China-Pick-up greift Ranger und Hilux an

Der Maxus T60 will mit Vollausstattung zum vergleichsweise günstigen Preis Pick-up-Fahrer in Deutschland zum Wechsel nach China überzeugen.
Der Maxus T60 will mit Vollausstattung zum vergleichsweise günstigen Preis Pick-up-Fahrer in Deutschland zum Wechsel nach China überzeugen.
Mit dem Maxus T60 tritt erstmals ein offizieller Importeur mit etabliertem Händlernetz in Deutschland an, um die hiesige Kundschaft von chinesischen Pick-ups zu überzeugen. Importeur Maxomotive hatte zuvor bereits den elektrisch angetriebenen T90 (siehe Video unten) eingeführt, doch das Pick-up-Lager ist nach wie vor fest in Diesel-Hand. Und da will der T60 künftig ein Stück vom Kuchen abhaben, die Bestseller Ford Ranger und Toyota Hilux herausfordern.
Unter der Haube arbeitet ein 2,0-Liter-Turbodiesel mit Common-Rail-Technik, der angesichts des Hubraums beachtliche 215 PS und ein kräftiges Drehmoment von 500 Newtonmetern liefert. Abmessungen und Nutzlast-Daten entsprechen dem Pick-up-Standard – 3,5 Tonnen dürfen an den Haken und rund eine Tonne darf aufgeladen werden. Die Form passt ins Segment, wirkt nicht übertrieben futuristisch oder verspielt, sondern robust und kernig.
Cockpit im E-Auto-Look
Innen dagegen überrascht der T60 mit einem modernen Cockpit im E-Auto-Look. Zwei große 12,3-Zoll-Displays für Instrumente und Infotainment sind in einem Gehäuse kombiniert. Dazu gibt es kabelloses Laden für Smartphones und Unterstützung für Apple CarPlay sowie Android Auto. Das ist auch deshalb wichtig, weil Maxus keine eigene Navi-Software im Infotainment bietet.
Bei der Ausstattung zeigt sich Maxus großzügig. Das liegt daran, dass es nur eine einzige Ausstattung aus der Abteilung "volle Hütte" gibt. Luxury heißt die, was keinesfalls übertrieben ist: LED-Licht, Ledersitze mit Heizung und elektrischer Verstellung, Keyless-System, Klimaautomatik, DAB-Radio, 360-Grad-Kamera, 18-Zoll-Alufelgen, Trittbretter und sogar ein Ladeflächenbügel sind enthalten. Einziger Aufpreis: Metalliclack für 773 Euro.
Der Einstieg in die hohe Kabine ist bequem und birgt auch für größer gewachsene Nutzer keine Kopfnuss-Gefahr, was bei Pick-ups keinesfalls selbstverständlich ist. Kleiner als ein Einsachtziger Durchschnittstyp zu sein, bringt aber anschließend Vorteile im Cockpit. Denn das Lenkrad ist nur höhenverstellbar und das nur in einem Bereich, der selbst in der höchsten Einstellung zu gering ist, der Blick auf das Instrumentendisplay wird zum Teil abgedeckt.
Von Mercedes inspiriert
Bei der grundsätzlichen Bedienung – rechter Lenkerhebel für das Automatikgetriebe, linker Drehhebel für den Scheibenwischer – stand offenbar die Marke mit dem Stern als Inspiration. Am Lenkrad selbst finden sich die üblichen Tasten für Tempomat, Soundsystem und Telefon sowie vorbildlich integriert für die serienmäßige Lenkradheizung. Beim Rest fällt das Lob eher durchwachsen aus, weil nahezu alle anderen Funktionen (bis auf die Klimaanlage, gesteuert über Touchflächen) im kleinteilig organisierten Multimediasystem angesteuert werden. Das gilt selbst für das Fahrlicht, einen separaten Schalter für die Scheinwerfer gibt es nicht.
