12 spannende Weltkulturerbe in Deutschland

In allen Ecken Deutschlands sind sie zu finden – Orte, die als Weltkulturerbe gelten. Zwölf davon stellt promobil Ihnen inklusive Stellplätzen in der Nähe vor.
- Völklinger Hütte
- Alte Buchenwälder
- Schloss Augustusburg
- Oberes Mittelrheintal
- Speicherstadt
- Wattenmeer
- Der Limes
- Eisleben & Wittenberg
- Bamberg
- Quedlinburg
- Grube Messel
- Reichenau
Völklinger Hütte
In der Völklinger Hütte im Saarland kann man auf einzigartige Weise alle Phasen der Roheisenproduktion, der Kohle- und Erzaufbereitung genauso nachverfolgen wie die weiteren Produktionsabläufe der Weiterverarbeitung der Abfallprodukte wie Teer, Schwefel, Ammoniak und Gas. In keiner anderen historischen Anlage sind die Produktionsstätten so komplett erhalten wie hier.
Heute finden in der Völklinger Hütte Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen statt – in der ehemaligen Erzhalle sowie in der 6000 Quadratmeter großen Gebläsehalle. Inzwischen führen rund sieben Kilometer Besuchswege durch diese erste Industrieanlage, die 1994 als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde. Dabei sind die einzelnen Teile an sich nicht unbedingt schön zu nennen. Der Reiz resultiert aus der schieren Menge an Stahl, Eisen und Rost einerseits und andererseits aus der Faszination für die Kunst der Ingenieure, die ihrem „Arbeitsgerät“ zu einer ganz eigenen Ästhetik verholfen haben.
Weitere Informationen: https://www.voelklinger-huette.org/willkommen/
Alte Buchenwälder
Wenn man sich eine Vorstellung davon machen will, wie es in Deutschland vor Millionen Jahren einmal ausgesehen haben mag, empfiehlt es sich, die letzten Reste der Alten Buchenwälder in Hessen, Brandenburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern zu durchstreifen.
Sie bilden mit weiteren, unter Schutz gestellten Buchenwäldern in der Ukraine und der Slowakei ein transnationales Weltnaturerbe. Die Alten Buchenwälder in den Nationalparks sind die letzten Urwälder in Deutschland. Unter den Schutz der UNESCO wurden aber nicht die gesamten Parks gestellt, sondern nur die Zonen, die am längsten von Menschen unberührt sind. Die Buche hat sich seit der Eiszeit durchsetzen können, weil sie relativ genügsam ist und sich stetig ausbreitet, wie man es im Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen sehen kann. Bis an den Rand der Klippen stehen die Buchen dicht an dicht – und sind so die ersten, die von der Erosion der Insel betroffen sind.
Weitere Informationen: www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de
Schloss Augustusburg
Das Schloss Augustusburg in Brühl wurde im 18. Jahrhundert von Erzbischof Clemens August erbaut. Dieser war nicht nur geistlicher Würdenträger, sondern auch der Bruder des Herzogs von Bayern. Da verwundert es nicht, dass er sich neben den eigentlichen Residenzen, dem Kurfürstlichen Schloss und dem Poppelsdorfer Schloss in Bonn, noch ein geeignetes Sommerschloss wünschte.
Schloss Augustusburg ist ein Meisterwerk des feudalen Rokokos, vor allem was die verschwenderische Fülle der Dekoration betrifft. Selten trifft man ein so in sich geschlossenes Werk an, das heute jedoch bisweilen etwas überladen und kitschig anmutet. Ein Glanzstück ist die im Jahr 1740 von Balthasar Neumann entworfene Treppenanlage. Auch die Repräsentanten der Demokratie waren für die Faszination und den Prunk des Rokokos empfänglich. So diente das Schloss dem Bundespräsidenten von 1949 bis 1996 als prachtvolle Kulisse für Staatsempfänge.
