Das Bad verschwindet im Schrank

Toilette und Badezimmer versteckt im Schrank? Nicht die einzigen überraschenden Lösungen des Furgok Landsberg. Was steckt noch im Campingbus mit spanischen Wurzeln und deutschem Modellnamen?
Offiziell trägt der getestete Furgok-Campingbus den sperrigen Modellnamen 600.44.1.L.F. Da sich das kaum jemand merken kann und weil Furgoks Importeur La Marca aus Landsberg am Lech gerne deutsche Städtenamen für seine Mobile vergibt, haben sie ihm hierzulande einfach den Namen ihres Firmensitzes verpasst.
Das Bad ist versteckt
Das ist aber bei weitem nicht das einzig Ungewöhnliche an dem Sechs-Meter-Kastenwagen. Beim Blick ins Innere fällt zuallererst das Bad auf – besser der großzügige Freiraum dort, wo man es vermuten würde. Denn bei Nichtgebrauch verstecken sich Waschbecken und Dusche in einer Art Wandschrank an der linken Seite. Dieser Schrank ragt nur wenig in den Raum hinein und sorgt so für ungewöhnlich viel Platz im Gang.
Die Toilette des Landsberg ist auf der rechten Fahrzeugseite ebenfalls in einem Schrankelement untergebracht und wird bei Bedarf auf Schienen ausgefahren. Im Falle des Testwagens geschieht das sogar elektrisch auf Knopfdruck – ein Komfortdetail aus dem optionalen Furgok-Paket.
Sollen Waschbecken oder Dusche zum Einsatz kommen, öffnet man die Schranktür gegenüber und klappt das gewünschte Becken in die Waagerechte. Beim Öffnen der Schranktür besteht allerdings die Gefahr, dass man sich den Kopf an der Metallschiene stößt, die die Tür oben führt, um sie als Abtrennung zum Wohnraum bis auf die andere Gangseite zu ziehen.
Der so entstehende Sanitär- und Toilettenraum ist ungewohnt großzügig. Zum Schlafbereich im Heck gibt es allerdings keine Abtrennung, was vor allem dann unangenehm ist, wenn gleichzeitig Betten und Thron in Benutzung sind.
Ansonsten gefallen sowohl das Waschbecken als auch die Dusche mit guter Größe und hochwertigem Acrylstein-Material. Vermissen lässt das Bad allerdings einen Halter für das Toilettenpapier, eine Trockenstange für Handtücher und eine 230-Volt-Steckdose.
Der Schlafberreich kann zur Sitzgruppe werden
Der Blick in den Schlafbereich im Heck verrät: der Furgok Landsberg ist für bis zu vier Personen ausgelegt. Zwei Menschen schlafen im Querbett unten, zwei weitere auf dem Hubbett obendrüber. Die beiden Liegeflächen sind mit maximalen Längen von 182 und 185 Zentimetern nicht besonders lang.
Sind beide Betten belegt, dann wird es zudem mit der Kopffreiheit eng (ca. 50 cm). Verglichen mit anderen Modellen mit Etagen-Doppelbetten entspannt der Freiraum im Gang davor die gedrängte Situation aber ein Stück weit.
Richtig bequem wird es, wenn nur zwei Personen unterwegs sind. Praktisch an der Bettenkonstruktion im Landsberg: Das untere Bett kann mit Gurten am oberen befestigt und gemeinsam angehoben werden. Dadurch kommt man bequem an den Heckstauraum.
Wird das untere Bett komplett entfernt und das obere ganz nach oben gefahren, entsteht darunter Platz für eine Hecksitzgruppe – mit Hilfe des optionalen Außentischs, der platzsparend in der Schiebetürverkleidung mitreist. Platz genommen wird auf den beiden Seitenkästen, die für das untere Bett als Auflage dienen.
Personen bis etwa 1,80 Meter Größe können unter dem Hubbett gut sitzen und die Aussicht durch die Hecktüren genießen, ohne den Kopf einziehen zu müssen. Sitzpolster gibt es auf Kundenwunsch (ab 250 Euro).
Küche mit ausreichend Platz
Die Küche im Landsberg ist hochwertig verarbeitet. Als Oberfläche kommt, wie im Bad, handschmeichlerisches Acrylstein-Material zum Einsatz. Auf dem zweiflammigen Gasherd mit Elektrozündung haben auch größere Töpfe problemlos Platz. Dasselbe gilt für das Spülbecken, das tief ausgeformt und mit einer angenehm hohen Armatur ausgestattet ist.
Die Arbeitsfläche kann per Klapperweiterung praxisgerecht vergrößert werden. Unter der Arbeitsfläche befinden sich zwei flache sowie vier höhere Schubladen. Praktisch: Alle sind mit Softclose-Einzügen ausgestattet. Zwei Hängeschränke oberhalb des Küchenblocks ergänzen den Küchenstauraum.
Der Kompressorkühlschrank mit 110 Liter Volumen und Zehn-Liter-Gefrierfach findet sich im Anschluss an die Küche. Er ist in praxisgerechter Höhe eingebaut.
