Lancia Delta HPE 2.0 16V im Test
Das zweitürige Kompakt-Coupé hat eine gute Figur mit typischen Alfasud-Elementen.
Mit dem Lancia Deltaist eine kompakte Einführung in alle Tugenden italienischer Designkunst gelungen: Besonders die neue, zweitürige Coupé- Version ist ein Fest fürs Auge. Hinter dieser Stilsicherheit, im schwierigen, weil nüchternen Kompaktsegment Eleganz als klassenlose Selbstverständlichkeit zu präsentieren, stecken ein paar Jahrzehnte Geschichte. Noch deutlicher als die viertürigeSchrägheck-Limousine betont derZweitürer namens HPE sein VorbildAlfasud. Dieser Alfa Romeo war, trotz Boxermotor und Frontantrieb, von 1971 bis 1984 das erste Vier-Meter-Auto ohne das Image eines Kleinwagens. Der Delta mischt der Sud- Vorlage jene Prise Lancia bei, die ihn über das reine Plagiat hinaushebt. Extravagante Details wie bauchige Kotflügelverbreiterungen, die in Wagenfarbe lackierte Einfassung des Kühlergrills, der keck auf der Abrißkante der Heckklappe wippende Spoiler sollen an Lancias alten Ruf erinnern, zwischen Alfa Romeo und Fiat für individuelles Understatement zuständig zu sein.
Innen streift das 16.300 Euro teure HPE-Modell mit dem Zweiliter-Vierventilmotor und 139 PS (102 kW) Leistung alle Zwänge äußerlicher Zurückhaltung ab. Das Armaturenbrett ist einfein geschwungener Sehschlitz für die zwar kleinen, aber übersichtlichenInstrumente, das dreispeichige Sportlenkrad mit Airbag liegt fest in der Hand wie eine Hantel mit maßgeschneidertem Lederüberzug. Die ausgezeichneten Recaro- Sportsitzekosten 1450 Mark extra, sind aberdie Investition schon wegen ihrerAlcantara- Bezüge wert. Dassandbraune Gestühl des kleinenLancia läßt manchesWohnzimmer-Fauteuil wie eineungepolsterte Sitzschale wirken.
Die Fronttriebsroutine der Turiner Edelmarke verleiht dem Delta ein klassenübliches Fahrverhalten:sanft untersteuernd mit Ansätzen zu Lastwechselreaktionen. Die Abstimmung des Fahrwerks ist komfortabler als die kriegerische Typenbezeichnung HPE suggeriert: High Performance Estate bedeutet Hochleistungskombi, was noch dazu an den unglücklichen Beta HPE erinnert. Speziell auf holprigen Straßen zeigt das straff abgestimmte Fahrwerk ein erstaunliches Schluckvermögen. Die Meßwerte des Zweilitermotors mit Vierventilkopf und zwei gegenläufigen Ausgleichswellen bleiben deutlich hinter den Werksangaben (null auf 100 km/h in 9,6 Sekunden) zurück. Der nominell 139 PS (102kW) starke Vierzylinder wirkt zwardrehfreudig, aber nicht sodurchzugsstark wie die modernerenVierzylinder des Konzerns im FiatBarchetta und der Alfa Twin Spark.Aber diese nicht nur subjektive Untermotorisierung ist eben auch typisch Lancia, genauso wie die auf holprigen Straßen doch etwas klapprige Karosserie.