Weitere Informationen: www.schlossbruehl.de
Oberes Mittelrheintal
Das Obere Mittelrheintal von Bingen bis Koblenz vermittelt einen Eindruck davon, welche nachhaltige Idee der Römer es war, an den Rheinhängen Wein anzubauen, und vor allem davon, wie die Region im späten Mittelalter gewirkt haben mag: Ein Flickenteppich voller kleiner Fürstentümer, die alle paar Kilometer ein Schloss oder eine Burg errichteten, um ihr Gebiet zu behaupten und Zölle einzutreiben. Viele wollten von dem regen Handel am Rhein profitieren, und so reiht sich eine Burg an die andere zu einer Burgendichte, wie sie kein zweites Mal auf der Welt zu finden ist. Die meisten der rund 40 Burgen, Festungen und Schlösser stammen aus dem 12. bis 15. Jahrhundert. Im Dreißigjährigen Krieg und während des Pfälzer Erbfolgekriegs wurden viele Anlagen zerstört.
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts erlebten die Burgen und das Mittelrheintal einen Aufschwung, als Dichter wie Goethe und Hölderlin in ihren Reiseberichten vom Rheintal schwärmten. Im 19. Jahrhundert begann das, was man heute als „Rheinromantik“ bezeichnet. Fasziniert waren die Menschen nicht nur von der Landschaft, sondern vor allem von den pittoresken Ruinen der ehemals großen Burgen. In der Folge kam es zu einer Restaurierungswelle, die das ganze Mittelrheintal erfasst und deren Früchte man heute noch bewundern kann.
Weitere Informationen: https://mittelrhein.de/
Hamburger Speicherstadt
Die politischen Entwicklungen am Ende des 19. Jahrhunderts und die Gründung des Deutschen Reiches 1871 hatten weitreichende Folgen für Wirtschaft und Handel. Ein Ergebnis davon ist die Hamburger Speicherstadt. Sie ist steingewordenes Zeugnis der Entwicklung und der Komplexität des weltweiten Handels um die Jahrhundertwende und das größte zusammenhängende Ensemble seiner Art.
Vor dem Eintritt ins Deutsche Reich genoss Hamburg Zollfreiheit, was ein entscheidender Standortvorteil war, den die Kaufleute nicht aufgeben wollten. So wurde nach jahrelangen Verhandlungen ein Freihafen eingerichtet, in dem die Zollfreiheit weiterhin Bestand hatte – die Speicherstadt. Hier sollten Lagerhäuser entstehen, in denen sämtliche Waren wie Kaffee, Tee, Tabak und Gewürze gelagert und verkauft werden konnten. 1888 war der erste Abschnitt der Speicherstadt nach fünfjähriger Bauzeit beendet – vorher hatten jedoch 20.000 Anwohner dem Bauprojekt weichen müssen.
Wattenmeer
Zwischen dem niederländischen Den Helder und dem dänischen Esbjerg erstreckt sich über 450 Kilometer das größte zusammenhängende Ökosystem seiner Art, das Wattenmeer. Es ist neben den Hochregionen der Alpen das letzte große Wildnisgebiet Europas und zählt seit 2009 zum Unesco-Weltnaturerbe.
Der Begriff Watt kommt vom Altfriesischen „wad“, was seicht, untief bedeutet. Und das ist genau das Wesen dieses größten Wattgebiets der Welt: Flächen an der Nordseeküste, die bei Ebbe trockenfallen und bei Flut wieder überschwemmt werden. Der Tidenhub fällt mit zwei bis drei Meter zwar nicht so hoch aus, doch da die Nordsee hier sehr flach ist, resultiert daraus zweimal am Tag eine enorme Verwandlung. Bei Ebbe wirkt es zwar nicht so, aber das Wattenmeer ist eines der am dichtesten besiedelten Biotope in Europa, dessen Biodiversität für die ganze Erde von Bedeutung ist. Zum Beispiel als Rastplatz und Versorgungsstation für bis zu zwölf Millionen Zugvögel.
