So lösen Sie mit einem USB-Stick Ihre PC-Probleme

Häufig ist ein USB-Stick bei PC-Problemen praktischer als eine Reparatur. Wir zeigen Ihnen, wie Sie einen solchen Stick sinnvoll einrichten und nutzen.
Als Reparaturdatenträger haben sich USB-Sticks sehr bewährt, weil sie schnell und kompakt sind. Je nach Wunsch können auf einem solchen Stick ein oder mehrere Systeme zu finden sein. Ein großer Vorteil gegenüber DVDs besteht darin, dass die Daten auf einem USB-Stick leicht aktualisiert, angepasst und erweitert werden können. Trotz der vielen verfügbaren Dateien auf dem Stick steht in der Regel immer noch sehr viel Speicherplatz zur Verfügung, der zum Sichern und Transportieren von Daten genutzt werden kann. In diesem Artikel erfahren Sie, welche USB-Sticks sich am besten für Reparaturzwecke eignen, mit welchen Hilfsmitteln komplette Systeme auf einen USB-Stick gebracht werden können und welche Systeme bei Reparaturaufgaben besonders zweckdienlich sind.
Kaum eine andere Hardware ist so vielseitig und flexibel wie ein USB-Stick
Heutige DVD-Laufwerke lesen etwa mit einer Geschwindigkeit von 4 bis 10 Megabyte/Sekunde. Demgegenüber liefern USB-Sticks mit 2.0-Port 35 Megabyte/Sekunde und Varianten mit 3.0-Port sogar theoretisch 450 Megabyte/Sekunde. Eine Festplatte liefert demgegenüber üblicherweise eine Geschwindigkeit von etwa 130 Megabyte/Sekunde. Die kompakten Sticks sind somit schon allein aus Geschwindigkeitsgründen den DVDs vorzuziehen.
Die hohe Geschwindigkeit der USB-Sticks ist nicht zuletzt auf optimale Zugriffszeiten zurückzuführen. Solche Sticks, aber auch SSDs, haben einen Flash-Speicher, mit dem die Speicherzellen direkt angesprochen werden können. Das bringt den Vorteil, dass die Zugriffszeiten gerade einmal 0,3 Millisekunden betragen. Demgegenüber liegen die Zugriffszeiten bei Festplatten bei etwa 9 Millisekunden. Es ist aber längst nicht so, dass jeder USB-3.0-Stick Höchstgeschwindigkeiten erreicht. Gerade bei besonders preiswerten Modellen stehen häufig nur 100 Megabyte/Sekunde zur Verfügung. Zum Booten eines Systems genügt das natürlich völlig. Größere Freude kommt allerdings bei Modellen auf, die 400 Megabyte/Sekunde lesen können.
Ganz allgemein lässt sich feststellen, dass besonders schnelle USB-Sticks immer auch über eine große Speicherkapazität verfügen. Kleinere Varianten sind stets langsamer. Die optimale Mischung aus günstigem Preis und attraktiver Geschwindigkeit bieten Sticks mit 64 bis 128 Gigabyte Speicherplatz. Besonders beliebt ist zum Beispiel der Sandisk Extreme Pro. Das Modell bietet bei einem Preis von 80 Euro 128 Gigabyte Speicherkapazität sowie eine Lese- und Schreibgeschwindigkeit von 240 Megabyte/Sekunde bei einer Zugriffszeit von 0,3 Millisekunden.
Das Booten von PCs und Notebooks übernehmen fortan USB-Sticks
Üblicherweise booten PCs und Notebooks über die Festplatte oder über das DVD-Laufwerk. Dass Systeme über das USB-Laufwerk gebootet werden, ist hingegen eher die Ausnahme. Wer dies ändern möchte, dem stehen hierfür zwei unterschiedliche Möglichkeiten zur Auswahl. Zum einen kann über eine Funktionstaste (oftmals F12) das Boot Menu geöffnet werden. Hier werden dann individuell alle Datenträger angezeigt. Auf Wunsch lässt sich das USB-Laufwerk zum Booten auswählen. Wenn dagegen häufiger von einem USB-Stick aus gebootet werden soll, sind solche manuellen Einstellungen oft zeitraubend und lästig. In einem derartigen Fall ist es praktischer, die Bootreihenfolge dauerhaft zu verändern. Sobald dies geschehen ist, wird beim Booten zunächst das USB-Laufwerk, dann das CD/DVD-Laufwerk und erst zum Schluss die primäre Festplatte berücksichtigt.
