BMW Z3 M Roadster im Test
Der große M3-Sechszylinder im kleinen Z3 verspricht eine explosive Mischung, denn 321 PS müssen gerade mal 1410 Kilogramm bewegen. Tatsächlich ist der M Roadster ein Beschleunigungswunder, dazu ein erstaunlich kultiviertes.
Ach, diese Farbe! Natürlich gibt es auch Imola-Rot, Kyalami-Orange, Estoril-Blau, sogar Arktis-Silber oder Cosmos- Schwarz. Aber schwarz war nur der Humor der BMW Leute, denn sie müssen sich die Schamesröte im Gesicht des Testers ausgemalt haben, als er den M Roadster in der Tiefgarage des Redaktionshauses erblickte. Das Barometer stand auf heiter, doch bei der ersten Ausfahrt blieb das Verdeck zu. Im Innenraum versteht man auf Anhieb, warum die De- signer der sportlichen BMW Tochter M GmbH diese Farbe Evergreen nennen. Überall verteilt finden sich Partien im Ton der Außenfarbe, die – kontrastreich abgesetzt mit schwarzen Flächen – den tristen Eindruck des Z3 vergessen lassen. Den Rest an Individualität besorgen spezielle Ledersitze sowie ein erweitertes Instrumentarium mit Chromrändern.
Auch äußerlich sind die Änderungen, die aus einem Z3 einen M Roadster machen, nicht zu übersehen. Gegenüber den zahmeren Vierzylinder-Versionen trägt der neue Spitzentyp der Reihe die breitere Karosserie des 192?PS starken Sechszylindermodells 2.8, die unter den bauchigen Radhäusern Platz für großformatige Reifen schafft. Die wuchtigen Front- Wer allerdings angesichts fast dreifacher Leistung gegenüber dem Basis-Z3 eine wilde Bestie vom Schlage eines Cobra erwartet, sieht sich getäuscht. Nach dem Dreh mit dem Zündschlüssel und dem vertrauten Summen des Anlassers erwacht der Sechszylinder zum Leben, doch der Sound ist erstaunlich verhalten. Steuerketten wimmern, Ansaugrohre zischen, und Ventile schwirren bei Öffnung der Drosselklappen, ohne daß Vibrationen beim Fahrer ankommen. Die gefühlvolle Zweischeiben- Kupplung greift sauber am Ende eines langen Pedalweges, und trotz des spürbaren Widerstands, den die sechs Drosselklappen dem rechten Fuß entgegensetzen, nimmt der Motor ohne Ruckeln Gas an. Sobald Öl und Wasser ihre Betriebstemperatur erreicht haben, zeigt er, was in ihm steckt.
Mit spontanem Antritt reagiert der M Roadster auf jeden Gasimpuls oberhalb von 2000/min und läßt die 245/40 ZR 17 breiten Hinterradwalzen kurz um Traktion kämpfen, bevor er dem Horizont entgegenstürmt. In 5,1 Sekunden sind 100?km/h im zweiten Gang erreicht, und auch jenseits von 5000/min erlahmt der Sturm nicht. Es gibt keine Gipfel und Täler, nur ein gleichmäßiges Drehzahlband bis zum elektronischen Begrenzer bei 7600/ min. Ein kurzer Griff zum Schalthebel, und das Vergnügen beginnt von neuem.
Beim Wechsel in den vierten Gang ist die 200 km/h-Marke nicht mehr weit. Dennoch verschleiert der M seine ungeheuren Fahrleistungen geschickt. Es sind eher die tränenden Augen bei offenem und die sehr lauten Windgeräusche bei geschlossenem Dach, die das Gefühl von Geschwindigkeit vermitteln. Das giftige Aufheulen, die brachiale Gewalt, das nervöse Getänzel bleiben aus, was man zumindest unter fahrdynamischen Aspekten kaum bedauern muß. Mit deutscher Gründlichkeit hat BMW es nämlich nicht dabei bewenden lassen, ein großes Kraftwerk in ein kleines Auto zu implantieren. Während die hinteren Schräglenker und Achsträger vom Z3 versteift wurden, kommen Vorderachse und Bremsanlage aus dem M3 zum Einsatz. Vorne arbeiten sogenannte Compound-Bremsen, die auch im Rennsport Verwendung finden und für exzellente Verzögerungswerte sorgen. Ein serienmäßiges Sperrdifferential begrenzt zudem den Schlupf auf 25 Prozent, aber eine Traktionskontrolle, wie sie der 2.8 hat, hält BMW bei den sportlichen M-Typen offenbar für entbehrlich.
