Seat Leon Copa Edition im Test
Trotz des stolzen Preises von 38.500 Euro ist der auf 55 Stück limitierte Seat Leon Copa Edition bereits ausverkauft. Ob das Anlass zur Trauer gibt, klärt der Test des 285 PS starken Sondermodells.
Dass ein Automobil-Hersteller, der sich in einer Rennserie engagiert, darüber reden und den sich daraus ergebenden Imagefaktor für seine Produkte nutzen will, versteht sich von selbst. Insofern ist die Idee eines an den Seat Supercopa-Markenpokal erinnernden limitierten Sondermodells auf Leon Cupra-Basis grundsätzlich uneingeschränkt zu begrüßen – auch wenn der Aufpreis mit über 10.000 Euro vergleichsweise üppig ausfällt. Kritisch wird die Sache erst, wenn die sportliche Kompaktlimousine bei näherer Betrachtung unterm Strich nicht hält, was ihr ausgesprochen attraktiver weiß-schwarzer Auftritt und die Namensgebung versprechen.
Wenn sich der vermeintliche Technik-Transfer von der Strecke auf die Straße einmal mehr als marketingpolitischer Kunstgriff entpuppt. Sicher: Die auf 55 Stück limitierte Copa Edition ist inzwischen ausverkauft. So gesehen könnte man das Ganze auch auf sich beruhen lassen und einen Strich unter die Sache ziehen. Ist halt so und stört nicht weiter. In diesem Fall fällt das jedoch schon deshalb schwer, weil die Erwartungen so hoch gesteckt waren, dass die Enttäuschung naturgemäß umso größer ausfällt. Schließlich beweist Seat mit den 300 PS starken Supercopa-Rennwagen seit Jahren, dass Breitensport weder langweilig noch banal sein muss.
Ordentlich gepunktet im Schönheitswettbewerb
Dank der exzellenten technischen Ausstattung – Sperrdifferenzial an der vorderen Antriebsachse, Direktschaltgetriebe, üppig dimensionierte Bremsanlage –, zaubern die vom Leon Cupra abgeleiteten Rennwagen allerorts beeindruckende Rundenzeiten auf den Asphalt. Im Rahmen der BF Goodrich- Langstreckenmeisterschaft und des 24h-Rennens am Nürburgring sind sie im von deutlich leistungsstärkeren Porsche und BMW dominierten Starterfeld für Platzierungen unter den Top 20 gut – bei über 200 Startern wohlbemerkt. Hohe Erwartungen also – wie gesagt. Bei der ersten Kontaktaufnahme werden diese auch durchaus erfüllt.
Perfekt konturierte, mit Stoff bezogene Sportsitze, edel-schlichte mattschwarze 18-Zoll-Räder, hinter denen rote Bremssättel hervorlugen und ein sportlich-schick gestyltes und exzellent verarbeitetes Interieur nebst weißer Racing-Streifen auf Mittelkonsole und Türverkleidungen: Im Schönheitswettbewerb sammelt der Leon Copa Edition ordentlich Punkte. Okay – das Doppelkupplungsgetriebe DSG ist nicht an Bord. In Anbetracht der makellosen Arbeitsweise und der passgenauen Übersetzungen des von einem gut zur Hand liegenden Alu-Schaltknauf gekrönten Getriebes mag das jedoch angehen. Zumal der Motor insbesondere oben heraus hält, was seine mit 285 PS Leistung und 360 Newtonmeter Drehmoment zwischen 2.500 und 5.000 Touren mächtig beeindruckende Papierform verspricht. Jenseits 100 km/h geht es nicht nur subjektiv flott voran im – laut Pressetext – „stärksten Seat aller Zeiten“.
Copa Edition mit 285 PS
Und dass das überaus straff geratene, analog zum Rennwagen mit Eibach-Federn bestückte Fahrwerk für den Alltag nicht der Weisheit letzter Schluss ist, geht angesichts der Positionierung des sportlichen Sondermodells ebenso in Ordnung wie die den Fahrwerten nicht unbedingt zuträgliche Reifenwahl. Wenn der Reifenpartner in der Rennserie Yokohama heißt, sollte ein an diese angelehntes Sondermodell für die Straße eben auch mit Advan-Pneus an den Start rollen – so viel Loyalität muss sein.
Dass der Leon Copa Edition auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim gegenüber dem 240 PS starken mit Pirelli P Zero Rosso angetretenen Cupra (siehe sport auto 5/2007) auch deshalb ins Hintertreffen gerät, ist vor diesem Hintergrund in Kauf zu nehmen. Ganz so hart hätte das Ergebnis dennoch nicht ausfallen müssen. Wäre den Spaniern der Sport nämlich tatsächlich vorm Marketing gegangen, hätten sie konsequenterweise eher auf die serienmäßig an Bord befindlichen Komfort-Items wie Navigationssystem, Regensensor und iPod-Anschluss verzichtet als auf das im Rennwagen so segensreich wirkende Sperrdifferenzial an der Antriebsachse. Dann hätte das Copa-Modell auf dem Kleinen Kurs ganz sicher weniger alt ausgesehen.
Fahrspaß gibt es ab 38.500 Euro
Mit einem solchen wäre auch der vom Werk vorgegebene 0-100-Sprint binnen 5,9 Sekunden drin gewesen. So waren Bestwerte aufgrund der schon im Ansatz haltlos durchdrehenden Vorderräder nicht zu machen. Und wer von sportlich orientierten Kunden erwartet, mit zu geringen Restfederwegen fertig zu werden, sollte ihnen wohl auch zubilligen, mit einem durch die Differenzialsperre hervorgerufenen geringfügig zackigeren Fahrverhalten klarzukommen. In Bezug auf die serienmäßig verbliebene Bremsanlage gehen einem die Argumente pro Copa Edition dann gänzlich aus: Seat belässt es auch in dem erstarkten Umfeld bei den Cupra-Stoppern, die schon im Serienmodell nicht wirklich überzeugen konnten.
Druckpunkt und Bediengefühl gefallen zwar, sodass sich das in der Standardbremsprüfung zu notierende Fading bei der Zeitenhatz subjektiv nicht bemerkbar macht. Auf Grund der insgesamt zu straff geratenen Fahrwerksabstimmung geht das ABS des Top-Leon in welligen Anbremszonen jedoch derart früh und nachhaltig in den Regelbereich, dass sich späte Bremspunkte von selbst verbieten. Eben solche hätte man von einem veritablen Sportmodell aber erwartet.