Lauda kritisiert Halo- Einführung
Der Halo kommt. Ohne Wenn und Aber. In der Fangemeinde ist der Aufschrei groß. Niki Lauda bezeichnet den Alleingang von FIA-Präsident Jean Todt als die größte Fehlentscheidung der Formel 1.
Die FIA hat den Halo gegen den Willen der Teams durchgedrückt. In den Formel 1-Foren und in den sozialen Netzwerken wird eifrig diskutiert. Im Voting der auto motor und sport-Leser steht es (Stand 20. Juli 15 Uhr) 78 zu 22 Prozent gegen den Halo. Dieser Meinung schließt sich auch Niki Lauda an. „Es es ist eine absolute Fehlentscheidung.“ Neun der zehn Teams teilen Laudas Einschätzung. Nur Ferrari votierte für den Halo.
Lauda ist ein gebranntes Kind. Er fuhr in einer Zeit, in der Motorsport noch wirklich gefährlich war. Und hat es 1976 am eigenen Leib am Nürburgring miterlebt. Der 68-jährige Österreicher sagt deshalb: „Es ist unzweifelhaft, dass man die Sicherheit verbessern muss, wo man kann. Wir haben als Cockpitschutz den Halo, den Aeroscreen von Red Bull und mit Ferrari den Shield ausprobiert. Keiner hat 100-prozentig überzeugt. Man muss in einer solchen Frage die richtige Entscheidung treffen. Der Halo ist die falsche.“
Lauda: „Die Ästhetik des Halo ist tödlich“
Das einstimmige Votum der Teams für den Halo, das die FIA in ihrer Pressemitteilung erwähnt, bezog sich auf eine Abstimmung aus dem Jahr 2016. Und da haben die Teams nur zugestimmt, weil das der einzige Weg war, die Einführung des Halo noch ein Jahr aufzuschieben und in der Zwischenzeit etwas Besseres zu finden. Bei der konkreten Frage nach dem Halo gab es 90 Prozent Ablehnung unter den Rennställen.
Leider kam seit der ersten Abstimmung aber nichts Besseres. Im Winter hatten sich die Fahrer schriftlich mit einer knappen Mehrheit gegen den Halo ausgesprochen. Eine FIA-Umfrage, die nie publik wurde. Auch Lauda nimmt auf die Piloten Bezug: „Ein Teil der Fahrer hatte Bedenken mit der Sicht, vor allem in Passagen wie Eau Rouge.“ Andere sprachen von einem klaustrophobischen Gefühl unter dem Käfig über dem Cockpit. Dazu kommt die Optik. „Die Ästhetik ist tödlich“, stellt Lauda sachlich fest.
Unverständlich für den dreifachen Weltmeister ist auch der Versuch der Behörde, sich gegen kleinste Risiken absichern zu wollen und dabei das Gesamtbild aus dem Auge zu verlieren. „Der Halo zerstört die DNA eines Formel 1-Autos. Die FIA hat die Formel 1 so sicher gemacht, wie es nur geht. Auch die Gefahr von herumfliegenden Rädern ist weitgehend gebannt, weil die Räder immer fester angehängt sind. Das Risiko für die Fahrer ist gottseidank minimal geworden.“
F1-Piloten müssen Minimalrisiko eingehen
Lauda schließt daraus: „Dieses Minimalrisiko muss ein Rennfahrer eingehen. Er kann sich ja vorher überlegen, ob er das will oder nicht. Die Fahrer, die es wollen, steigen freiwillig in das Auto ein und leben damit.“ Der Zeitpunkt des Alleingangs der FIA ist aus Sicht von Lauda denkbar ungünstig: „Wir versuchen gerade mühsam mit schnellen Autos und mehr Nähe zu den Zuschauern, neue Fans für den Sport zu gewinnen, und jetzt wird das durch eine Überreaktion wieder zerstört.“
Lauda will den Kopfschutz nicht per se beerdigen. „Es gibt 100-prozentig eine bessere Lösung als den Halo. Sonst hätten wir ja nicht drei Dinge probiert. Deshalb wäre es das Sinnvollste, dass wir in die Richtung weiterforschen. Wenn wir etwas finden, das nicht die Optik zerstört, dann wird es 2019 eingeführt. So einfach ist das. Es gibt keinen Grund, jetzt etwas zu überstürzen, was wir später bereuen.“