Toyota Corolla 2.0 D-4D, Peigeot 307 HDi 110, Ford Focus 1.8 TDCI und VW Golf TDI
Der neue Toyota Corolla 2.0 D-4D und der noch taufrische Peugeot 307 HDi 110 bedrängen zusammen mit dem Ford Focus 1.8 TDCI, der mit einem nagelneuen Direkteinspritzer antritt, den VW Golf TDI.
Am Diesel-Boom wollen alle partizipieren. Jetzt sogar noch die Japaner, die jahrelang dem vorwie-gend in Europa erfolgreichen Selbstzünder die kalte Schulter gezeigt haben.
Mit dem neuen Toyota Corolla steigt der bedeu- tendste japanische Hersteller erstmals mit einem moder- nen Direkteinspritzer-Diesel in den Kompaktklasse-Ring. Den Zweiliter-Vierzylindermitdem umständlichen Kürzel 2.0 D-4D gibt es in zwei Versionen: In der hier getesteten Ausstattungsvariante Linea Sol leistet der Common-Rail-Vierventiler mit Ladeluftkühlung 110 PS, ohne Ladeluftkühler springen in der Basisvariante nur 90 PS heraus.
Als Viertürer kostet die japanische Herausforderung stramme 20 550 Euro. Durchaus kein Schnäppchen, doch bietet das Linea-Sol-Modell dafür auch einen fast kompletten Ausstattungsumfang, der von der lenkradgesteuerten Audioanlage mit sechs Lautsprechern und CD-Player bis zur Klimaautomatik reicht.
Ein Bordcomputer fehlt auch nicht, während das Navigationssystem mit Farbmonitor stolze 2300 Euro Aufpreis kostet. Ansonsten halten sich die Japaner wie üblich mit dem Sonderausstattungs-Angebot vornehm zurück, um ihre Logistik nicht überzustrapazieren. So sind weder Aluräder noch Lederpolster zu haben, was die in dieser Klasse mittlerweile verwöhnte deutsche Klientel als Nachteil empfinden dürfte.
Ähnlich reichlich wie der Toyota ist der Peugeot HDi FAP 110 (107 PS) ausgestattet, wenn man zum 20 850 Euro teuren Typ Premium greift. Allerdings regelt die Klimaanlage nicht automatisch (Aufpreis 300 Euro), und auch die 16-Zoll-Aluräder kosten 550 Euro Zuschlag.
Aber man bekommt sie wenigstens, im Gegensatz zur Lederausstattung, die exklusiv dem sehr viel teureren 307 Platinum vorbehalten bleibt. Serienmäßig beim 110 HDi-Motor und bislang nur bei Peugeot im Angebot ist der nachgeschaltete Partikelfilter FAP, der ein wesentliches Argument der Dieselgegner sozusagen in Luft auflöst.
Auch bei Ford setzt man inzwischen auf Diesel. Duratorq TDCI heißt die Zauberformel für dynamische und doch sparsame Fortbewegung. Im Focus kommt unter diesem Begriff ein Common-Rail-Direkteinspritzer zum Zuge. Der nicht ganz 1,8 Liter große Vierzylinder ist mit 115 PS der stärkste Motor in diesem Quartett.
In der Preisskala rangiert freilich der Focus am unteren Ende: 19 875 Euro kostet der Focus TDCI in der Editionsausstattung Finesse. Die hat zwar Klimaanlage und elektrische Fensterheber vorne, doch um auf den Ausstattungsumfang des Toyota oder Peugeot zu gelangen, müssten einige 100 Euro zusätzlich investiert werden. Weiterer Nachteil der Edition: Nicht alle für den Focus erhältlichen Sonderausstattungen sind lieferbar.
Und was macht VW mit dem Golf? Der chronisch unter Ausstattungsmangel leidende Bestseller wurde Ende letzten Jahres aufgewertet. Zu wenig allerdings, um in dieser Disziplin wirklich mithalten zu können. Zwar sind bei dem getesteten Comfortline-Modell Schiebedach und Tempomat inklusive, doch für die großen Brocken wie Klimaautomatik oder ein hochwertiges Radio mit CD-Player greift VW nach wie vor tief in die Tasche des Käufers. Zumindest die Kopfairbags sollen ab Juni zur Serienausstattung gehören.
