Jetzt also ohne Tarnung, in seiner ganzen Keilheit. Die erste Ausfahrt des Lamborghini Aventador in der extra-scharfen SVJ-Variante findet auf der frisch asphaltierten Rennstrecke von Estoril statt.
Sieht nicht so aus, aber: Innen gibt es ordentlich Platz und super Sitze. Wichtig für die Rennstrecke. Hier schreit von hinten das Triebwerk: Guck nach vorne!
Natürlich geht dem Lamborghini Aventador auch als SVJ die Handlichkeit des kleineren Huracan Performante ab. Eine Ausfahrt auf der Landstraße? Nein. Zu breit, zu schnell. Viel zu schnell. Aber eben auch: Agil, direkt, unmittelbar. Bei allem. Reaktionen des Motors, Reaktionen des Chassis. Dazu dieser Saugmotor, gleichermaßen Faszinosum und Anachronismus.
Der Allradantrieb schickt im Corsa-Modus eher etwas mehr Drehmoment an die Vorderräder und die hinteren Dämpfer verhärten, um die dynamische Gewichtsverlagerung nach hinten zu reduzieren und so den Grip an der Vorderräder zu erhöhen.
Das Kurzzeit-Phlegma des V12 egalisiert nun ein leichteres Schwungrad, das der Fahrzeugreaktionen ein neues Gehirn. Die Vernetzung aller fahrdynamisch relevanten Systeme wie Lenkung, Dämpfer, adaptiver Aerodynamik und Regelelektronik soll nun fixer sein.
Das Kürzel bedeutet Super Veloce Jota und zitiert ein legendäres Modell der Marke.
In den 70er-Jahren brachte Lamborghini einen Miura SVJ mit mehr Leistung auf den Markt.
Das ALA-System besteht aus zwei über einen Elektromotor angesteuerten Klappen im Frontsplitter sowie einer zweigeteilten Luftführung durch den Heckflügel.
Darüber hinaus zeigt sich einen neue aggressivere Frontschürze mit neuen Spoilerelementen sowie eine etwas breitere Spur. Der Aventador SVJ wird das letzte Modell der Baureihe sein, bevor eine neue Generation 2020 an den Start geht.
770 PS und 720 Nm erzeuge sein 6,5-Liter nun – 20 respektive 30 mehr als im letzten SV. Wobei das Wort „erzeugen“ deren Entstehungsgeschichte maximal verharmlost.
Bei Vollgas hat man jedenfalls eher das Gefühl als Streichholz in einen Benzinkanister gefallen zu sein. Der Sauger reagiert nicht, er detoniert, tobt, metzelt die Drehzahlen nieder, plärrt, mixt blutrünstige Kraftentfaltung mit Feinmotorik, ist am Ende aber das einzige, was einem an diesem Aventador noch bekannt vorkommt.
In Kurven beginnt die andere Seite aufzublitzen – die neue, das Jota. Im Gegensatz zum früheren SV, mit dem man stets etwas im Clinch liegt, geht einem das Wahnsinnstempo hier locker von der Hand. Der SVJ bremst stabiler, sein ABS regelt raffinierter; das Einlenken wirkt runder, die Seitenführung potenziert, sein Gewicht weit geringer als es geworden ist. Und das Beste kommt jetzt: Von den vielen Maßnahmen, die ihn so leichtfüßig, so stabil und am Ende so schnell machen, sticht keine direkt heraus.