BMW M235i xDrive Gran Coupé (F44)
Das neue Gran Coupé auf der technischen Basis des 1er sortiert BMW in die 2er-Familie ein. Erste Eindrücke von der Coupé-Limousine sammeln wir im Topmodell M235i xDrive mit 306 PS auf portugiesischen Landstraßen.
Einfach ist die Situation sicher nicht, in der sich das neue 2er Gran Coupé behaupten muss. Denn wie sein Technikbruder BMW 1er steht er auf der UKL2-Frontantriebsplattform und muss damit auf die BMW.Spezialitäten Reihensechszylinder und Hinterradantrieb verzichten. Nicht aber auf die spezielle Preisgestaltung: Ein M235i xDrive Gran Coupé mit Vierzylinder, 306 PS und frontlastigem Allradantrieb kostet 51.900 Euro. Für 1300 Euro weniger gibt es übrigens das zweitürige Coupé M240i mit Reihensechser, 340 PS und Hinterradantrieb.
Vier Türen, mehr Stauraum
Da kann man sich schon vorstellen, dass es auch routinierte BMW.Verkäufer schwer haben werden, einen treuen BMW.Fahrer vom Gran Coupé zu überzeugen. Vermutlich kann das nur klappen, wenn der vier Türen und genau die 40 Liter mehr Stauraum (430 Liter) braucht, die das Gran Coupé dem Sechszylinder-Coupé voraushat. Denn obwohl die Fondtür eher kurz und die Kopffreiheit hinten nicht üppig ist, lassen sich die Rücksitze hier definitiv leichter erreichen. Zudem ist die Ladeöffnung erheblich größer und die Ladekante niedriger.
Auf die große Heckklappe des Einsers (380 Liter Volumen) und dessen Plus an Variabilität verzichtet aber auch das Gran Coupé, obwohl es sich bei identischem Radstand um 20 Zentimeter länger streckt. Weitere Unterschiede zur Limousine sind das niedrigere Dach, die flachere Frontscheibe sowie die anders geformten LED-Scheinwerfer und Stoßfänger.
Kein Abo mehr für CarPlay, Android Auto als Update
Bevor wir die 306 PS des Topmodells auf die vier Räder loslassen, gibt es noch kurz gute Nachrichten: BMW schafft das Abomodell für Apple CarPlay ab – wenigstens bei Autos mit dem Infotainment-Betriebssystem OS 7.0. Erfreulich ist außerdem, dass via Over-the-air-Update demnächst Android Auto nachgereicht wird. Und wie immer: Das Bedienkonzept funktioniert hervorragend, nur die Gestensteuerung kann man vergessen.
So, jetzt zum Sport: 450 Nm ab 1750 Touren, dazu vorne ein Torsen-Sperrdifferenzial. Sehr ordentlich. Zudem wird die Traktionskontrolle jetzt direkt vom Motorsteuergerät aus versorgt. Das bedeutet kürzere Signalwege und zigfach schnellere Reaktionszeiten, sagt BMW. Der Name der Gesamtidee: Aktornahe Radschlupfbegrenzung, kurz: ARB. Wichtigste Aufgabe: Die Reduzierung des Leistungsuntersteuerns an der Vorderachse.
Technik gegen Untersteuern
ARB überrascht mit ihrer spaßigen Freizügigkeit gleich zum Auftakt. Erst kürzlich hat sie auf einer Testfahrt mit dem M135i xDrive in engen Ecken noch auf aktornahen Spaßbegrenzer gemacht. Im Sport-ESP-Modus bist du da grundsätzlich mit beeindruckender Performance vom Scheitel auf die angelenkte Linie geschossen – völlig egal, ob du das Traktionslimit fein austariert hast oder einfach völlig stümperhaft aufs Gas gelatscht bist.
Und jetzt im 2er? Wenn du da mit viel Lenkwinkel einfach Vollgas gibst, rutscht die Fuhre mit spulenden Rädern ans Kurvenäußere: Aha, geht doch! Zielführend ist das natürlich nicht, aber nur weil Fehler möglich sind, hagelt es jetzt Erfolgserlebnisse. Allerdings wird erst ein Test klären, ob die ARB im M235i wirklich freizügiger ist, denn mit dem M135i war es trocken, hier in Portugal sind die Straßen heute feucht und glitschig.
Hervorragendes Traktionssniveau
Bei den entsprechend niedrigen Reibwerten bestätigt sich ebenfalls, dass der Hinterachse maximal 50 Prozent des Drehmoments nicht genügen, um das klassische BMW.Fahrgefühl zu replizieren. Aber auch, dass das Traktionsniveau hervorragend ist. Für den Fahrspaß noch wichtiger: Die Lenkung rückmeldet, was das Zeug hält. Unebenheiten spürst du im Lenkrad, Gripverlust oder Entlastung der Vorderachse zeigt sie mit reduzierten Lenkkräften an. Das trägt enorm zum Fahrspaß bei, obwohl die Feedback-verstärkende Regelungs-Software ab und zu übertreibt und dann Synthetik ins Lenkgefühl bringt.
Und der Zweiliter-Vierzylinder? Der liefert richtig Schmackes, spricht zudem mit seinem hellwachen Turbolader überaus zackig an. Zusätzlich ist die schnelle Aisin-Achtstufenautomatik mit einem richtigen Selbstschaltmodus ausgerüstet, und das Fahrwerk liefert selbst auf welligen Etappen viel Kontrolle. Also: Summa summarum hat der M235i xDrive heute richtig gerockt – nur halt nicht nach Art des Hauses.