Mini Cooper S und Peugeot 207 150 Turbo im Vergleich
Den Mini Cooper S und den Peugeot 207 Platinum 150 Turbo trennen 25 PS und 1.750 Euro. Gemeinsamkeiten gibt es dennoch: Der neue 1,6-Liter-Turbomotor entstammt einer Zusammenarbeit der BMW Group mit PSA Peugeot Citroën.
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht Dasselbe, sagt ein altes Sprichwort – und hat auch im Fall des Mini Cooper S und des Peugeot 207 Platinum 150 Turbo Recht damit. Obwohl die BMW Group und der französische PSA-Konzern den hier wie da für den Vortrieb verantwortlichen 1,6-Liter-Turbomotor gemeinsam entwickelt haben und diesen Umstand auch offen kommunizieren, darf der zwangsbeatmete Benzin-Direkteinspritzer nicht überall zu ganzer Form auflaufen.
Der gemeinsam entworfene Motor entwickelt im Mini 25 PS mehr Kraft als im Peugeot
Während der in beiden Autos quer montierte Vierzylinder im Mini bis zu 175 PS an die vorderen Antriebsräder überträgt, tritt das 207-Topmodell mit moderateren 150 Pferdestärken an. Die Kraft geht auch hier an die Vorderräder. Der in München entwickelte und im nordfranzösischen Douvrin unweit Lille montierte Vierzylinder mit voll variabler Verstellung der beiden obenliegenden Nockenwellen ist beim Mini an ein Sechs-, beim Peugeot an ein manuelles Fünfganggetriebe gekoppelt. Er zeichnet generell für geringe CO2-Emissionen und niedrige Verbrauchswerte verantwortlich. Der 207 Turbo ließ sich im Testmittel 10,6, der leistungsstärkere Cooper S gar nur 10,4 Liter Super Plus durch die Kehle rinnen. Abseits der Rennstrecke geben sich beide Autos auch ohne übertriebene Zurückhaltung des Gasfußes mit rund neun Litern zufrieden. So gesehen passt der von den Kontrahenten gepflegte Flüsterton also ins Bild: Sportlich-kerniges Gebrüll ist ihre Sache nicht. Stimmlich hätte man von Kleinwagen dieser Leistungsklasse sicher mehr erwartet. Insbesondere dem Mini ist im Vergleich zum Vorgängermodell mit dem zwar nicht unbedingt schönen, jedoch sehr markanten Pfeifen des Kompressorladers und dem belebenden Auspuffbollern im Schiebebetrieb akustisch ein Stück Charakter abhanden gekommen.
Der Vierzylinder überzeugt in beiden Fahrzeugen
Von der tonalen Unzulänglichkeit einmal abgesehen, kann der aufgeladene Benzindirekteinspritzer jedoch in beiden Ausbaustufen zur Gänze überzeugen. Er kommt spontan und dank des modernen Twin-Scroll-Turboladers mit Ladeluftkühler, der die Ansaugluft vorverdichtet und über getrennte Kanäle für je zwei Zylinder verfügt, auch früh zur Sache und dreht willig hoch. Turbolöcher sind nicht zu beklagen. Im Cooper S überzeugt auch das Gesamtpaket. Die sechs zur Verfügung stehenden Fahrstufen sind passgenau und präzise zu schalten, das zweistufig operierende Fahrstabilitätsprogramm DSC lässt sich auf Wunsch und Knopfdruck komplett deaktivieren. Das und sein mit 1.192 Kilogramm recht niedriges Gewicht bescheren ihm den klaren Sieg in der Sprintwertung. Der knapp zwei Zentner schwerere und 25 PS schwächere Peugeot muss angesichts der vom Cooper S vorgelegten Beschleunigungswerte (7,1 Sekunden von null auf 100, 23,8 Sekunden von null auf 180 km/h) die Segel streichen.