Um die entsprechenden Einstellungen vornehmen zu können, müssen Sie sich zunächst ins BIOS begeben. Hierfür gibt es je nach verwendetem Rechner unterschiedliche Tastenkombinationen. Nach dem Start des PCs oder des Notebooks müssen die Entf-Taste (beziehungsweise Del-Taste) und gleichzeitig F1, F2, F10 oder Esc gedrückt werden. Manchmal wird vom BIOS die benötigte Tastenfolge angezeigt, ansonsten ist sie im Handbuch des Rechners zu finden. Im BIOS können die gewünschten Einstellungen dann im Bereich Advanced BIOS Features, Boot Features, Boot oder Ähnlichem vorgenommen werden. Dabei gibt es eine eigene Funktion für die Bootreihenfolge, in der die einzelnen Geräte angesprochen werden. Hier muss der USB-Stick ausgewählt werden. Wichtig ist vor allem, dass Optionen wie Fastboot deaktiviert werden, weil diese gelegentlich verhindern, dass USB-Sticks beim Booten berücksichtigt werden. Auch die Funktion Secure Boot sollte deaktiviert werden. Diese verlangt nämlich, dass Geräte zum Booten über einen digital signierten Bootloader verfügen, weil sie sonst ignoriert werden. Häufig jedoch besitzen USB-Sticks und andere Rettungssysteme einen solchen Bootloader nicht.
Nachdem all diese Schritte unternommen wurden, sollte die Funktion USB-Legacy aktiviert werden. Das gilt natürlich nur, solange diese Funktion vorhanden ist. USB-Legacy sorgt dafür, dass die Sticks beim Booten wie PS/2-Anschlüsse behandelt werden. Wenn dies nicht der Fall ist, besteht keine Möglichkeit, eine USB-Tastatur für die Navigation im Bootsystem zu nutzen. Außerdem wird auf diese Weise dafür gesorgt, dass sich die USB-Sticks als normale Laufwerke zu erkennen geben. Weitere sinnvolle Funktionen, die aktiviert werden sollten, sind Legacy Boot und UEFI and Legacy. Damit ist es unter neuen Rechnern möglich, die USB-Sticks sowohl über das BIOS als auch im UEFI-Modus zu starten. Sollten Bootprobleme auftreten, lassen sich diese häufig umgehen, wenn der USB-Stick direkt an das entsprechende Laufwerk am PC und nicht an einen USB-Hub angeschlossen wird. Außerdem ist es ratsam, andere USB-Geräte wie Festplatten und Speicherkartenleser zu entfernen. Darüber hinaus können ganz unterschiedliche USB-2.0-Buchsen beziehungsweise USB-3.0-Buchsen gewählt werden. Nicht zuletzt sollten Sie testen, ob der Stick an anderen Rechnern funktioniert. Falls ja, liegt das Problem im BIOS.
Mit Flash-Medien eine größtmögliche Leistung erzielen
Wer CDs und DVDs als Reparaturtools zum Einsatz bringt, muss immer wieder längere Zeit warten. Um genaue Zahlen angeben zu können, haben wir die Systemstartzeit und die Browserstartzeit von Porteus auf verschiedenen Datenträgern gemessen. Der verwendete Rechner war ausgesprochen schnell, die einzelnen Medien stammten vom Discounter und waren somit recht preiswert. Wer also mit besonders hochwertigen Datenträgern arbeitet, wird vermutlich andere (Erfahrungs-)Werte haben. Der Gesamteindruck ist allerdings eindeutig und lässt sich im Verhältnis auf hochwertige Medien übertragen: Besonders hohe Geschwindigkeiten werden mit USB-Sticks, USB-Festplatten sowie SD-Karten erreicht. Bei CDs und DVDs ist die Geschwindigkeit definitiv kein Kaufargument. Solche Datenträger sind nur dann sinnvoll, wenn ein schreibgeschütztes Medium gewünscht wird oder ein bestimmtes Gerät trotz intensiver Bemühungen nicht über USB gebootet werden kann.
