Mitsubishi Grandis 2.4 Intense im Test
Mit dem 4,77 Meter langen, geräumig-schnittig gestylten Van startet Mitsubishi im Segment der Großraumlimousinen durch. Der 2,4-Liter-Benziner leistet 165 PS. Die gehobene Intense-Version hat sechs Sitze.
Shinkansen statt dröger Diesel-Lok, so könnte das Motto des Mitsubishi Grandis lauten. Seine nach vorn dynamisch zulaufende Silhouette und die glatten Flanken mit dunkel getönter Fondverglasung wecken Assoziationen zum japanischen ICEPendant. Shinkansen bedeutet soviel wie „Neue Linie“, und das passt auch zum Grandis, verabschiedet er doch das angestaubt- bieder wirkende Kastenprofil des Vorgängers Space Wagon schwungvoll in den Orkus. Stattdessen vertritt er eine gewollt japanisch geprägte Formensprache: Mitsubishi- Designchef Olivier Boulay gab ihm das Familiengesicht mit dem schmalen, zweigeteilten Kühlergrill sowie senkrechte Rückleuchten – zudem mit LED-Bremslichtern – mit auf den Weg.
Weniger eindeutig fällt die Positionierung aus: Der Grandis firmiert marketingmäßig unter der Bezeichnung Sportstourer. Plumpst er damit zwischen die Stühle Van und Kombi? Keine Sorge, mit 4,77 Meter Länge gehört er de facto zu den Großen der Branche, selbst wenn die geringe Höhe von 1,66 Metern sowie die nach hinten abfallende Dachlinie Kopf- und Laderaum kosten. Ab und zu erweisen sich jedoch die konventionellen Fondtüren als Manko, etwa wenn renitente Kids in engen Parklücken im Fond verzurrt werden müssen. Und in den Grandis passen bis zu sechs kleine oder große Racker rein – jedenfalls bei der siebensitzigen Variante. Zum Test rollt die Version Intense für 27.990 Euro Grundpreis mit sechs Einzelplätzen an. Die sind zwar nicht demontierbar, dafür können die hinteren beiden mit zwei Handgriffen im Boden versenkt werden.
So stehen die Teile nicht sperrig in der Garage herum, sondern machen sich als erhöhter, ebener Ladeboden nützlich. Das ermöglicht auch ein rückenschonendes Be- und Entladen, da schwere Güter nicht über eine störende Kante gehoben werden müssen. Außerdem können die rückwärtigen Plätze um 180 Grad nach hinten gekippt werden: macht zwei praktische Pausenplätze bei offener Klappe. Wer dagegen alle Sitze flachlegt, der bekommt einen Schlafwagen für zwei, wer sie klein macht, maximal 1.545 Liter Ladevolumen, bei voller Besetzung verbleiben 320 Liter.
Die letzte Bank bietet dann nicht nur Kindern akzeptablen Komfort bei allerdings eingeschränkter Kopffreiheit. In der mittleren Reihe geht es auf stärker gepolsterten, in Höhe und Neigung einstellbaren Einzelsitzen mit Armlehnen bequemer zu. Sie sind auf Schienen befestigt, was nichts an der deutlich limitierten Beinfreiheit ändert. Vorn passt die Sitzposition auf den soft gepolsterten Sitzen hinter dem nur in der Neigung verstellbaren Lenkrad. Instrumente und Bedienelemente sind im geschwungenen Armaturenträger gut platziert. Japan-Kenner finden sich sofort zurecht, allenfalls die blau hinterleuchteten Instrumente ermüden bei Dunkelheit die Augen. Extrem unpraktisch: die Bedienung des aufpreispflichtigen Navigationssystems.
Es ist ausschließlich per fummeliger Infrarot- Fernbedienung zu steuern und sein Zentraldisplay, auch für das Radio zuständig, bei direkter Sonneneinstrahlung schlecht ablesbar. Vantypisch: Die Fahrzeugfront kann nur erahnt, ein Parkrempler angesichts der rundum lackierten Stoßfänger teuer werden. Dafür stört die A-Säule wegen der stark geneigten Frontscheibe kaum, beim Wenden oder Überholen ist allerdings die B-Säule beim Schulterblick im Weg. Über Land spielt der Grandis den gelassenen Tourer, erstickt mit seiner träge agierenden Lenkung allzu sportliche Ambitionen im Keim, zumal der Aufbau des 1,7-Tonners in scharfen Kurven zu wanken beginnt. Außerdem reagiert er auf Lastwechsel mit einem nach außen drängenden Heck, das die bei dieser Ausstattungsversion serienmäßige Stabilitätskontrolle allerdings nach kurzer Verzögerung zuverlässig einfängt.
Ein Umstand, der auch bei der Fahrdynamik-Prüfung auffällt, ebenso wie die gut dosierbare, standfeste Bremse, die sich selbst bei maximaler Zuladung von 567 Kilogramm kaum beeindruckt zeigt. Vanübliche Aufgaben meistert der mit einer McPherson- Vorder- und einer Schräglenker- Hinterachse ausgerüstete Mitsubishi sicher, egal, ob leer oder beladen. Kurze Unebenheiten wie Asphalt-Flickstellen, Kanaldeckel oder Querfugen dringen allerdings zu den Passagieren durch, begleitet durch vernehmliche Poltergeräusche.
Daran dürften die 17-Zoll-Räder der Dimension 215/55 nicht unschuldig sein. Gut ausgebaute Landstraßen und Autobahnen nutzt der Grandis, um seine Reisequalitäten zu beweisen. Einwandfreier Geradeauslauf, geringe Windgeräusche und der kultivierte 2,4-Liter-Vierzylinder mit zwei Ausgleichswellen ergeben ein überzeugendes Package. So lassen sich hohe Dauertempi stressfrei bewältigen, bei Tempo 200 regelt die Elektronik allerdings harsch ab. Der 165 PS starke Benziner mit variabler Steuerung der Einlassventile per unterschiedlicher Nockenprofile gibt seine Leistung trotz der bei 3.500 U/min wirksamen Ventilhub-Änderung kontinuierlich ab. Explosive Drehfreude überlässt er anderen, ebenso wie lautstarkes Krakeelen. Nur bei Volllast vergisst er ab 4.000 Touren ein wenig seine guten Manieren und meldet sich angestrengt tönend zu Wort. Wer zügig vorankommen will, darf hohe Drehzahlen nicht scheuen, was auch den recht hohen Testverbrauch von 12,5 Litern auf 100 km erklärt. Weniger Verbrauch und mehr Drehmoment verspricht der von Volkswagen zugelieferte TDI-Motor, der ab Mitte 2005 im Grandis zu haben ist.
Bereits jetzt überzeugt der Mitsubishi durch eine umfangreiche Ausstattung, die neben Seitenairbags vorn, Kopfairbags vorn und hinten, Klimaautomatik vorn und hinten mit elektrischem Zuheizer, elektrisch betätigten Fenstern und Spiegeln auch getönte Fondverglasung und Tempomat enthält. Endgültig opulent wird es mit dem Premium-Paket für 3.300 Euro. Lederpolsterung und zwei elektrisch betätigte Glasdächer machen ihn dann zu einem feinen Schlafwagen für Sterngucker.