Das ermöglicht zum einen wunderschöne, mit der direkten Servolenkung gut kontrollierbare Drifts auf trokkener Fahrbahn, erfordert aber bei Nässe höchste Aufmerksamkeit. Dann kann schon leichter Kraftüberschuß an den Hinterrädern den M Roadster vom rechten Weg abbringen. Ansonsten fährt er sich so leichtfüßig und präzise, wie man es von einem BMW erwartet. Das Handling wirkt überzeugend, die Schaltung ist straff und exakt, wobei aus Platzgründen weder das Sechsgangoder das sequentielle Getriebe aus dem M3 noch eine Automatik eingebaut werden kann, sondern nur die Fünfgangbox aus dem 2.8. Unter den breiten Reifen leidet allerdings der Geradeauslauf. Überraschend gut ist hingegen der Federungskomfort. Der M rollt härter ab als der Z3, absorbiert aber Schlaglöcher und Bodenwellen erstaunlich geschmeidig. Auch die Karosserie wird vom straffen Fahrwerk und der hohen Leistung nicht überfordert und zeigt nur mäßige Neigung zum Verwinden.
Höchstes Lob gebührt freilich den Sitzen, denn sie passen wie maßgefertigte Handschuhe und bieten perfekte Unterstützung. Dennoch bleibt am Ende die Frage, was ein solcher Überflieger in der Z-Reihe eigentlich soll. Für 15.000 Euro weniger gibt es schon den 2.8, der kaum etwas wirklich schlechter und manches sogar besser kann. In Geschwindigkeitsbereichen, wo der M Roadster seine Überlegenheit ausspielen könnte, möchte man weder geschlossen noch offen fahren, und seine Optik ist gewiß nicht jedermanns Sache. M-Chef Adolf Prommesberger sieht das Projekt als eine Frage der Ehre.
„Wir wollten ein technologisches Exempel statuieren und das stärkste Cabrio auf dem Markt bauen.“ Man kann es auch anders sehen: Der M Roadster ist ein Farbtupfer im täglichen Allerlei, der das Zeug dazu hat, Seite an Seite mit Cobra und Austin- Healey 3000 in die Automobilgeschichte einzugehen – auch wenn er nicht in Evergreen lackiert ist. und Heckschürzen sind jedoch mehr als reine Kraftmeierei. Gerade weil BMW auf ausladendes Spoilerwerk verzichten wollte, kommt ihrer Gestaltung besondere Bedeutung zu. In Verbindung mit einem modifizierten Unterboden sorgen sie für eine bessere Unterströmung und einen höheren Abtrieb am Heck.
Nötig wurden diese Änderungen auch wegen der Vierrohr- Auspuffanlage sowie zur gezielten Belüftung von Motor und Bremsen, weshalb die Nebelscheinwerfer wegfielen. Schließlich treibt den 1410 Kilogramm schweren Zweisitzer jener athletische Sechszylinder an, der schon im gewichtigeren M3 für ungestümes Temperament sorgt. Ohne Turbolader zaubert der Reihenmotor 321 PS aus 3,2 Liter Hubraum und erreicht damit die magische Grenze von 100 PS pro Liter Hubraum. Verheißungsvoller wirkt da nur noch sein Leistungsgewicht, denn mit 4,4 Kilogramm pro PS muß der M Roadster nicht mehr bewegen als edelste Sportwagen.