Begrenzter Stauraum
Die Sitzbank vorn hüllt sich in einen wertigen Lederbezug, ist mit 84 Zentimetern Breite für zwei erwachsene Personen aber sehr schmal. Fahrer- und Beifahrersitz sind ebenfalls mit Leder überzogen, lassen sich leicht drehen und damit gut in die Sitzgruppe integrieren. Der Tisch ist ausreichend groß und hat zudem eine ausschwenkbare Erweiterungsplatte.
Schubladen und Schränke im Landsberg sind sauber verarbeitet und mit leicht bedienbaren Griffen sowie soliden Scharnieren mit Federaufstel lern ausgestattet. Optisch und haptisch hochwertig wirkt auch die Wand- und Deckenverkleidung aus Kunstleder.
Für einen Campingbus, der für bis zu vier Personen ausgelegt ist, liegt die Zuladungsreserve des Testwagens mit 420 Kilogramm gerade noch im akzeptablen Bereich. Wenn wirklich vier Personen mit dem Furgok unterwegs sein möchten, wird es in Sachen Stauraum aber ohnehin ziemlich eng.
Neben zwei Hängeschränken über der Sitzgruppe und einem Dachstaukasten über dem Cockpit hat der Landsberg immerhin noch ein Sitztruhenfach, einen Oberschrank über dem Kühlschrank, ein Staufach unter dem Heckbett sowie ein sehr flaches Fach unter dem Hubbett. Einen Kleiderschrank mit Stange sucht man allerdings vergeblich.
Für zwei Personen reicht das Stauraumangebot dagegen gut aus. Ist das Hubbett hochgefahren und die Badschranktür über den Gang geschlossen, entsteht im Heck ein großer Laderaum für Sperriges. Zwei Fahrräder etwa lassen sich problemlos unterbringen – eine Möglichkeit zur Ladungssicherung ist allerdings ab Werk nicht vorhanden.
Die Technik
Zur Bordtechnik: Gleich zwei AGM-Batterien mit je 100 Ah Kapazität sind serienmäßig an Bord, optional sind auch Lithium-Speicher erhältlich. Prima: Ein 600-W-Wechselrichter ist bereits in der Basisausstattung mit dabei. Für ein zusätzliches Plus an Autarkie kann eine 160-Watt-Solaranlage für 879 Euro geordert werden.
Geheizt wird mit einer Webasto-Dieselheizung und einem gasbetriebenen Acht-Liter-Boiler von Whale. Da neben dem Boiler nur der Herd auf Gas angewiesen ist, reicht die kleine 2,75-kg-Flasche im Heck gut aus.
Der Frischwassertank ist mit 125 Litern großzügig dimensioniert, einziger Kritikpunkt: Es fehlt eine Weithalsöffnung für die Reinigung. Der 92-Liter-Abwassertank ist unterflur angebracht, eine Isolierung und Heizung gibt es gegen Aufpreis. Praktisch: Das Abwasser kann bequem per Knopfdruck vom Cockpit aus entleert werden.
Der Understatement-Look des Furgok wird unterstrichen durch die Original-Echtglasfenster. Da sie nur einscheibig gebaut sind, wird sich in der kalten Jahreszeit allerdings daran häufig Schwitzwasser niederschlagen. Für echte Wintereinsätze ist der Landsberg insgesamt weniger gut gerüstet.
Als Basis für den Testwagen dient ein Fiat Ducato, der sich mit dem nicht mehr lieferbaren 160 PS gut motorisiert zeigt, welcher auch harmonisch mit der Neungang-Automatik zusammenarbeitet. Serienmäßig ist das 140-PS-Aggregat.
Der Testwagen hat zudem einige neue Extras des Ducato 8 an Bord, die bislang nur sporadisch in Umlauf kommen, wie das volldigitale Display, die Keyless-Start-Funktion, Voll-LED-Scheinwerfer sowie Knöpfe zum komfortablen Öffnen und Verriegeln der Türen. Schöne neue – aber kaum lieferbare – Ducato-Welt.
Preis und Ausstattung
- Grundpreis: 85.800 Euro (Fiat Ducato Multijet, Motor 103 kW/140 PS) ohne Transport, TÜV und Zulassungsbescheinigung II
- Testwagenpreis: 93.410 Euro
- 180-PS-Motor inkl. Neun-Gang-Automatikgetriebe 4.390 Euro
- ✘ Paket Furgok: elektr. Heckbett, Außentisch und -stühle in Fahrzeugtüren, elektr. ausfahrb. Toilette u. a. ✔ 7.780 Euro
- ✘ Komfortpaket (Pflicht!): 75-l-Dieseltank, 7’’-DAB-Radio, Klimaautomatik Fahrerhaus u. a. 1.400 Euro
- ✘ Safetypaket (Pflicht!): Parkassistent, Rückfahrkamera, 16-Zoll-Alufelgen, M+S-Bereifung u. a. 1.000 Euro
- Lithium-Batterien (2 x 100 Ah) 3.731 Euro
- 160-Watt-Solaranlage 879 Euro
- ✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert
Testurteil
Wohnen: 3,2 von 5 Punkten
Beladen: 2,7 von 5 Punkten
Technik: 3,2 von 5 Punkten
Fahren: 3,3 von 5 Punkten
Preis & Service: 2,3 von 5 Punkten
*Maßstab: Campingbus mit Bad über 60.000 Euro