So gelangen bootfähige Systeme auf einen USB-Stick
In der Regel liegen Linux-Systeme als ISO-Dateien vor. Um also solche Systeme auf einen USB-Stick zu bringen, werden diverse Tools benötigt. Wir stellen Ihnen einige praktische Angebote vor:
- UNetbootin
Sehr gefragt ist UNetbootin, weil dieses Tool sowohl für Linux als auch für Windows und MacOS X verfügbar ist. Darüber hinaus gilt es weithin bereits als Standardtool bei der Erstellung bootfähiger USB-Sticks. Sehr angenehm ist, dass die Vorgehensweise bei allen drei Systemen absolut gleich abläuft. Zunächst muss der USB-Stick, auf den das ISO-Image geschrieben werden soll, formatiert werden. Das ist im eigenen Betriebssystem über das Dateisystem FAT32 möglich. Anschließend wird UNetbootin aufgerufen. Das Tool ist von Haus aus mit zahlreichen Distributionen vertraut und lädt diese bei Bedarf aus dem Internet herunter. Die Auswahl der jeweiligen Distribution erfolgt über ein Drop-Down-Menü. In vielen Fällen liegt das gewünschte ISO-Abbild bereits lokal vor. Anschließend wird die Funktion Abbild aufgerufen und die gewünschte Datei ausgewählt. Sobald diese Datei geöffnet wird, erscheinen deren Pfad- und Dateiname bei UNetbootin. Als Typ muss USB-Laufwerk angegeben werden, und als Laufwerk wird die Kennung des USB-Sticks verwendet. Die ausgewählte Kennung sollte gründlich geprüft werden, da UNetbootin das Medium vollständig überschreibt. Unter Windows wird der Buchstabe des jeweiligen Laufwerkes angezeigt und unter Linux die Gerätebezeichnung. Wenn Sie den Vorgang bestätigen, beginnt UNetbootin mit dem Kopiervorgang. - YUMI
Dieses Tool steht für Windows und verschiedene Linux-Distributionen (Debian, Ubuntu, Mint) zur Verfügung. Ein großer Vorteil von YUMI (Your Universal Multiboot Installer) besteht darin, dass mehr als nur ein Linux-System auf einen bootfähigen USB-Stick gebracht werden kann. Vor dem Bootvorgang kann das jeweilige System über ein Auswahlmenü gewählt werden. Somit steht eine Art digitaler Werkzeugkasten in Form eines USB-Sticks zur Verfügung, der leicht überallhin mitgenommen werden kann. Eine Installation ist unter Windows nicht nötig. Die Nutzung ähnelt der von UNetbootin. Als erstes muss ein Ziellaufwerk ausgewählt, als zweites die Distribution angegeben und als letztes das ISO-Image benannt werden. Sobald der Kopiervorgang abgeschlossen wurde, fragt das Tool, ob weitere ISOs hinzugefügt werden sollen. Falls ja, können die oben genannten Schritte so oft wie gewünscht wiederholt werden. Beim Booten wird der YUMI-Bootloader angezeigt, und eines der vorhandenen Systeme kann ausgewählt werden. - SARDU Multiboot Creator
Hierbei handelt es sich um ein Allroundwerkzeug, das mehr als 100 Livesysteme bereitstellt. Somit können Sie Ihre bevorzugten Systeme auswählen und auf dem USB-Stick abspeichern. Falls es einmal zu PC-Problemen kommen sollte, haben Sie verschiedene Tools zur Verfügung und können über das Bootmenü das für den individuellen Fall optimal geeignete System aussuchen. Hierbei profitieren Sie davon, dass SARDU Multiboot Creator multibootfähig ist und die benötigten Live-CDs bei den jeweiligen Anbietern beziehungsweise Herstellern heruntergeladen und auf den USB-Stick gebracht werden können. - Win32 Disk Imager
Dieses Tool ist für alle Windows-Nutzer hilfreich, die hybride ISO-Images auf einen USB-Stick bringen wollen. Solche Images lassen sich sowohl von CD/DVD als auch von USB-Sticks booten und können somit unmittelbar auf einen Stick kopiert werden. Im Gegensatz dazu erzeugen UNetbootin und YUMI jeweils eigene Bootumgebungen, die nur mit einigen Linux-Systemen kompatibel sind. Wenn ein Linux-System dagegen nachdrücklich auf den Win32 Disk Imager verweist, ist dieser den anderen Tools vorzuziehen. Ebenfalls sehr gelungen ist, dass der Win32 Disk Imager intuitiv bedienbar ist. Es ist lediglich nötig, die Quelldatei und das Zielgerät zu benennen. Über Write werden Images geschrieben, und über Read können auf dem Stick befindliche Images eingelesen werden.
