400 PS, frischer Dress, das Ufftata des Fünfzylinders und mehr
Agilität – die Euphorie war groß, doch dann kam die neue Audi RS 3
Limousine zum Test nach Hockenheim ...
Im Oman fuhr sich der RS 3 noch so heckagil. In Hockenheim ist
von der Agilität wenig übrig geblieben. 1.14,5 ging der vorige RS 3
in Hockenheim, und irgendetwas in dem Dreh hatten wir auch für hier
erwartet. Rausgekommen ist am Ende jedoch eine recht maue
1.15,4.
Die große Frage: Wie kann das sein? Okay, die Bedingungen am
Messtag waren suboptimal. Die Luft stickig, die Asphalttemperaturen
waren hoch und der Asphalt ziemlich verstaubt. Nun sind das aber
genau die Rahmenbedingungen, die dem RS 3 im Oman so gut gelegen
haben, ...
Kein Mitschlenzen beim Einlenken, kein Biss auf der Vorderachse.
Und während er sich drüben noch übers Gaspedal ums Eck drücken
ließ, hat man in diesem Test auf einmal das Gefühl, dass die
Elektronik seine Motorkraft so lange drosselt, bis die Lenkung
wieder geöffnet ist.
Von einer Zaubersoftware, die die Momente proaktiv zum Heck
durchdrückt, fehlt jede Spur, zumal auch wieder das leidige
ESP-Thema aufpoppte. Spröde Regelung, reduzierte Bremswirkung unter
Einfluss von Querbeschleunigung – genau dasselbe Problem, das uns
schon bei diversen Quermotorsportlern des Konzerns aufgestoßen
ist.
Der Audi RS 3 steht im Test auf 19-Zoll-Rädern, bestückt mit
Pirelli P Zero. Neben der Mehrleistung reduzierte man das
Eigengewicht des Fünfzylinders durch ein Kurbelgehäuse aus Alu,
eine hohlgebohrte Kurbelwelle und eine Magnesium-Ölwanne um 26
Kilogramm. Die subtrahieren sich zwar direkt von seiner
Problemzone, ändern aber nichts daran, dass sie eine Problemzone
bleibt. Konkret: Statt 945 Kilo lasten nun 917 auf der Vorderachse,
was die Balance um 0,9 Prozent verbessert.
Das Röhren der zuschaltbaren Sportabgasanlage ist gerade im
autobahnüblichen Teillastbereich von um die 130 so sonor, dass es
dir mit der Zeit gehörig auf den Senkel geht.
Der Innenraum: sauber, aufgeräumt, schick verarbeitet. Die
Alcantara-Flicken sind am Lenkrad nun dort eingenäht, wo man auch
seine Hände hat, anstatt wie zuletzt genau umgekehrt.
Mit 3,9 Sekunden auf 100 beschleunigt die getestete Audi RS 3
Limousine im ersten Versuch gleich mal seine Werksangabe kurz und
klein; bis 200 hat er die Sportback-Version des 367 PS starken
Vor-Facelift-Modells bereits um gut eine Sekunde abgehängt.
Das Siebengang-DSG mutet nach wie vor nicht ganz so ausgefeilt
an wie das ganze Drumherum. Der Doppelkuppler passt zum Audi RS 3,
da brauchen wir gar nicht debattieren. Allein wie er ihn im
Launch-Modus ins reißende Drehmoment drischt und losbersten lässt,
ist maximal beeindruckend. Was das Getriebe aber nach wie vor gar
nicht raushat, sind schnelle Tempowechsel.
Fazit: Insgeheim habe ich ja schon gehofft, dass der RS 3
zumindest einen Teil seiner Heckagilität aus dem Oman mit zu uns
herüberretten kann. Leider gelang das nicht, sodass sich die
Begeisterung über ihn auf die Längsdynamik und den sehr
inbrünstigen Fünfzylinder beschränkt.
Stutzig macht mich am Ende aber sein mäßiges Abschneiden in der
Rundenzeit beziehungsweise das völlig verkrampfte Handling, das zu
ihr führte. Wir werden ihn deswegen noch mal antanzen lassen, bis
dahin wird die Watschn zur Bewährung ausgesetzt.