1. Ferrari – Nach zweieinhalb Jahren Pause kehrte Ferrari wieder auf die Siegerstraße zurück. Und das gleich mit einem Doppelsieg. Leclerc gewann mit Stil. Von der Pole Position aus mit der schnellsten Runde und 55 Führungsrunden.
Der Ferrari F1-75 ist ein Allrounder. Schnell auf den Geraden, in langsamen und schnellen Kurven. Gutmütig zu den Reifen. Berechenbar für die Fahrer. Eine verlässliche Größe für die Ingenieure. Mut wurde belohnt. Das Konzept mit den breiten Seitenkästen ist der Gegenentwurf zu Mercedes.
Der Ferrari-Motor ist im Augenblick das Maß aller Dinge. Er soll trotz E10-Sprit mehr Power haben als der Vorgänger. Vielleicht hat Shell auch einen speziellen Kraftstoff gebraut. Die gute Motorleistung erlaubt Ferrari viel Abtrieb. Die roten Autos lagen in Sektor 2 mit acht Kurven beständig vorne.
2. Red Bull - Red Bull wurde auf dem falschen Fuß erwischt. Man glaubte, man hätte die Pole Position schon im Sack. Umso erstaunter war man im Lager des Weltmeisters, dass Ferrari im Vergleich zu den Testfahrten mehr Reserven mobilisieren konnte.
Der RB18 ist pfeilschnell auf den Geraden, weil das Auto mit weniger Flügelanstellung auskommt als die Konkurrenz. Das spricht dafür, dass Red Bull effizient Anpressdruck unter dem Auto generiert. Der Vorteil kann schwinden, wenn die Konkurrenz auf den gleichen Trichter kommt.
3. Mercedes - Im letzten Jahr gelang Mercedes die schnelle Reaktion auf seine Probleme bei den Testfahrten. Diesmal schrumpfte der Rückstand nur marginal. Er beläuft sich je nach Rechnung auf eine halbe Sekunde bis acht Zehntel.
Das Bouncing beschäftigt die Mercedes-Ingenieure noch immer. Der Kompromiss heißt viel Bodenfreiheit. Das kostet Abtrieb, den man sich über einen großen Heckflügel zurückholt. Das macht die Silberpfeile verwundbar auf den Geraden.
Alle fragen sich beim erfolgsverwöhnten Serien-Weltmeister: Wann geht der Knoten auf? Darauf gibt es keine Antwort. Es kann schnell gehen, wenn das Bouncing-Problem besser gelöst wird. Es kann länger dauern, wenn das Konzept mehr Entwicklungszeit verlangt.
Das Konzept des weißen Riesen erinnert an Ferrari. Doch nicht ganz so dramatisch, wie es die Konkurrenz jetzt schon wieder darstellt. Die Seitenkästen sind lang und breit, haben aber ein ganz eigenes Profil. An der Airbox und am Frontflügel zeigt Haas individuelle Lösungen.
5. Alfa Romeo - Zwei Autos im ersten Rennen in den Punkterängen sollte dem Schweizer Team die nötige Sicherheit geben. Was man hat, hat man. Das Auto ist gut genug, mit einem Veteranen und einem Rookie in die Top Ten zu fahren. Jetzt liegt es an der Weiterentwicklung, die Position zu verteidigen.
Der Vorteil des geringeren Gewichts wird bis zum Sommer verschwinden. Das sind zwischen zwei und sieben Zehntel. Dieses Polster muss die Mannschaft um Jan Monchaux beim Auto finden. Immerhin muss man sich in diesem Jahr um die Motorleistung nicht sorgen.
6. Alpha Tauri - In der Qualifikation musste Gasly zaubern, um in die Top Ten zu fahren. Tsunoda flog schon im Q1 raus. Das zeigt, wie schmal der Grat ist, mit dem AT02 im Mittelfeld mitzuhalten. Die Stärke des Autos ist eindeutig das Rennen. Gasly lag komfortabel in den Top Ten. Tsunoda stieß überzeugend in die Punkteränge vor.
Am Samstag bekam Albon die Kurve. Die Red Bull-Leihgabe schaffte immerhin den Aufstieg ins Q2. Im Rennen landete der Thailänder vor beiden McLaren. Eine Baustelle ist noch die starke Reifenabnutzung.
9. McLaren - Selten blickte man in so viele ratlose Gesichter. Bei den Testfahrten in Barcelona sah McLaren noch aus wie ein Geheimtipp. Nach dem Bahrain-Test schon nicht mehr. Zu hohe Bremstemperaturen zwangen das Team zwei Mal zu einer schnellen Korrektur, die ins Gewicht ging und die Aerodynamik störte.
Im Rennen kam es noch schlimmer. In Summe war McLaren das schwächste Team. Sowohl Aston Martin als auch Williams brachten ein Auto vor Norris und Ricciardo. Die Fahrer mussten ständig ihr Tempo managen, weil der Motor zu überhitzen drohte.
10. Aston Martin - Der Aston Martin AMR22 ist im Moment das langsamste Auto im Feld. Das hat viele Gründe. Das Auto ist zu schwer. Es fehlt Abtrieb. Der Faktor Mercedes-Power sticht nicht mehr. Der Setup-Kompromiss zur Linderung des Bouncing-Problems kostet eine halbe Sekunde.
Mitten in all diese Schwierigkeiten platzte die Meldung, dass Vettel an Corona erkrankte. Ein kurzfristiger Fahrerwechsel bringt das Entwicklungsprogramm immer durcheinander, auch wenn Hülkenberg den gewohnt guten Job machte. Strolls zwölfter Platz im Rennen war ein kleiner Lichtblick.