Doppeltest Mercedes CL 55 AMG gegen Porsche 911 Carrera
Der Mercedes CL 55 AMG, die sportlichste Version des großen Coupés, kann, so kalkuliert man bei Mercedes, Kunden ansprechen, für die bisher nichts anderes als ein echter Sportwagen wie der Porsche Carrera in Frage kam.
Die Redaktion bot Gelegenheit zum Seitensprung. Als
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unter Lesern eine Schnupperfahrt mit dem neuen CL-Coupé vonMercedes ausloste, befanden sich unter den Gewinnern auch gusseiserne Porsche-Anhänger.
Selbst diese heckmotorgestählten Fahrdynamiker, die den ungeschlachten, redaktionsintern gern Altherren-Coupé genannten Vorgänger des CL keines Blickes gewürdigt hätten, waren von den Mercedes-Qualitäten so angetan, dass sie ihre Markentreue auf eine harte Probe gestellt sahen.
Warmduscher? Verräter der einzig wahren Lehre? Mancher mit dem großen Orden des Driftwinkels dekorierte Porsche-Bändiger wird das so sehen. Das sind jene Puristen, die noch der kernigen Luftkühlungs-Ära bei Porsche nachweinen, die bedauern, dass auch der Carrera in seiner aktuellen Form einen Schritt hin zum Komfort und weg von der reinen Sportlichkeit gemacht hat.
Gerade deshalb ist die Frage legitim: Ist mit dem neu-en Mercedes ein Sportwagen und Porsche-Konkurrent entstanden, oder blieb der CL ein weichgespülter GT, der die Reise schnell und komfortabel macht, aber nicht den Weg zum eigentlichen Ziel?
Die Punktewertung kann herausfiltern, ob der Porsche Carrera oder der Mercedes CL 55 AMG in der Summe allerEigenschaften das bessere Auto ist. Was sie nicht kann: den emotionalen Aspekt, der bei solchen Autos eine wichtige, wenn nicht sogar die dominierende Rolle spielt, gebührend berücksichtigen.
Mehr Platz gibt mehr Punkte, auch wenn Porsche-Fahrer gerade die kompakten Abmessungen schätzen. Natürlich bietet der Mercedes, über einen halben Meter länger und knapp zehn Zentimeter breiter als der Porsche, viel mehr Innenraum und ein vergleichsweise riesiges Gepäckabteil.
Klar ist auch, dass der Mercedes mehr Komfort offeriert. Er verwöhnt mit einer üppigeren Ausstattung, während Porsche zwar mit serienmäßiger Klimaautomatik nachgerüstet hat, sich aber Details wie Tempomat und Sitzheizung, die in dieser Klasse selbstverständlich sein sollten, nach wie vor extra bezahlen lässt. Beide können nach Kundenwunsch individualisiert werden, wobei es keine Kunst ist, den Preis um 50 000 Mark nach oben zu treiben.
Den eigentlichen Komfortvorsprung sichert sich derMercedes durch seine neuarti-ge Fahrwerkskonstruktion mit ABC (Active Body Control), die Karosseriebewegungen um Längs- und Querachse weitgehend unterdrückt.