Richtig teuer wird der Golf, wenn noch Navigation, Ledersitze, Multifunktionslenkrad oder 16-Zoll-Leichtmetallräder gewünscht werden. Dabei ist der Grundpreis für den Golf Comfortline mit vier Türen und dem 100 PS starken Pumpedüse-TDI alles andere als ein Sonderangebot. Er kostet 20 390 Euro, fast genausoviel wie der wesentlich besser ausgerüstete Corolla.
Warum macht der Golf dennoch in der Gesamtwirtschaftlichkeit eine so gute Figur? Weil er gerade mit Dieselmotor auch gebraucht sehr gefragt ist und weil seine Fest-und Unterhaltskosten die niedrigsten sind.
Durch Maßnahmen an den Einspritzdüsen und wegen des hohen Einspritzdrucks von über 2000 bar schafft der 100-PS-TDI als einziger Diesel dieser Klasse die D4- Hürde, was für eine beson-ders saubere und effiziente Verbrennung spricht. Die drei Konkurrenten mit Common-Rail-Technik sind mit Euro 3 klassifiziert, für seinen Rußfilter bekommt der Peugeot einen Punkte-Bonus.
Auch sonst hat der 100-PS-TDI durch den Motor-Feinschliff gewonnen. Er spricht spontan auf Gaspedalbewegungen an, zeigt eine dynamische, gleichmäßige Leis-tungsentfaltung und kann trotz niedrigerer Papierwerte (100 PS, 240 Newtonmeter) mit den stärkeren Konkurrenten locker mithalten.
Auch die Laufkultur ist etwas besser geworden. Doch bleibt hier nach wie vor ein Manko gegenüber den weicher verbrennenden Common-Rail-Motoren von Ford und Peu- geot, das sich nicht nur in der Geräusch-Entwicklung, sondern auch in spürbaren Vibrationen niederschlägt.
Diese zeigt, nicht ganz so ausgeprägt, auch der Toyota-Diesel, der zudem über weite Drehzahlbereiche mit brummiger Akustik auffällt. Im Focus, dessen neuer Dieselmotor sowohl beim Zylinderkopf wie beim Motorblock auf das nicht gerade als High-Tech-Material bekannte Gusseisen zurückgreift, sind dagegen störende Brummfrequenzen zwischen 3000 und 3500/min hörbar.
Ohne Vibrationen outet sich wieder einmal der HDi-Motor des Peugeot als Mus- ter an Laufkultur, der auch akustisch nur sehr verhalten auf sein Verbrennungsverfahren hinweist. Der Antriebskomfort des Peugeot geht allerdings mit spürbar geringerer Motordynamik einher. e
Der HDi spricht behäbig an, entwickelt wenig Drehfreude und wirkt im Durchzug deutlich schwächer als die Konkurrenten. Ein Effekt, der durch die zu lange Getriebe-übersetzung noch verstärkt wird. Die Fahrleistungsmessungen unterstreichen diesen Eindruck nachhaltig.
Demgegenüber ist der Co-rolla etwas zu kurz übersetzt, wirkt dadurch sehr lebendig, dreht aber im Schnitt höher und braucht auch deswegen etwas mehr Kraftstoff. In den Fahrleistungen liegen Corolla, Focus und Golf so eng beieinander, dass eine Differenzierung schwer fällt.
Subjektiv überzeugt der VW-Diesel mit dem besten Leistungseindruck. Dass der Golf auch noch am sparsams-ten ist, nimmt man erfreut zur Kenntnis. Zwischen ihm (7,0 Liter/100 km) und dem Toyo-ta (8,0 L/100 km), der bei den forcierten Testfahrten am meisten brauchte, tut sich also eine Lücke von einem Liter pro 100 Kilometer auf.
Im ruhigeren Alltagsbetrieb sinkt jedoch nicht nur der Verbrauch, sondern schrumpfen erfahrungsgemäß auch die Differenzen. Und im Übrigen sind die Unterschiede nicht so gravierend, als dass sie im Laufe eines langen Autolebens in Relation zu den Gesamt- kosten von erheblicher Bedeutung wären.
