Alpina schärft seine Biturbo-Mittelklasse nach. Der Dreiliter-Reihensechser beglückt den Fahrer nun mit 440 PS und bis zu 660 Nm Drehmoment. Fahrbericht des neuen B4 S Coupé und Cabrio.
Wir dürfen auf dem 4,2 Kilometer langen Bilster Berg mit der Allradantriebsversion ran. Sie wiegt 65 Kilo mehr als der B4 S mit Heckantrieb. Dafür beschleunigt das Allrad-Coupé schneller auf 100 km/h: 3,9 zu 4,2 Sekunden.
Die Fahrt geht leicht von der Hand. Das Bremspedal rückmeldet gefühlvoll im Zentimeterbereich, die 4-Kolben-Festsättel aus Aluminium verbeißen sich vorn in 370 mm Scheiben. Schnelle Richtungswechsel bringen die Karosserie nicht aus der Fassung.
Ein leichtes Einlenkuntersteuern verzeiht auch mal zu viel Übereifer. Das Coupé schiebt sanft über die Vorderachse bis man den rechten Fuß lockert und dann mit der Lenkung wieder feinregeln kann.
Deutlich mehr noch bringt das Cabrio auf die Waage, das es nur mit Hinterradantrieb gibt: 1.915 Kilo. Und so agiert das B4 S Cabrio auch auf der Rennstrecke. Mit gleichen Federn, dafür aber weicheren Stabis und Dämpfern fährt es sich undefinierter und wabbeliger als das Coupé.
Das Herzstück: Reihensechser mit geschmiedeter Kurbelwelle aus Stahl, Zylinderkurbelgehäuse für Biturbo-Aufladung, strömungsoptimierten Ladeluftrohren und querschnittsoptimierten Reinluftrohren.
20-Zoll-Leichtmetallfelgen mit 245/30 Bereifung vorn und 265/30 hinten. Der Biturbo fordert mehr Kühlung. Vorne rechts (vom Fahrer aus) verbaut Alpina einen ausgelagerten Wasserkühler, der das Volumen des Kühlers im B4 um 20 Prozent übersteigt. Vorne links sitzt ein zusätzlicher Motorölkühler (+35 Prozent).
Das Coupé baut um 5,8 Zentimeter tiefer als die B3 S Limousine, ist dafür acht Millimeter länger und 1,4 Zentimeter breiter. Druck im vorderen Radhaus baut der B4 S über einen Luftausströmer ab. Dort verfängt sich leicht Dreck.
Die Vierrohr-Akrapovic-Auspuffanlage kommentiert selbst bei voller Last und offenen Klappen eher Gentlemen-like statt zu protzen. Park Distance Control (PDC) und Geschwindigkeitsregelung gibt es ohne Aufpreis.
Im Innenraum nimmt dich der lederbezogene Sportsitz auf, der sich elektronisch einstellen lässt. Sobald die Tür im Schloss einrastet, fährt von selbst eine Halterung aus und reicht den Sitzgurt. Charmant.
Der Fahrer greift in das handbenähte Leder-Sportlenkrad. Das Allrad-Coupé rennt bis zu 303 km/h schnell. Mit Heckantrieb sind sogar drei km/h mehr drin.
Das Cabrio ist was für schönes Wetter und Landstraße. Nicht aber für einen Kurs wie den Bilster Berg, der jedes Kilo an Übergewicht und ein zu lasches Fahrwerk abstraft.
Im Komfortmodus lenkt das Alpina B4 S Coupé leichtgängig und meistert Spurwechsel bei über 100 km/h selbstsicher. Zieht man das Tempo an, schaltet in den Sport- oder Sport-Plus-Modus und nimmt Kurven hinzu, kann das Coupé auch Rennstrecke.
Die maximal 660 Nm (vorher 600 Nm), die zwischen 3.000/min und 4.500/min anliegen, übermannen einen nicht. Es dauert einen kurzen Augenblick, bis die 37 Millimeter großen Turbinenräder im Abgasstrang die 40 Millimeter großen Verdichter auf der anderen Seite anfeuern und den Reihensechser mit maximal 1,4 bar boosten.