Fiat Tipo 1.4 T-Jet Fahrbericht

Nicht billig, aber preiswert – mit dem neuen Tipo Fünftürer will Fiat wieder Herzen erobern. Klappt das? Erster Fahrbericht.
Den Claim mit den Status-Symptomen hat bekanntlich schon eine andere Marke besetzt. Eine, bei der angesichts der neuen Tipo-Familie, Start bei 13.990 Euro, derzeit sicher kein Freudentaumel herrscht. Doch mit Renaults Rustikal-Ableger Dacia will sich Fiat gar nicht messen. Auch nicht mit den etablierten Hightech-Kompakten der Deutschen. Zwischendrin, so das Credo, ist der Platz für den Tipo. Das untermalt der Tipo neben der hübschen Schale mit einem Innenraum, der nicht aus jeder Ritze Verzicht atmet. Hartplastik bleibt in dieser Preisklasse natürlich nicht aus, doch dort, wo man jeden Tag hinsieht und hinfasst, ist mit aufgeschäumtem Kunststoff und seriösen Verkleidungen Ambition erkennbar.
Fiat Tipo Fünftürer
Flott gezeichnet, ordentlich ausschmückbar, ausreichend motorisiert – der neue Fiat Tipo ist ein Pragmatiker im besten Sinne.
Den Löwenanteil des Verkaufs wird künftig der nun vorgestellte Fiat Tipo Fünftürer stemmen, knapp unter 4,4 Meter lang einer der längeren Kompaktklässler. Ein ausreichend flotter ebenso: Mit dem gefahrenen Turbobenziner und seinen 120 PS kommt der Tipo-Fahrer im Alltag gut zurecht, hat Reserven für ein schnelles Überholmanöver und ausreichend Drehmoment für relativ schaltfaule Fahrweise. Bereits bei 1.500 Umdrehungen kommt Druck auf, knapp darüber legt sich der 1,4-Liter-Motor dann tüchtig ins Zeug.
Dabei bleibt der Fiat Tipo ein leiser Alltagsbegleiter. Wenig Windgeräusche, gut gedämmtes Motorenabteil, am dominantesten drängen die Abrollgeräusche aus dem Tiefparterre ins Wageninnere. Das Fahrwerk macht seine Arbeit gut, solange die Fahrbahn nicht in Falten liegt. Kurze Unebenheiten. Frostaufbrüche, Kanaldeckel – alles keine Tipo-Freunde. Solche Stöße werden der Besatzung aufgeregt mitgeteilt, zumindest, wenn nur ein Fahrer ohne Gepäck an Bord ist. Der zum Vergleich gefahrene Tipo Kombi Diesel, länger und schwerer, federte spürbar kommoder.
Kein Sportsgeist
Übermütige Fahrweise quittiert der Fiat Tipo mit frühem untersteuern, ebenso früh geht das ESP auf Abfangkurs. Passt allerdings auch zum Rest, die Lenkung ist zwar recht direkt übersetzt, gibt sich jedoch ein bisschen synthetisch und gefühlsarm.
Für seine Klasse bietet der Fiat Tipo ordentlichen Raum für Vier. Vorne ist es (mit Ausnahme der Beinfreiheit nach rechts, dort schiebt sich die Mittelkonsole in den Weg) direkt luftig. Auf den Rücksitzen kommen Erwachsene bis zu 1,8 Meter Leibeshöhe sowohl mit der Bein- als auch der Kopffreiheit gut zurecht. Einzig die weit nach hinten geneigte Rücklehne der Sitzbank fühlt sich etwas ungewöhnlich an. Bequem ist der Zustieg in jedem Fall, die Türen schwingen sehr weit auf, was außerdem beim befestigen von Kindersitzen ein echter Pluspunkt ist. Der Kofferraum mit tiefem Boden ist im Klassenvergleich weit vorn: Mit 440 Liter Standardvolumen gibt der Tipo auch in dieser Hinsicht den Familienfreund.
Neues U-Connect im Fiat Tipo
Im Fiat Tipo kommt erstmals die neue Version des konzernweit verwendeten U-Connect-Multimediasystems zum Einsatz. Im Fiat Tipo Lounge gehört die 7-Zoll-Variante, modisch auf dem Armaturenbord aufgesetzt, zum Serienumfang. Der erste Eindruck ist gut: das Grafikdesign hat gewonnen, die Aufmachung ist nicht mehr so verspielt, die Bedienung logisch und der Bildschirm sehr sensitiv, eine leichte Berührung genügt. In der Bildschirmauflösung und Bedienung entspricht das System jetzt einem modernen Tablet-Computer, lediglich die Schriftgröße in den Textfeldern ist etwas klein geraten.
Den 120-PS-Benziner bietet Fiat in der mittleren („Easy“) und der Top-Ausstattung Lounge an, bei welcher für faire 18.190 Euro im Grunde alles Wesentliche an Bord ist. Die Optionsliste ist überschaubar, so lässt sich beispielsweise der serienmäßige Tempomat mit einem Radarauge aufrüsten, um automatisch den Abstand zu halten. Auch eine Lederausstattung oder der City-Notbremsassistent stehen noch in der Aufpreisliste.