Warum VW den e-Golf wirklich weiterbaut
Obwohl der technisch deutlich überlegene ID.3 inzwischen am Start ist, rollen in Dresden jeden Tag mindestens 74 e-Golf vom Band? Liegt's vielleicht am E-Auto-Boom? Die Antwort hat uns überrascht.
Die machen bei Volkswagen gar kein Geheimnis daraus, dass die Verdopplung der Kaufprämie für volle E-Auto-Auftragsbücher gesorgt hat. Alleine vom ID.3 wurden statt der ursprünglich geplanten 30.000 Bestellungen mehr als 37.000 Fahrzeuge geordert. Die E-Up-Produktion ist auf Sicht ausverkauft, der E-Golf in Deutschland nicht mehr bestellbar. Dennoch läuft die Produktion des Strom-Golf in Dresden aber noch bis Weihnachten 2020 weiter. Mit der Sonderkonjunktur für E-Autos hat das aber nur sehr bedingt zu tun. "Wir arbeiten in Dresden noch einen kleinen Teil der E-Golf-Bestellungen ab”, erklärt ein VW-Sprecher auf Nachfrage von auto-motor-und-sport.de. Ein Großteil der Produktion (maximal 80 Fahrzeuge pro Woche) sei aber für die USA bestimmt. Mit Blick auf die extrem starke E-Auto-Konkurrenz in den USA klingt das zunächst verrückt. Strategisch macht das aber durchaus Sinn. "Die Amerikaner haben ja den ID.3 nicht!”, heißt es dazu von VW. Und um in Amerika überhaupt ein E-Auto im Angebot zu haben, soll der E-Golf eben die Wartezeit bis zum Start des ID.4 überbrücken.
ID.4 kommt im Februar in die USA
Der wird ab Anfang 2021 in Zwickau gebaut und dann ab Februar 2021 auch in den USA angeboten, wo er es unter anderem mit dem Tesla Model Y zu tun bekommt. Spätestens ab Anfang 2022 soll der ID.4 dann auch im amerikanischen VW-Werk Chattanooga produziert werden. Weil parallel auch die Produktion in China hochgefahren wird, haben die Wolfsburger mit dem ID.4 dann ein echtes Weltauto im Programm – das es allerdings gleich in vier Varianten geben wird: als EU-Version, als US-Modell sowie als China-Version. Die zählt aber doppelt, weil es durch die beiden Joint-Ventures in China (SAIC-Volkswagen und FAW-Volkswagen) zwei unterschiedliche China-ID.4 mit den Namenszusätzen "Cross” und "X” geben wird, die sich vor allem durch die Gestaltung der Front- und Heckschürzen unterscheiden werden. Überraschend kommt das nicht. Die Doppel-Modelle kennen wir in China bei praktisch allen VW-Baureihen.
Grundsätzlich gilt: Alle elektrischen VW, die auf dem Modularen Elektro-Baukasten (MEB) aufbauen (ID.3, ID.4, Skoda Enyaq, Seat el-Born, usw.) können grundsätzlich in allen Werken produziert werden, die für die MEB-Produktion umgerüstet wurden. Eine Sonderstellung nimmt das Werk Chattanooga ein. Dort werden parallel Verbrenner (auf MQB-Basis) und Elektroautos (auf MEB-Basis) gefertigt.