Weitere Informationen: https://www.die-nordsee.de/natur-wattenmeer
Der Limes
Der Obergermanisch-Raetische Limes markiert die Grenze, bis zu der das Römische Reich sich vor rund 2000 Jahren ausgedehnt hat. Nach der desaströsen Schlacht bei Kalkriese im Jahr 9 n. Chr., als Varus im Kampf gegen die Germanen drei Legionen verlor, verlagerte sich die Politik Roms von der Expansion weg und hin zu einer Sicherung der eroberten Gebiete.
Unter Antonius Pius (138–161) erreichte der Limes seine äußerste Grenze; er war das größte Bauprojekt, das jemals in Europa verwirklicht wurde. Die ursprünglichen Palisaden und Gräben bauten die Römer zu drei Meter hohen Steinmauern aus, die von etwa 900 quadratischen Wachtürmen und 120 größeren und kleineren Kastellen unterbrochen wurden. Rund um die Kastelle siedelten sich bald Menschen an, Märkte wurden veranstaltet und Handel mit den „ Barbaren“ von jenseits der Mauer getrieben. Der Limes war also keine undurchlässige Grenze, sondern auch ein Ort der Begegnung und des Austauschs.
Weitere Informationen: https://www.limesstrasse.de/
Eisleben und Wittenberg
Die Weltkulturerbestätten im sachsen-anhaltinischen Eisleben und Wittenberg sind kaum wegen des architekturhistorischen Wertes zu ihrer Berufung gekommen. Wie die Unesco-Kommission es formuliert, repräsentieren sie „einen bedeutsamen Abschnitt in der menschlichen Geschichte“ und sind „als authentische Schauplätze der Reformation von außergewöhnlicher universeller Bedeutung“.
Tatsächlich ist die Authentizität gerade bei Luthers Geburtshaus in Eisleben bis auf den Standort nicht gegeben: Das Haus brannte 1689 bis auf die Grundmauern nieder. Kurz darauf wurde ein neues Gebäude errichtet, das forthin als Memorialgebäude für Luther genutzt wurde. Anders verhält es sich mit Wittenberg, der Stadt, in der Luther den Großteil seines Lebens verbrachte. Im dortigen Augustiner-Eremiten-Kloster bewohnte Luther eine Zelle. Seine Predigten hielt er in der Stadtkirche St. Marien, die auch „ Mutterkirche der Reformation“ genannt wird, weil hier die Heilige Messe erstmals in deutscher Sprache gefeiert wurde.
Weitere Informationen: https://www.martinluther.de/
Bamberg
Bamberg nennt die größte unversehrte Altstadt in Deutschland sein Eigen. Im Mittelalter hat sich die Stadt aus einer Burg heraus zum Mittelpunkt eines riesigen Reiches gemausert und erlebte im Barock unter der Regentschaft einflussreicher Fürstbischöfe ihre größte Pracht.
Kaiser Heinrich II. und seine Ehefrau Kunigunde erwählten Bamberg zu ihrer Lieblingsstadt. Um die Stellung der Stadt im Reich zu stärken, gründete Heinrich 1007 das Bistum Bamberg und plante, die Stadt zur Hauptstadt seines Reiches zu machen. Der zweite Bischof von Bamberg, Suitger, pflegte gleichfalls eine sehr innige Beziehung zu Bamberg. Suitger wurde 1046 zum Papst ernannt und seinem Wunsch gemäß nach seinem Tod im Bamberger Dom begraben – das einzige Papstgrabmahl nördlich der Alpen. Nach einem verheerenden Brand wurde der Dom im 13. Jahrhundert wieder aufgebaut. Ein besonderes Merkmal sind seine vor Lebendigkeit sprühenden Skulpturen, die man auch heute noch bewundern kann.
Weitere Informationen: https://www.bamberg.info/
Quedlinburg
Das Besondere der Stadt Quedlinburg ist, neben ihren bedeutenden ersten Jahrzehnten unter der Regentschaft der Ottonen, die immense Vielzahl und Vielfalt an Fachwerkhäusern, die die Altstadt prägen wie kaum eine andere. Die Stadt ist damit auch eines der größten Flächendenkmäler des Landes. In dem mittelalterlichen Gassengewirr kann man die Geschichte des Fachwerkbaus sozusagen am lebenden Objekt studieren. Das älteste der rund 1300 denkmalgeschützten Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten steht in der Wordgasse, stammt von 1346 und beherbergt sinnigerweise das Fachwerkmuseum.
