Irmscher Opel GT
Seit 40 Jahren kümmert sich Irmscher um Autos – am liebsten Opel. Zum Jubiläum gibt’s nun einen GT mit V8-Motor und 480 PS.
Die Irmschers sind echte 68er. Auch wenn sie lieber mit scharfen Nocken statt scharfen Worte kämpfen, die Straßenlage dem Straßenkampf vorziehen. Und das seit nunmehr 40 Jahren mit ungebrochenem Elan. Los ging es, als Günther Irmscher senior nach Sport-Erfolgen und dem Verkauf eines Rallye-Kadett in einer Doppelgarage mit professioneller Rennsport- Vorbereitung begann. Kurz danach startete die Kooperation mit Opel, heraus kamen Sondermodelle vom Kadett C City bis zum Manta i240.
Aus der One-man-Show wuchs ein Unternehmen, das europaweit 250 Mitarbeiter beschäftigt und neben Tuning-Themen auch Industrieaufträge, etwa Flüssiggas- Umrüstungen, bearbeitet. Und sich hin und wieder sein eigenes Jubiläumsmodell gönnt. Zum 40. Geburtstag – an dem der Schwabe ja normalerweise gescheit wird – treiben es die Irmscher-Jungs richtig wild und dem Opel GT die Vierzylinder-Fistelstimme aus.
Sechsliter-V8 aus der Corvette
Im GT i40 pulsiert der Sechsliter-V8 aus der Corvette – im wahrsten Sinne des Wortes. Modifizierte Zylinderköpfe mit geglätteten Einlasskanälen, scharfe Nockenwellen und eine selbst entwickelte Auspuffanlage ergeben nicht nur 480 PS und rund 550 Newtonmeter, sondern auch einen unruhig pendelnden Leerlauf. Der verhältnismäßig leichtgewichtige Smallblock nickt im Takt der Zündungen, mit ihm der insgesamt nur 1.385 Kilo schwere GT samt Insassen.
Deftige Aussprache, bollernder Dialekt – kein Vergleich zum nasalen Stöhnen des direkt einspritzenden Zweiliter-Turbo der 264 PS starken Basisversion. Hockt der noch eher luftig im Maschinenraum, sitzt der V8 darin wie ein Knackhintern in einer badewannengeschrumpften Jeans. Aber immer noch schwerpunktfreundlich auf und hinter der modifizierten Vorderachse. Nicht nur Wartungsfreaks liften die Haube des GT i40 gern und häufig. Auch Freunde klassischen Motorenbaus greifen zu, um sich an hochglanzrot lackierten Deckeln, dem bis zum Kühlergrill reichenden Schnorchel und der mattschwarzen Ansaugspinne zu erfreuen.
Thermische Gesundheit gesichert
Ebenfalls im Blick: größere Kühler, die die thermische Gesundheit des Bollermanns sichern. Haube wieder zu und hinein in den GT-Kokon, der bei geschlossenem Dach intime Sport-Atmosphäre, bei geöffnetem Stoffverdeck luftigen Spaß für Zwei in körpernah geschnittenen Separées bereithält. Zwischen den Insassen erhebt sich der Getriebetunnel, darunter steckt ein Sechsganggetriebe des US-Zulieferers Tremec. Es ist im Gegensatz zur Transaxle-Variante der Corvette direkt an den Motor angeblockt und fühlt sich auch so an: Schwergängig und metallisch hart pflügt der lederbezogene Stummelhebel durch die kurzen Gassen.
Ansonsten vermied Irmscher beim GT i40 übertriebene Härte. Das höheneinstellbare KW-Fahrwerk hält über Doppeldreiecksquerlenker und 19 Zoll große Irmscher-Felgen samt 245er Pirelli unmittelbaren Kontakt zur Straßenoberfläche. Es informiert die Passagiere jederzeit detailliert, allerdings ohne die wirbelstauchende Pseudo-Sportlichkeit mancher Tuning-Exponate. Im Gegensatz dazu arbeitet die serienmäßige Lenkung zwar leichtgängig, aber wie beim Original-GT unter Sport-Aspekten indifferent und wenig zielgenau.
So wie die fehlende Axial-Einstellung des Lenkrads, präsentiert das Armaturenbrett schlichten Serienstandard, also genarbten Preiswert-Kunststoff und eine schwarz glänzende Mittelkonsole mit Klima- und Stereobedienung. Erfreulicher für Augen und Finger sind die zweifarbigen Lederbezüge auf Sitzen und Türverkleidungen als Kombination aus Glatt- und Prägeleder im Karbonlook.
Noch prägender fällt das Fahr-Erlebnis aus. Obwohl das Einzelstück noch auf die vorgesehene, standfestere Hinterachse mit mechanischem Sperrdifferenzial plus passenden Antriebswellen warten muss und am Originalteil mit reichlich Spiel laboriert, hält es das Versprechen seines vorteilhaften Leistungsgewichts. Auf dezentes Losrollen folgt beim Tritt aufs Gaspedal neben feistem V8-Prasseln nachhaltiges Nacken- Stretching.
Ab Standgas geht’s los
Hochdrehzahl? Nicht nötig. Ab Standgas geht’s los, der Zweiventiler mit seiner unten liegenden Nockenwelle lässt Hubraum sprechen. 4.000 U/min reichen schon für ein breites Grinsen, gejubelt wird ab 5.000/min. Die versprochenen 4,2 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 erscheinen da glaubhaft. Am liebsten widmet sich der GT i40 jedoch Kurven: leichtfüßig-neutral am Eingang und – je nach Gaspedalstellung – übersteuernd am Ausgang. Welchen Ausgang die 68er Evolution am Ende nimmt, ist noch offen – eine Kleinserie durchaus möglich.