ESP off erweist sich im Peugeot 207 als Fake
Hauptgrund hierfür sind jedoch nicht etwa das mit 8,6 zu 6,8 kg/PS deutlich schlechtere Leistungsgewicht des Franzosen, sondern vielmehr die äußerst unpräzise und unter Volllast nicht selten bockige Schaltbox sowie das nicht gänzlich deaktivierbare ESP. Ein Off-Schalter findet sich zwar auch im 207. Er ist jedoch als Fake zu werten. Spürbaren Schlupf an den Antriebsrädern unterbindet der elektronische Rettungsanker bereits im Ansatz. Einer guten Performance im Sprintduell wird damit ebenso sicher entgegengewirkt wie beeindruckenden Ergebnissen in den fahrdynamischen Disziplinen. Die 180 Meter lange Pylonengasse passiert der 207 Turbo mit vergleichsweise gemächlichen 66,3 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, für das Umkreisen des 2,6 Kilometer langen Kleinen Kurses in Hockenheim lässt er sich 1.24,5 Minuten Zeit. Landstraßentempo liegt nach 8,7 Sekunden an, 180 km/h sind nach 34,1 Sekunden erreicht. Vergleicht man die vom Peugeot 207 Turbo erzielten Werte mit denen des Mini, dann tut sich ein tiefer Graben auf. 10,3 Sekunden Rückstand bis 180 km/h beim Sprint auf der Geraden und 3,1 Sekunden Rückstand auf dem Kleinen Kurs sprechen eine unmissverständliche Sprache und erklären die deutliche Niederlage in der sport auto-Punktewertung. Zumal der Franzose mit maximalen Verzögerungswerten um die 10 m/s² auch bei der Bremsprüfung das Nachsehen hat.
1.750 Euro Preisvorteil für den Peugeot rechtfertigen nicht die geringere Performance
Wer sich die mäßige Vorstellung des trotz seiner grazilen Anmutung so gewichtigen Galliers mit einem sehr viel günstigeren Kaufpreis schönreden will, wird gleichfalls enttäuscht: Der Peugeot 207 Platinum 150 Turbo ist mit 19.300 Euro Grundpreis gerade einmal 1.750 Euro günstiger zu haben als ein Mini Cooper S. Angesichts der Tatsache, dass die vergleichsweise geringe Ersparnis nicht nur erhebliche Zugeständnisse an die Performance, sondern auch an die Qualität bedingt – allem voran wäre hier das teigige Fünfganggetriebe zu nennen, bei dem sich im Testwagen bei Tempo 180 auf der Autobahn zudem problemlos der direkt hinter der fünften Fahrstufe angeordnete, vom Fahrer irrtümlich als Nummer sechs angesehene Rückwärtsgang einlegen ließ – mutet das französische Angebot in Sachen Kleinwagen-Sport doch etwas gewagt an. Wegen des frühlingsfrisch parfümierten, dafür aber insbesondere im Vergleich zum peppig-wertigen Mini-Cockpit recht nüchtern, weil trist-schwarz geratenen 207-Innenraums allein, dürfte sich schließlich kaum ein Kunde hinter dem Ofen hervorlocken lassen. Somit bedarf es nicht nur durch die sportliche Brille betrachtet schon einer ausgeprägten frankophilen Neigung, um dem optisch durchaus ansehnlichen Peugeot, der im Gegensatz zum Mini auf Wunsch auch mit vier Türen zu haben ist, den Vorzug zu geben. Dem subjektiv deutlich agileren, wenngleich zum Untersteuern neigenden und auch objektiv vollauf überzeugenden Cooper S kann der 207 Turbo jedenfalls nicht das Wasser reichen. Und daran sind nicht die fehlenden 25 Pferde schuld. Ein stimmiges Gesamtpaket hätte an anderer Stelle mehr Einsatz erfordert. Vielleicht wird uns jenes ja in Form des avisierten RC-Nachfolgers präsentiert.