Der VW Golf GTI feiert seinen 40. Geburtstag und kreuzt gleich
im Doppelpack zum Supertest auf. Was unterscheidet das Sondermodell
Clubsport S vom normalen Clubsport?
Egal ob auf Bodenwellen, Kuppen oder Sprüngen: Auf der
Nordschleife glänzen beide Clubsport-Modelle mit weitgehend
neutralem Fahrverhalten und hoher Fahrstabilität.
Clubsport S: Anders als in Hockenheim, wo im straffen Race-Modus
gefahren wird, haben die Entwickler für den Nordschleifen-Ausflug
eine spezielle Nürburgring-Dämpferabstimmung im Individualmodus
hinterlegt.
Curbs, Sprünge und Bodenwelle verdaut der GTI Clubsport S
gelassen, und man kann über fast alles drüberfahren, ohne dass der
scharfe GTI mit hektischen Bewegungen außer Fassung gerät.
Während schon der normale GTI Clubsport fast die versammelte
Kompaktkonkurrenz mit einer Rundenzeit von 8.07 Minuten deutlich in
die Schranken weist, legt der Clubsport S die zukünftige Messlatte
extrem hoch. Wir schaffen im Supertest eine Zeit von 7:57
Minuten.
Überrollbügel, Vierpunktgurt und keine Rückbank im Rekordauto,
das VW-Pilot Benny Leuchter zum Rekord für frontangetriebene Autos
auf der Nordschleife prügelte (7.49,2 Min).
Speziell in den engen Ecken fällt in Hockenheim sofort auf, dass
der S steifer ausgelegt wurde als der normale Clubsport, der zu
mehr Karosseriebewegungen neigt. Tendenziell lenken die
Clubsport-Modelle willig ein.
Der Luftdruck an der Hinterachse wurde jedoch bei beiden
Versionen für ein verbessertes Einlenkverhalten an der Hinterachse
leicht erhöht und vorne etwas abgesenkt. Dadurch fallen die
Lastwechselreaktionen etwas stärker aus und verbessern das
Eigenlenkverhalten nochmals.
Während der "kleine" Clubsport unter Last keine
Traktionsprobleme hat, ist beim S mit Mehrleistung etwas Gefühl mit
dem Gaspedal beim Herausbeschleunigen gefragt. Die Sperrwirkung
gerät sonst an ihre Grenze, und es tritt leichter Schlupf am
kurveninneren Rad auf.
VW Golf GTI Clubsport mit 265 PS und 350 Nm. Dank einer
Boost-Funktion, die über eine Kick-down-ähnliche Schwelle im
Gaspedal ausgelöst wird, wird die Nennleistung sogar auf 290 PS
gepusht.
Beide Clubsport-Varianten haben Traktionsprobleme beim
Beschleunigen aus dem Stand. Der erste Gang muss gefühlvoll dosiert
werden, ansonsten verhageln Schlupf und ASR-Eingriffe bei 4.500/min
die Sprintzeit.
10 kg: Abtrieb an der Hinterachse bei 200 km/h generieren die
Clubsport-Modelle durch die neue Aerodynamik. Der Basis-GTI hat
Auftrieb an beiden Achsen.
An der Front wurde die Aerodynamik mit einer speziellen
Frontschürze verbessert. Spezielle Luftkanäle verbessern die
Luftführung durch den Stoßfänger und optimieren dadurch die
Umströmung des Vorderwagens.
Damit alles mit rechten Dingen zugeht musste das Rekordmodell
des Clubsport S (BS-DX 728) wie auch der normale Clubsport auf dem
von uns genutzten Leistungsprüfstand, auf die Radlastwaage sowie
zur Achsvermessung antreten.
Grobe Unregelmäßigkeiten konnten wir nicht entdecken.
Leistungstechnisch streuten aber beide Clubsport-TSI leicht nach
oben. Beide streuen etwas nach oben. Der "S" regelt das Drehmoment
fast über den kompletten Drehzahlbereich auf 400 Nm ein ...
... und hält die Maximalleistung von 5.600 bis 6.600/ min. Der
"Kleine" schwankt zwischen 370 und 380 Nm und drückt im Overboost
rund 290 PS von 5.800 bis 6.500/min.
Unsere Supertest-Runde auf der Nordschleife absolvierten wir
parallel mit dem baugleichen Clubsport S in Tornadorot. Nach den
Erinnerungsfotos im Fahrerlager folgt das "Rekord-Bierchen" in der
VW-Entwicklungswerkstatt.
Hut ab, Volkswagen, dass ihr die Idee des Golf GTI Clubsport S
so durchgezogen habt. Solche sportlichen Nischenprojekte haben aus
meiner Sicht eine nicht zu unterschätzende Abstrahlkraft auf eine
Marke insgesamt.