Der Niedergang der historischen Altstadt im 20. Jahrhundert vollzog sich langsam und stetig durch natürlichen Verfall und konnte durch die DDR-Regierung kaum aufgehalten werden. Stattdessen erwog man in den 1960er Jahren, die Altstadt einfach abzureißen und durch Plattenbauten zu ersetzen. Glücklicherweise wirkte die schlechte wirtschaftliche Lage der DDR als Denkmalschutz, denn aus Geldmangel wurde der Plan nicht verwirklicht.
Die historische Bedeutung Quedlinburgs hängt eng mit König Heinrich I. zusammen. Ihm gelang es, die Herzogtümer zu einer gewissen Einheit zusammenzuführen. Sie hielt sogar über seinen Tod hinaus. Die Einheit des Frankenreichs bildete eine Grundlage für das spätere Deutschland – auch dieser Prozess nahm seinen Anfang in Quedlinburg.
Weitere Informationen: http://www.quedlinburg.de/
Grube Messel
Die südhessische Gemeinde Messel, zwischen Darmstadt und Rodgau gelegen, ist der Fundort von Überresten erstaunlicher Pflanzen und Tiere aus grauer Vorzeit. Vor Millionen von Jahren waren sie in einem See versunken und wurden durch eine Reihe besonderer Umstände dort konserviert. Bis man 1859 in Messel mit dem Ölschieferabbau begann, war das jedoch noch längst nicht bekannt.
1876 wurde der erste Fossilienfund gemacht, ein Alligatorenskelett. 100 Jahre später, nach Einstellung des unrentabel gewordenen Bergbaus, gruben Amateurpaläontologen weitere Fundstücke aus, doch erst nach langen Kämpfen konnte das Frankfurter Senckenberg-Museum seine Hand auf die Stätte legen. Der populärste Fund ist Ida, ein 47 Millionen Jahre altes Halbaffenmädchen. 1995 wurde die Grube zum Unesco-Weltnaturerbe ernannt. Seit August 2010 gibt es ein Besucherzentrum, dort werden regelmäßig Führungen in Gruppen angeboten. Zudem gibt es im früheren Messeler Rathaus ein Fossilien- und Heimatmuseum.
Weitere Informationen: www.grube-messel.de, www.messelmuseum.de
Reichenau
Wenn man am Untersee des Bodensees über den 1838 aufgeschütteten Damm auf die kleine Insel Reichenau kommt, wähnt man sich in einem abgeschiedenen Stück Welt, wie es idyllischer kaum gelegen sein kann. Schwer zu glauben, dass hier vor 1300 Jahren noch Urwald wucherte. Und auch kaum zu glauben, dass daraus in kurzer Zeit ein kulturelles und politisches Zentrum des ostfränkischen Reiches unter der Herrschaft der Karolinger und Ottonen wurde.
Karl Martell, Regierungschef der frühen Karolinger, war es, der dem Mönch Pirmin den Auftrag gab, in der urwäldlichen Einöde der Bodenseeinsel Reichenau ein Kloster zu gründen. Pirmin tat, wie ihm geheißen, und errichtete 724 die erste Kapelle, die noch aus Holz war.Das Kloster entwickelte sich rasch und wurde in den folgenden Jahrhunderten ein Zentrum der Buch- und Wandmalerei. Auch die Gartenbaukunst wurde hier perfektioniert, wovon das Werk Walahfrid Strabos „De cultura hortorum“ Zeugnis ablegt.
Weitere Informationen: https://www.reichenau-tourismus.de/
Weltkulturerbe – Deutschlands lebendige Vergangenheit
Noch mehr Infos und Bilder in „Welterbe – Deutschlands lebendige Vergangenheit“ , Verlag Frederking & Thaler, Preis: 98 Euro.