Der VW Golf GTI hatte sich zuletzt ja etwas anstecken lassen von dem hippen Wettgerenne, kehrt mit dem Facelift aber zur Normalität zurück. Ein Test gegen Subaru BRZ und Audi S1 Sportback, indem es um die wahren Werte geht.
Auch wenn man diese drei gern als Volkssportler sammelbegreift, geht es ihnen doch eher um Volksbelustigung. Sie allein nach ihren Messwerten zu beurteilen, wäre jedenfalls dasselbe wie das, was diese Fußballpapis jedes Wochenende an Provinzsportplätzen abziehen, wenn sie dastehen mit der Guten-Morgen-Halbe, im Trikot mit Günni-Namenszug, und fünfjährige Bambini wegen ihrer schlampigen Raumaufteilung ankeifen.
... für eine Profikarriere fehlt jedem von ihnen jedoch einfach das Zeug – sei es aus anatomischen Gründen, aus modellphilosophischen oder aus hierarchischen wie im Falle des GTI.
Gelber Bengel: Der Audi S1 ist der Audi für Menschen, die keinen Audi wollen. Frech, schrill, wunderbar analog und im Fahrverhalten hemdsärmelig statt sterilisiert. Markentypisch wirkt jedenfalls nur die Preisgestaltung.
Der Leistungsbonus der Modellpflege beziffert sich auf 10 PS, was – oh Wunder – weder das Fahrgefühl noch sein Standing innerhalb des VW-Modellkollegiums beeinflusst. Er bleibt also die Unterstufe des Golf-Sportklubs – 15 PS und 2.500 Euro diesseits der Performance-Version, der die Vorderachssperre auch künftig vorbehalten sein wird.
Bis zu einem gewissen Punkt merkt man aber nichts von einer Minderbemittelung. Der Zweiliter-TFSI presst die 1.400 Kilo ohne Turbo-Tranigkeit oder Radschlupf los, zaubert dabei 350 Nm herbei, die sein DSG zu einer Endlosschleife zusammenschneidet. Extrem zielstrebig zwar, aber auch etwas monoton.
Dabei kann der Vielzweck-Vierzylinder auch richtig jeck. Es kommt auf die Rahmenbedingungen an – siehe Audi S1 Sportback. In ihm steckt prinzipiell derselbe Motor, doch statt sich sein Drehmoment als Narkotikum einzuflößen, geht er ab wie ein Zäpfchen.
Blaues Wunder: Der Subaru BRZ ist dem Turbo-Duo in allen messbaren Belangen unterlegen, teils sogar hoffnungslos, dennoch gewinnt er am Ende die meisten Herzen hier.
Mit 32.400 Euro ist er im Grundpreis der Teuerste, doch im Gegensatz zu den anderen beiden findet sich nichts in der Optionsliste, was ihn schneller oder gar besser machen könnte.
Im Gegensatz zu Audi S1 Sportback und VW Golf GTI, denen das Drehmoment fast ansatzlos aus dem Lader quillt, muss man den saugmotorisierten Suby regelrecht danach umgraben. Runterschalten, reinlatschen, auspressen, so lange, bis man sie irgendwann gefunden hat, diese 205 Newtonmeter.
So untermotorisiert, wie man faktisch ist, kommt man sich aber gar nicht vor, zumindest im Alltag nicht. Das hat zum einen mit der Gaspedalkennlinie zu tun, die sie so geschickt eingefädelt haben, dass die Drosselklappe schon bei Viertelgas recht weit aufgerissen ist.
Zum anderen wurde der Reifengrip einfach an den hageren Schub des Boxermotörchens angepasst. Mit Semi-Slicks würde der BRZ womöglich festpappen im Kurvenscheitel, die serienmäßigen Michelins jedoch sind derart schmierig, dass die gesperrte Hinterachse selbst auf dem bisschen Power sliden kann – wann immer man das wünscht.
Das statische, simpler gestrickte Fahrwerk im Audi S1 verarbeitet Anregungen schludriger als der VW Golf GTI, die Lenkreaktionen fallen aufgrund des kürzeren Radstands und der schmaleren Spur lange nicht so gelassen aus, und im Gegensatz zum VW bleibt einem hier nichts anderes übrig, als bestimmte Dinge selbst in die Hand zu nehmen
Der Subaru BRZ hinkt hinterher - und zwar deutlich. Das Sportcoupé genehmigt sich 7,7 Sekunden, bis es aus dem Stilstand auf Landstraßentempo beschleunigt hat.
VW Golf GTI: Das Instrumenten-Display für 510 Euro bekam nicht mal Sportcharme einanimiert, das große Navi (2.385 Euro) konterkariert die ansonsten so gute Funktionalität.
... dass er den Mut hat, sich in einer Zeit, in der sich alles um Rekordrunden auf Rennstrecken dreht, voll und ganz auf die Landstraße zu kaprizieren.
Der GTI nennt sich neu, bleibt trotz des 10-PS-Gutzeles aber ganz der Alte. Mehrzweckmäßig, fix, narrensicher, neben den anderen beiden aber auch ein bisschen fad. Vor allem weil der S1 mit demselben Motor eine regelrechte Party fabriziert. Statt sich in Kraft zu aalen, schäumt sie ihm wie aus einer geschüttelten Schampusbuddel heraus.
Dazu dieses süßgiftige Lastgewechsel. Herrlich. Und dennoch ist der Subaru die beste Landstraßenmaschine in diesem Trio – vielleicht sogar überhaupt. Sein Geheimnis: die Kombination aus moderatem Schub und herabgesetztem Grip-Niveau, die es möglich macht, auch zwischen Hintertupfing und Sankt Nirgendwo die Sau rauszulassen – ohne dass das Gewissen beißt.