Bedeutender sind hier die Fahrwerks-Unterschiede, auf die sich der Käufer einstellen sollte. Mit sehr gutem Handling und einem hohen Maß an Fahrsicherheit können der Peugeot und der Focus überzeugen. Dass der Focus trotz des Punkteabzugs wegen fehlendem ESP eine so gute Bewertung schafft, spricht für seine Fahrwerksqualitäten, die sich mit seiner präzisen, aber nicht ganz ohne Antriebseinflüsse arbeitenden Lenkung problemlos ausloten lassen.
Der insgesamt ebenfalls überzeugende Golf reagiert beladen auf Richtungswechsel etwas nervös mit dem Heck und kann auch bei den Fahr-dynamik-Tests das Tempo der Konkurrenten nicht mithalten.
Ohne ESP, das bei einem neuen Auto heute zum Stand der Technik zählt, und mit seiner verzögert ansprechenden, elektrisch unterstützten Lenkung manövriert sich der Corolla in diesem hochkarätigen Umfeld auf den letzten Platz.
Gravierende Schwächen beim Bremsen leistet sich keiner der vier Testkandidaten. Wenn es aber trotz hoher aktiver Fahrsicherheit zu einem Crash kommt, sind die passiven Sicherheits-Einrichtungen gefordert. Und hier haben die Franzosen, wie auch neutrale Crashtests beweisen, mittlerweile die Nase vorn.
Abgesehen von der guten Crash-Struktur der Karosse-rie lauert im Peugeot 307 ein komplettes Arsenal von Schutzvorrichtungen auf den Ernstfall. Zweistufig zündende Frontairbags sowie Sidebags unterstützt von Windowbags bieten ein beruhigendes Rundum-Schutzpotenzial. Dazu kommen noch aktive Kopfstützen vorne gegen das Schleudertrauma beim Heckaufprall. Praktisch auch der abschaltbare Beifahrer-Airbag für den Kindertransport.
Der Corolla, obwohl das jüngste Auto im Vergleich, hat demgegenüber nur wenig zu bieten. Neben den üblichen Front- und Seitenairbags gibt es noch ein Schleudertrauma-Schutzsystem namens WIL in den Rückenlehnen der Frontsitze.
Windowbags fehlen ebenso wie ESP. VCS, ein elektronisches Fahrdynamik-Regel-system, das auch eine Antriebsschlupfregelung umfasst, hat Toyota mit schwer verständlicher Logik ausschließlich dem Corolla TS und 1,6-Liter-Benzinern vorbehalten.
Wie weit die Golf-Klasse mittlerweile in die frühere Mittelklasse hineingewachsen ist, zeigen nicht nur die Fahrleistungen, sondern auch das Raumangebot und der Fahrkomfort. Platzmangel herrscht nirgends. Die meiste Bewegungsfreiheit bietet der Peu-geot, der auch bei umgeklappter Rücksitzbank das größte Ladevolumen bereithält. Mit nur 289 Litern hat der Corolla den kleinsten Kofferraum.
Auch das Komfort-Kapitel entscheidet der Franzose für sich. Doch dies hat er nicht seiner Federung zu verdanken, die vor allem bei Langsamfahrt und kleinen Unebenheiten in ihrem Ansprechverhalten zu wünschen übrig lässt.
Hier hält der Golf, vor allem in unbeladenem Zustand, die komfortablere Abstimmung parat. Er verwöhnt zudem mit den besten Vordersitzen, verspielt aber die Disziplin Fahrkomfort durch sein lauteres Innengeräusch und die fehlende Klimaanlage.
So mag es zwar stimmen, dass der Golf in die Jahre gekommen ist, doch braucht er sich deswegen hinter der jüngeren Konkurrenz noch nicht zu verstecken. Denn offenbar fällt es schwer, die in seinen Grundeigenschaften verankerten Maßstäbe zu überbieten.
Nur Peugeot hat dies mit dem 307 in fast jeder Disziplin geschafft. Die künftige Generation Golf wird sich daran messen lassen müssen.