Windows-Notfallsysteme auf einen USB-Stick übertragen
Ein Linux-System lässt sich natürlich angenehmer bedienen als ein Notfallsystem. Deswegen sollten Virensuche, Partitionsänderungen und Ähnliches mit einem vollständigen System vorgenommen werden. Der Vorteil des Notfallsystems besteht hingegen darin, dass nur hierüber ältere Sicherungen und Systemwiederherstellungen aktiviert werden können. Wer Windows 8 oder Windows 10 nutzt, kann das Notfallsystem Win RE ohne Weiteres auf einen USB-Stick übertragen. Das sollte geschehen, um bei Fehlern im Hauptsystem oder an der vorinstallierten Win RE präpariert zu sein. Außerdem kann ein System auf einem USB-Stick leicht erweitert werden. Unter Windows 8.1 und Windows 10 ist dies über Systemsteuerung -> Wiederherstellung -> Wiederherstellungslaufwerk erstellen möglich. Ebenso kann ein vorhandenes USB-Laufwerk angesteuert werden. Anschließend findet die Übertragung des Notfallsystems auf den Datenträger statt.
Wissenswertes zu Quick PE und Rufus
Mit dem Tool Quick PE kann ein Windows-Reparatursystem leicht erstellt werden. Hierfür werden Boot.wim oder Winre.wim benötigt. Anschließend muss QuickPE.zip in einem Ordner abgespeichert und dort die Batch-Datei !RunMe.cmd aktiviert werden. Hierfür muss die Option Als Administrator ausführen ausgewählt sein. In dem Textmenü, das daraufhin erscheint, muss die Installationsquelle benannt werden. Normalerweise eignet sich hierfür die Variante WINRE aus Systemwiederherstellung erstellen. Als besonders praktisch erweist sich dabei, dass bei diesem Vorgang das Notfallsystem der Festplatte verwendet wird.
Es empfiehlt sich, das System vor der Übertragung auf den USB-Stick durch Reparaturprogramme zu erweitern. In zwei Unterverzeichnissen können Programme auf Wunsch gelöscht oder hinzugefügt werden. Wichtig ist, dass der Dateiname das Wort Portable enthält. Die Umbenennung macht bei den meistens Tools keine Probleme. Es kommt allerdings darauf an, dass Software und Systemarchitektur zueinanderpassen. Unter Notfallsystemen mit 64 Bit können keine 32-Bit-Programme genutzt werden.
Rufus eignet sich hingegen, wenn auf dem USB-Stick Windows oder Linux als Betriebssysteme abgespeichert werden sollen. Das Tool kostet nichts und muss nicht installiert werden. Unter Laufwerk muss dazu der USB-Stick ausgewählt und die Funktion MBR Partitionsschema für BIOS oder UEFI-Computer ein gewählt werden. Als startfähiges Laufwerk werden schließlich ISO-Abbild ausgewählt und die ISO-Datei angegeben. Windows 8.1 und höher bieten die Möglichkeit, Windows-To-Go-Sticks herzustellen.