Toyota RAV4 2.0 4x4 Special
Trotz Offroad-Looks bleibt der Toyota RAV4 auch in der zweiten Generation eher Spaßmobil als Kletterkünstler. Deshalb gibt es die Neuauflage des jugendlichen Springinsfeld künftig neben der Allradversion sogar mit Frontantrieb.
Alle wollen jenen Ruhm und Rahm abschöpfen, der für Pioniere süßer Lohn ist. Im Besonderen, wenn es darum geht, eine Fahrzeuggattung aus der Taufe zu heben. So macht Toyota bei der Vorstellung des neuen RAV4 glauben, 1994 ein neues Marktsegment begründet zu haben: das der allradgetriebenen Fun Cars. Grämen werden sich angesichts dieser Behauptung die Strategen von Suzuki. Haben sie doch bereits 1988 den ultimativen Caféhaus-Racer ersonnen: den Vitara – ein Auto, das aussieht wie ein kleiner Geländewagen und auch das nötige Rüstzeug dazu mitbringt, sich aber vor allem auf dem Catwalk zwischen Bistro und Baggersee in Szene setzt. So wie der RAV4. In der zweiten Generation wurde er optisch deutlich erwachsener, reifte mit den Käufern; sein Zielpublikum ist im Schnitt schon 45 Jahre alt. Trotzdem blieb die charakteristische, betont jugendliche Note des Vorgängers erhalten. Aus rationalem Grund: Weil das Design des ersten RAV4 bei den insgesamt 40.000 Käufern in Deutschland gut ankam, setzten die Entwickler auf Evolution statt Revolution. Erhalten blieb die Konzeption mit selbsttragender Karosserie und Einzelradaufhängung rundum, passablen Fahrleistungen auf befestigten Straßen, aber nur geringer Offroad-Tauglichkeit. Die Handlichkeit ist unverändert gut, weil der RAV4 seine Außenabmessungen behielt. Nur der Radstand des Viertürers misst nun acht Zentimeter mehr. Das schafft Platz, die hinteren Passagiere haben mehr Beinfreiheit. Auch der Kofferraum fällt größer aus und bietet bei eingebauten Rücksitzen je nach Position der Lehne bis zu 520 Liter Volumen, bei ausgebautem Gestühl bis zu 970 Liter. Nach wie vor klein ist das Gepäckabteil der ebenfalls erhältlichen zweitürigen Kurzversion. Sind die hinteren Sitze montiert, kann nur ein aufrecht gestellter Koffer transportiert werden. Durch Demontage werden immerhin bis zu 690 Liter daraus. Vier Ausstattungsvarianten sind lieferbar – alle mit Frontairbags, ABS, aktiven Kopfstützen, Wegfahrsperre, funkferngesteuerter Zentralverriegelung, elektrisch verstellbaren Außenspiegeln und Dachreling.
Klimaanlage haben alle, bis auf die abgespeckte Basisversion 1.8 C mit Frontantrieb. Dieses zweitürige Discount-Angebot wird vom nächsten Frühjahr an für 34‑500 Mark zu kaufen sein. Am oberen Ende der Preisliste rangieren die Versionen Special (ab 44‑050 Mark) und Limited (ab 49‑350 Mark), beide Allradler mit Zwei-Liter-Motor. Als Special tritt der RAV4 mit Kotflügelverbreiterungen und 235er-Reifen (Serie: 215/70) auf Alufelgen noch bulliger auf, verfügt über Radio und Bordcomputer. Zusätzlich bietet der Limited Differenzialsperre, elektrisches Schiebedach, Lederausstattung sowie Sitzheizung vorn. Egal, welche Ausstattung: ESP und Seitenairbags gibt es nicht, letztere werden zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen. Ebenso wie zusätzliche Farben. Derzeit wird der RAV4 ohne Aufpreis nur in Weiß ausgeliefert, andere Farben kosten 750 Mark extra. Selbst bei einem Fun Car findet das wohl kaum jemand witzig. Zunächst werden sowohl der Zwei- (ab 41.300 Mark) als auch der Viertürer (ab 46
450 Mark) ausschließlich mit einem zwei Liter großen und 150 PS starken Vierzylinder angeboten. Im Frühjahr bringt Toyota beide Varianten als Fronttriebler auf den Markt. Auch diese werden RAV4 heißen, obwohl die „4“ im Namen ursprünglich für vier angetriebene Räder stand. Sie sind deutlich günstiger (ab 34.500 Mark), erhalten allerdings lediglich einen 1,8-Liter-Vier-zylinder mit 128‑PS. Der RAV4 wirkt bereits mit dem 150-PS-Motor beim Beschleunigen durchzugsschwach – obwohl er nur 1385 Kilogramm Gewicht bewegen muss. Sportliches Temperament entwickelt das Triebwerk trotz variabler Ventilsteuerung erst bei hohen Drehzahlen. Fleißiges Schalten ist angesagt, was angesichts des exakten Getriebes nicht in Schwerarbeit ausartet. Allerdings dürften bei derartiger Fahrweise die angegebenen 8,8 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer kaum zu realisieren sein.
Sparpotenzial verspricht erst der für Herbst 2001 angekündigte drehmomentstarke Dieselmotor. Im laufenden Jahr will Toyota 4400 Fun Cars verkaufen, im kommenden 8000 Stück. Auch wenn der RAV4 nicht der Erste war: Das Zeug zum Klassenprimus hat er.