Retro-Wohnmobil Baujahr 1969 unterm Hammer
Beim Auktionshaus RM Sotheby’s läuft aktuell die Auktion für einen wahren Oldie: Ein seltener Blue Bird Wanderlodge von 1969 kommt hier unter den Hammer. Mit mehr als 10 Meter Länge ist das Retro-Wohnmobil wahrhaftig eine Wohnung auf vier Rädern.
Das englische Wort "Wanderlust" lässt sich im Deutschen mit "Fernweh" übersetzen. Ist es nur ein Zufall, dass Wanderlodge fast genau gleich klingt? Eins ist auf jeden Fall sicher: Der Blue Bird Wanderlodge kann das Fernweh stillen.
Was macht den Camping-Oldtimer so besonders?
Der Wanderlodge ist nicht nur ein seltenes Juwel, sondern kann auch auf eine spannende Vergangenheit zurückblicken. 1968 beschlossen die Führungskräfte von Stroehmann Brothers Pennsylvania Dutch Bakeries, einer bekannten Bäckereikette in den USA, ein Wohnmobil mit besonderem Grundriss in Auftrag zu geben. Die Wahl fiel hierbei auf den Blue Bird Wanderlodge, der schließlich das 135. Modell der Baureihe wurde.
Der Grundriss war bis dahin ein Unikat: Zwei Dinetten-Sitzgruppen, ein Kühlschrank sowie ein separater Gefrierschrank, zwei 60-Gallonen-Wassertanks (ca. 227 Liter pro Tank) und zwei Einzelbetten im Heck. Der Preis lag für damalige Zeiten bei stolzen 48.000 US-Dollar, was heute ungefähr 370.000 US-Dollar entspräche. Die Basis des Fahrzeugs ist übrigens ein Ford mit 6,4-Liter-V8-Motor und Sechsgang-Automatik.
Der Anfang der Geschichte klingt vielversprechend, jedoch war die Freude nur von kurzer Dauer: Die damaligen Anteilseigner der Bäckerei waren mit den hohen Kosten nicht glücklich und zwangen das Unternehmen, das Wohnmobil direkt nach der Auslieferung 1969 wieder zu verkaufen. Anders als beim Wienermobil wurde das Campingfahrzeug nicht zum Maskottchen des Lebensmittelherstellers.
Somit landete der Blue Bird Wanderlodge beim nächsten Besitzer, der das Reisemobil viele Jahrzehnte hegte und pflegte. In fast 30 Jahren Besitz besuchte er damit jährlich das Autorennen Daytona 500. Erst 2006 verkaufte er das Gefährt an den aktuellen Besitzer. Dieser bietet die Wanderlodge nun zur Versteigerung an.
Originale Einrichtung aus den späten 1960er Jahren
In den vergangenen 50 Jahren hat sich an der Wanderlodge nicht viel verändert: Außer kleinen Verbesserungen wie LED-Lampen, einer nachträglich eingebauten Klimaanlage und einem 5,6-kW-Generator ist die Blue Bird Wanderlodge noch größtenteils original.
2009/2010 wurde das Äußere neu gestrichen, wobei der ursprüngliche Charakter erhalten blieb. Beim Äußeren denkt man schnell an die charakteristischen amerikanischen Schulbusse – nur, dass die Tür nicht vorne beim Fahrerhaus platziert wurde, sondern in der Mitte des Fahrzeugs.
Der Gang ins Fahrzeug fühlt sich an wie eine Reise in die späten 1960er Jahre: Das Innere wird von braunem Holz und grünen Lederbezügen dominiert. Das Fahrerhaus glänzt mit einer großen Frontscheibe, das Lenkrad ist noch nicht in die Konsole integriert und ein großzügiger Tisch mit Getränkehaltern trennt die beiden Fahrersitze voneinander.
Ein wahrer Hingucker ist das Bordpanel überm Fahrersitz: Dort wird nicht nur der Wasserstand der Tanks sowie der Ladestand der Batterie angezeigt. Auch die Lichter im Inneren des Fahrzeuges können darüber bedient werden.
Clevere Tricks im 60er-Jahre-Luxuscamper
Hinter den Fahrersitzen wurde die erste Sitzgruppe platziert. Die Längsbank hinterm Fahrersitz ist dabei besonders clever: Das Rückenteil kann sich dank zwei Seilen in kürzester Zeit in die obere Liegefläche eines Stockbetts verwandeln, sodass zwei weitere Personen in der Wanderlodge schlafen können.
Gegenüber der Aufbautür liegt ein Badezimmer, das mit großzügigen Stauraummöglichkeiten punktet, jedoch ohne Dusche auskommen muss. Direkt dahinter schließt sich die Küche mit gegenüberliegender Dinette an. Die Dimensionen der Küche findet man so in kaum einem anderen Wohnmobil: eine großzügige Spüle, Arbeitsflächen en masse, ein 4-Flammen-Gasherd, ein Backofen, ein großer Kühlschrank und ein separater Gefrierschrank lassen beim Kochen keine Wünsche übrig.
Durchquert man die Küche, gelangt man schließlich in den Schlafbereich, der aus zwei Einzelbetten besteht, die von vielen Fenstern umgeben werden. Stauraum findet sich dabei zwischen den Betten in Form eines Nachttisches sowie in den vielen Hängeschränken darüber.
Auktion endet am Abend des 26. Mai
Wer wird den Zuschlag erhalten und das Juwel sein Eigen nennen dürfen? Das Startgebot bei RM Sotheby’s lag bei 20.000 US-Dollar, wobei nach jetzigem Stand das höchste Gebot 29.000 US-Dollar beträgt. Neben dem Fahrzeug erhält der neue Besitzer originale Bilder der Blue Bird Wanderlodge, die von den ehemaligen Besitzern aufgenommen wurden. Außerdem sind originale Blue-Bird-Broschüren, Korrespondenzen mit dem Hersteller und Rechnungen im Auktionsumfang enthalten.
Die Auktion endet am 26. Mai 2021 um ca. 18:45 Uhr deutsche Zeit. Dann darf ein neuer Besitzer oder eine neue Besitzerin damit die Wanderlust stillen.