Schmidts F1 Blog
Lewis Hamilton stolpert von einem technischen Problem in das nächste. Da kommt schnell der Verdacht der Verschwörung auf. Sabotage gegen Hamilton? Was für ein Quatsch, meint Michael Schmidt.
Nico Rosberg hat 100 Punkte auf dem Konto. Bei Lewis Hamilton sind es 57. Rosberg hat vier Mal gewonnen. Hamilton klettert nur noch auf die zweite und dritte Stufe des Podiums. Der Mann mit den meisten Führungskilometern und Siegen in den letzten beiden Jahren hat das Feld in den ersten vier Rennen gerade mal eine Runde lang angeführt. Nur in einer Rangliste liegt Hamilton vor Rosberg. Der Titelverteidiger stolpert von einem technischen Problem ins nächste. Bei seinem Teamkollegen geht alles glatt.
Verschwörungstheoretiker in England
Rosberg ist über den Winter sicher kein besserer Rennfahrer geworden, und Hamilton hat nicht plötzlich das Autofahren verlernt. Liegt es da nicht nahe, irgendein böses Spiel zu vermuten? In England gibt es nicht wenige, die glauben, dass Mercedes nach zwei Mal Hamilton diesmal lieber einen Weltmeister Rosberg hätte. Die Verschwörungstheoretiker argumentieren, dass es so viele Zufälle gar nicht geben kann. Warum geht immer nur ein Auto kaputt? Warum hat das Team über den Winter einen Teil der Mechaniker-Crew getauscht?
Leute, das ist Quatsch. Denkt einfach mal logisch. Die ersten vier Rennen des Jahres sind aus Sicht von Mercedes maximal kontraproduktiv. Sie geben denen Nahrung, die behaupten die Formel 1 sei langweilig geworden. Denen, die deshalb am liebsten alle Regeln ändern würden, um die Mercedes-Show zu beenden. Und Bernie Ecclestone, der Mercedes vorwirft, seine Show zu zerstören. Wenn man schon der Konkurrenz auf und davon fährt, dann braucht Mercedes wenigstens internen Wettbewerb, um die Kritiker ruhigzustellen. Es könnte Toto Wolff, Niki Lauda und Paddy Lowe nichts Besseres passieren, wenn Rosberg und Hamilton Kopf an Kopf um den Sieg kämpfen und sich dabei hin und wieder noch in die Kiste fahren. Warum wohl redet Mercedes Ferrari stärker als sie sind? Weil eine spannende WM besser fürs Geschäft ist als ein Alleingang, für den sich keiner mehr interessiert.
Dann noch etwas: Wollte Mercedes etwas in Richtung Rosberg steuern, werden sie nicht so blöd sein, Hamilton so offensichtlich und in jedem Rennen einzubremsen. Das ginge auch etwas weniger auffällig. Und sicher nicht darüber, dass dauernd etwas am Motor kaputtgeht. Das tut nämlich auch Mercedes weh. Keiner baut freiwillig Fehler in eine Technik ein, für die man Werbung machen will. Und keiner verjuxt 43.000 Dollar für einen Privatjet, der einen Mann mit Benzinsystem im Gepäck nach Sochi fliegt, nur um zu verhindern, dass Hamilton aus der Boxengasse starten muss. Also der Fahrer, der angeblich absichtlich benachteiligt wird.
Mercedes hat in einem offenen Brief an die Fans (>>> Link zur Mercedes-Seite) um mehr Fairness gebeten. Weil die arglos geposteten Verdächtigungen für die ein Schlag ins Gesicht sind, die für dieses Unternehmen arbeiten. Das ist die eine Sache. Die andere ist, dass jede Theorie eine gewisse Logik haben sollte. Und die fehlt mir hier. Also erst nachdenken, bevor man sich daheim auf dem Sofa irgendwelche Sabotage-Fantasien zusammenbastelt.