Zwei gleiche Testwagen? Nein. Aber hier sehen Sie zwei Fahrzeuge
aus dem Hause Seat, die sich immer ähnlicher werden. Wir haben die
Markenbrüder Seat Leon und Seat Ibiza im direkten Vergleich
gegeneinander antreten lassen.
In puncto Motorisierung existiert bei den Testfahrzeugen schon
einmal kein Unterschied. Unter beiden Hauben schlummert der
Einliter-TSI-Dreizylinder mit 115 PS, der 200 Nm Drehmoment
entwickelt.
Die Rückleuchten des kompakten Leon sind deutlich breiter als
die seines Markenbruders. Und auch in den Gesamtabmessungen
überragt der Leon den Ibiza. Mit 4,26 Metern ist er rund 20 cm
länger und 33 kg schwerer.
Das macht sich auch im Innenraum bemerkbar, der vorne wie auch
hinten üppiger gestaltet ist. Der Leon wirkt durch das größere
Raumangebot und die hochwertigeren verbauten Innenraumelemente
benutzerfreundlicher und bequemer.
Trotz des Altersunterschieds zwischen dem Leon und dem neueren
Ibiza liegen beide in Sachen Multimedia-Extras, Connectivity und
Navigation auf Augenhöhe.
Die Positionierung des Multimedia-Bildschirm ist höher angesetzt
als beim Seat Ibiza. So ist die Blickrichtung und der
Neigungswinkel etwas angenehmer.
Im Cockpit herrscht Ordnung und alles wirkt aufgeräumt.
Nützliche Fächer und Ablagen sind außreichend vorhanden. In der
Style-Variante ist das schlüssellose Start- und Schließsystem
optional verfügbar.
Der höhere Radstand von sieben Zentimeter bringt im Fond
denjenigen Raum der den Leon durchaus langstreckentauglich macht.
Wer auf der Rückbank Platz nimmt, freut sich über mehr Kopffreiheit
und Fußraum.
Trotz des höheren Gewichts und der gleichen Anzahl an PS schafft
der Leon den Sprint auf Tempo 100 schneller als sein Markenbruder
in 9,9 Sekunden. Beim Ibiza zeigt die Stoppuhr 10,2 Sekunden.
Die beiden Testwagen sind beinahme gleich teuer. Aber der Ibiza
kommt in der gut ausstraffierenten Line Xcellence serienmäßig mit
Klimaautomatik, Einparkhilfe hinten, sowie schlüsselloser Zugang.
Diese Extras sind beim Leon optional gegen Aufpreis erhältlich.
Ebenfalls deutlich besser ist der Kleine wenn es um die
Geschwindigkeitsverzögerung geht. Aus Tempo 100 benötigt er 34,2
Meter bis zum Stillstand (Leon: 36,2 m). Das gibt ordentlich Punkte
auf`s Konto.
Dass der Kleinwagen etwas schmaler baut, macht sich hinten wie
auch vorn durch geringere Ellenbogenfreiheit bemerkbar. Beim
Sitzkomfort für Fahrer und Beifahrer gibt es zwischen den beiden
keinen Unterschied.
Der 8,5-Zoll große Touch-Bildschirm ist das Highlight im
Innenraum. In puncto Materialqualität kann er nicht ganz
überzeugen. Er wirkt trist und einfach gehalten, aber keinesfalls
billig.
Die bereits erwähnte Automatik: Natürlich wird sie in der
preissensiblen Klasse eher selten bestellt, erhöht dennoch den
(hier bewerteten) Kaufpreis um 1.500 Euro und bietet dafür aber
alle Vorteile eines Automatikgetriebes.
Die Platzverhältnisse sind für einen Kleinwagen auf der Rückbank
mehr als ordentlich bemessen, so dass auch große Leute noch bequem
sitzen. Das liegt auch am neuen "Modularen Querbaukasten A0" aus
dem Konzern.
Sparsam sind beide Benziner. Der Ibiza schluck auf den 100
Kilometern im Durchschnitt mit 6,8 Litern minimal mehr Sprit als
sein kompakter Bruder der 0,1 Liter weniger benötigt.
Wer übrigens kleiner mit agiler gleichsetzt, der liegt in diesem
Vergleich daneben. Denn der Ibiza kann seinen Gewichtsvorteil in
den Fahrversuchen nicht ausspielen. Leidgilch der Wendekreis ist
geringer.
Am Ende des Tages heißt es in diesem Fall "mehr ist besser". Der
Seat Leon sichert sich mit einem minimalen Vorsprung den ersten
Platz. Auch seine schlechten Ergebnisse im Bremsversuch und die
höheren Kosten können daran nichts ändern.