylinder seinen Dienst.
Trotz seines Preisvorteils von rund 3800 Euro ist der A6 ebenso gut ausgestattet wie seine Mitstreiter. Alle drei bieten das im automobilen Oberhaus notwendige Minimalprogramm mit den wichtigsten Dingen wie Klima-Automatik, CD-Radio und Nebelscheinwerfern. Wer größeren Luxus wünscht, wird ebenfalls bei Audi am günstigsten bedient. Auch innen spendet der A6 in luftiger Biergartenmanier großzügig Platz und Kofferraum.
Bei den beiden Konkurrenten müssen Insassen und Taschen etwas enger zusammenrücken. Trotzdem holt sich der Mercedes im Karosseriekapitel die meisten Sympathien: Einfache Bedienung, auswechselbare Stoßleisten, eine großzügige Kofferraumöffnung, bequemer Fondeinstieg und die beste Übersichtlichkeit erleichtern das automobile Leben erheblich.
Und der BMW. In der Bedienung gewöhnungsbedürftig, zeigt er im Karosseriekapitel weder große Schwächen noch Stärken, bietet von allem genug, aber nichts im Überfluss. Viel wichtiger ist aber, dass alle drei dieses gediegen-noble Interieur-Ambiente verströmen, wie man es sich als Fahrer einer deutschen Premium-Limousine eben wünscht.
Ob technokratisch kühl wie beim Fünfer, konservativ nobel wie bei der E-Klasse oder bombenfest modern wie beim A6 bleibt schlussendlich Geschmackssache. Drei deutsche Premiumautos, drei verschiedene Charaktere. Dieser Eindruck zieht sich auch durch die Fahrerlebnisse.
Da ist zum einen die E-Klasse. Inzwischen auch schon ein alter Haudegen in der oberen Mittelklasse, hat sie in letzter Zeit viele Schläge für ihre Mängelanfälligkeit kassieren müssen. Mit Fahrbahnprügeln geht das Sternenschiff aber ausgesprochen gelassen um. Auch ohne Luftfederung, auf ganz konventionelle Stahlfedern gebettet, werden Kinder auf langen Fahrten im Mercedes am ruhigsten schlafen. So sanft und ausgeglichen reist es sich mit keinem der Konkurrenten.
Alles an der E-Klasse wirkt unangestrengt und souverän – selbst die Lenkung. Dass fahrdynamische Rekorde nicht zu ihren Stärken zählen, sie am stärksten wankt und sich bei besonders forscher Fahrt auch mal über alle vier Räder hinweg ausgesprochen breit auf der Straße macht, gehört zu ihrem Charakter einfach dazu.
Der Motor schließt sich dieser Unaufgeregtheit an, auch wenn das Attribut souverän trotz Kompressor-Dopings nicht zu seinem Repertoire gehört. Der Vierzylinder bewegt das schwere Mobil ausreichend dynamisch, aber auch keinen Deut mehr. Wer ihn zu hohen Drehzahlen nötigt, erntet nur unwirsches Knurren – aber bei weitem keinen Sportsgeist.
Auch der BMW macht seinem Fahrer schon auf den ersten Metern klar: Ich bin ein großes, solides Auto. Zurückhaltend bewegt kann man sich vom ruhigen Abrollverhalten und dem ausgleichenden Umgang mit langen Wellen verwöhnen lassen. Kleine, harte Fahrbahnstupser dringen aber schon mal über die hervorragenden, aber teuren Sportkomfort- Ledersitze (siehe Spotlight) zu den Insassen durch.
Gibt der Fahrer ihm dann aus niedrigen Drehzahlen die Sporen, erlebt er erst mal wenig. Elastisch wie ein Hartgummipuffer, zieht der Fünfer merklich zäh an. Mit jeder Umdrehung mehr erinnert sich der wundervoll zart schnurrende Sechszylinder aber seiner sportlichen Gene. Und am Ende der Tourenskala beißt zwar auch noch lange kein Williams- BMW, aber doch ein direkt und kraftvoll zupackendes Aggregat. Auch mit seiner Laufruhe spielt der Fünfer in der Champions League, während die Vierzylinder-Konkurrenten in der zweiten Liga brummen.
Dass der Fahrer im 523i oft schalten muss, gehört in Anbetracht des präzisen Sechsganggetriebes eher zur Kategorie Freude denn Mühe. Das Fahrwerk steuert sein Scherflein zu dieser dynamischen Leistung bei und ballert mit bemerkenswerter Leichtigkeit über kurvige Landstraßen.
Wenn da nicht das etwas früh eingreifende ESP wäre, hätte der BMW mit seiner leichten Heckschwenk-Tendenz im Grenzbereich eine Höchstnote beim Fun-Faktor verdient. Ebenfalls erfreulich: Die Aktivlenkung überzeugt speziell bei hohem Tempo mit Zielsicherheit, auch wenn sie immer noch Gewöhnung erfordert.
Der Audi gibt sich erst gar keine Mühe, großen Komfort herauszukehren. Von Anfang an schickt sein Fahrwerk die meisten Straßendaten Richtung Fahrersitz. Trotz dieser latenten Unruhe wird der A6 aber nie richtig unkomfortabel.
Auch lange Strecken lassen sich in seinen wohlgeformten Fauteuils entspannt überstehen. Was er sehr wohl zu bieten hat, sind sportliche Attribute. So leichtfüßig fährt sich keiner der Kontrahenten.
Ein bisschen Show gehört eben zum Geschäft, denn faktisch bietet er nicht mehr Querbeschleunigungsreserven als der Fünfer. Nur im Grenzbereich muss der Fahrer leichtes Untersteuern des Fronttrieblers durch Gaslupfen parieren.
Locker, flockig flutscht auch das Schalten und Lenken des 1,6-Tonners. Was der BMW an höherer Steuerpräzision bietet, macht der Audi durch Gleichmäßigkeit wieder wett. Ohrfeigen für dieKonkurrenz verteilt der A6 beim Durchzug. So bullig ziehen sonst nur Turbodiesel aus dem Drehzahlkeller.
Der 280 Nm starke Vierzylinder-Direkteinspritzer belohnt den Tritt aufs Gaspedal mit dem meisten Spaß. Dass der Vierventiler sich bei hohen Drehzahlen schwerer tut, sei ihm genauso verziehen wie die etwas vorlaut auf Sportlichkeit getrimmte Akustik. Leider schluckt der Audi mit seinem Turbo-Express-Aufschlag am meisten.
Den Sieg in der Eigenschaftswertung überlässt er dann auch wegen seines langen Anhaltewegs auf links und rechts unterschiedlich griffiger Fahrbahn (μ-split) dem ausgeglichenen BMW. Doch die Freude des Fünfers währt nur kurz. Trotz seiner höheren Treibstoffkosten erweist sich der A6 auf hohem Niveau als der mit Abstand beste Sparmeister und holt sich damit den Gesamtsieg zurück.
Und der Mercedes? Der sei allen ans Herz gelegt, die für eine komfortable und unkomplizierte Limousine auch gerne etwas mehr ausgeben.