An einem kompakten SUV entwickelte Seat bereits so lange herum,
dass man die Pläne 2012 schon mal komplett aufgab. Danach
flackerten neue Ideen auf, die erst dementiert, dann doch
verwirklicht wurden.
Es gibt Autos, denen es gelingt, Schwächen mit liebenswerten
Eigenheiten zu überdecken. Und es gibt den Tiguan, einen
Ingenieurswagen, der keine Schwächen hat, die er überdecken
müsste.
Aber auch nichts, womit er welche überdecken könnte. Der VW
gewinnt mit Zahlen und Fakten, hat am meisten Platz für Passagiere
und Gepäck, die umfassendste Variabilität,...
... er bremst am besten, kurvt am schnellsten durch Slalom und
Spurwechsel, bleibt am leisesten, sichert sich mit den meisten
Assistenzsystemen ab, strahlt mit dem aufwendigsten Licht, richtet
sich am hochwertigsten ein.
So beschleunigt er vehementer als der gleich motorisierte, aber
167 Kilo schwerere Tiguan, zieht druckvoller durch, verbraucht mit
6,8 l/100 km hier am wenigsten.
Trotz des strammen Set-ups federt er umgänglich, fegt beherzt
über Land, biegt leichtfertiger in Kurven, bleibt lange neutral,
bevor er sich sachtem Untersteuern hingibt
Wie der Focus, auf dem er basiert, hat sich der Kuga das
Handling in der aktuellen Generation etwas abtrainiert, versucht
das mit der präzisen, aber scharf ansprechenden Lenkung zu
überspielen.
Der Zweiliter-Diesel legt nach kurzem Laderzögern vehement los –
in Kraft- wie Klangentfaltung gleichermaßen –, dreht beherzter als
die VW-Motoren. Freundlich unterstützt vom passend gestuften
Sechsganggetriebe, geht es ordentlich voran.
Auf der Landstraße biegt er schneidig in Kurven, drängt bei
Lastwechseln sacht mit dem Heck, was das ESP eilig wegregelt. Auf
der Autobahn wirken die Lenkung und das straffe Fahrwerk zu
zappelig.
1.552 Kilogramm. Der Ateca wiegt 184 Kilo weniger als der Kuga
und 167 Kilo weniger als der Tiguan. Die sind größer, der Ateca
fühlt sich dafür leichtfüßiger an.
670 Millimeter: Im Kuga sitzt der Fahrer am höchsten über der
Fahrbahn. Beim Tiguan sind es 650 Millimeter. Den Seat wegen des
Hochsitzens zu kaufen, lohnt dagegen kaum: nur 590 Millimeter.
Im letzten Herbst bekam der Kuga eine Interieur-Auffrischung,
dann zeigte Ford Ende Februar den äußerlich modifizierten Kuga mit
chromgeschmücktem Bug, der aber erst Anfang 2017 ausgeliefert
wird.
Nach der Interieur-Auffrischung bleibt die, nun ja,
facettenreiche Bedienung. Die Materialauswahl ist rustikaler als
bei den Konzernbrüdern von Seat und VW.
Letzten Herbst bekam der Kuga das neue Infotainment-System mit
Touchscreen und kleinem Dreh-Drück-Schiebeknubbel. Der fügt sich
subtil in die restliche Bedienlogik ein, die allein ein Grund sein
kann, vom Erwerb des Kuga Abstand zu nehmen.
770 Millimeter mehr Normsitzraum als der VW bietet hier keiner.
Fondpassagiere sitzen so ungedrängt, dass sich die 18 cm
Längsverschiebung der Rückbank wirklich nutzen lassen.
Mit dem üppigen Raumangebot, der großen Palette an
Sicherheitssystemen, feinem Komfort und viel Ausstattung gelingt
dem unaufgeregten und teuren Tiguan ein klarer Sieg.
Kompakter, leichter, sparsamer und günstiger als der Tiguan,
sortiert sich der Ateca wie nach Drehbuch hinter dem VW ein, weil
er bei Komfort und Platz etwas weniger bietet.
Der Seat positioniert den Fahrer sechs Zentimeter tiefer als der
VW. Das mag Hochsitz-Kaufargumenten widersprechen, doch integriert
der Ateca den Fahrer besser ins Auto.
Gegen die beiden neuen Rivalen fällt es dem geräumigen,
variablen und fahrvergnüglichen Kuga schwer, zu punkten. Er
verbraucht viel, bietet wenig Ausstattung fürs Geld.
Und der es uns so erlaubt, mit einem Zitat aus „Manche mögen’s
heiß“ (Marilyn Monroe, Jack Lemmon, Tony Curtis, United Artists
1959) zu enden: „Es kommt nicht drauf an, wie lange man wartet,
sondern worauf.