Besonders wenig Freude macht das beim obligatorischen Abschalten des Spurhalte-Assistenten nach jedem Fahrzeugstart, was mehrere "Touchs" in ein Untermenü bedingt. Und abschalten willst du diese Funktion sofort nach wenigen Metern Fahrt, weil der "Assistent" bemerkenswert grob auf Fahrbahnmarkierungen reagiert und ebenso grob in die Lenkung eingreift. Was sich wie ein roter Faden durch die restliche Assistenz zieht, die überraschend vorgestrig wirkt. Beispielsweise die unbrauchbare, willkürlich arbeitende Wischer-Automatik oder der Abstands-Tempomat, der gerne mal nicht nachvollziehbar beschleunigt oder bremst. Dafür aber nur bis maximal 120 km/h arbeitet – das ist allenfalls im Lowspeed-Land Schweiz kein Grund zum Verdruss. Dass immer wieder völlig willkürlich irgendwelche Warntöne losbimmeln, gehört da schon zu den geringeren Auffälligkeiten.
Tempomat nur bis 120 km/h
Der Vierzylinder im Maschinenraum gibt sich dagegen so kumpelhaft, wie man das von einem Diesel-Pick-up erwartet. Klingt kernig, ohne aufdringlich zu nageln und legt sich ordentlich ins Zeug. Wobei die sanft und nachvollziehbar schaltende Achtgang-Automatik ihren Teil zum ordentlichen Auftritt beiträgt. Gemessene 11,3 Sekunden Nullhundert und glatte neun Sekunden für den Sprint von 80 auf 120 km/h sortieren die Fahrleistungen ungefähr zwischen dem 2,4er und dem 2,8er Toyota Hilux ein, das ist schon ansehnlich.
Die versprochenen 170 km/h Höchstgeschwindigkeit schafft der Maxus T60 locker, im Test lagen bis zu 181 km/h an. Das macht aber nicht lange Spaß, weil die im Normalbetrieb gut und direkt ansprechende Lenkung bei hohem Tempo zunehmend nervös wird und nach ständigen Korrekturen verlangt. Damit kann man leben, so ein Pick-up ist schließlich kein Sportwagen. Auf Dauer nervig ist allerdings die trampelige Abstimmung der Hinterachse bei leerer Ladefläche, die nicht nur auf schlechten Straßen ständig Stöße und Kicks austeilt. Das können die Wettbewerber klar besser.
Gut im Gelände
Auf Augenhöhe mit der etablierten Konkurrenz ist der Maxus allerdings bei den Geländefertigkeiten. Die Überhänge sind verhältnismäßig kurz, über Kuppen bleibt es trotz des langen Radstands sehr lange geräuschfrei. Die Verschränkung der Hinterachse ist top, neben der zuschaltbaren Geländeuntersetzung sorgt außerdem eine serienmäßige Hinterachssperre für Durchsetzungsvermögen. Über kniffelige Hindernisse lässt sich der Maxus mit dem hohen Drehmoment und dem Automatikgetriebe sehr behutsam und kontrolliert steuern – Offroad gibt es tatsächlich nichts als Lob für den Pick-up aus China.
Den Preis wert?
Bliebe noch die Frage nach dem Preis. Dass der Maxus T60 bei für sich betrachtet sehr selbstbewussten 47.588 Euro noch vergleichsweise ein Schnapper ist, gerade angesichts der guten Ausstattung, liegt alleine daran, dass die etablierten Pick-up-Anbieter in den letzten drei bis vier Jahren ihre Preise dreist nach oben geschraubt haben. Selbst Isuzu, mit dem D-Max früher für ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt, ruft inzwischen für den Basis-D-Max Doppelkabiner über 45.000 Euro auf. Das Top-Modell des Toyota Hilux, der GR Sport, steht mittlerweile bei atemberaubenden 66.419,85 Euro in der Liste – für einen Pritschenwagen mit ein bisschen Klimbim. Der Punkt geht an Maxus.