BMW M3 SMG

Der Nachfolger mit V8-Maschine steht längst in den Startlöchern – doch was müssen Interessenten eines gebrauchten M3 E46 mit klassischem Reihensechszylinder-Motor beachten?
Fünftausend, sechstausend, siebentausend, achttausend, Zack! Und wieder von vorn. Wem dies bekannt vorkommt, der saß schon einmal in einem BMW M3 E46. Und zwar vorn links.
Von diesem begehrten Platz aus lässt sich die bajuwarische Fahrmaschine vortrefflich genießen. Der Sound des drehzahlgierigen Reihensechszylinders fräst sich in die Gehörgänge und setzt sich dauerhaft im Kleinhirn fest.
Der einzigartige Motorsound lässt niemanden kalt
Die einzigartige Klangmelange aus Grummeln, Scheppern, Röcheln, Sägen und Trompeten lässt niemand kalt und wird sich im Jahr 2036 bestens eignen, den Hybrid fahrenden Enkeln davon in den höchsten Tönen vorzuschwärmen.
Bevor es so weit kommt und womöglich alle Erinnerungen verblassen, sollte man dringend zuschnappen und sich selbst mit der Droge M3 versorgen. Gebrauchte M3 mit dem Kürzel E46 beginnen schon bei unter 15.000 Euro, können dabei aber nicht selten 200.000 Kilometer runter haben. Da stellt sich die Frage, wie gut es um deren Zustand bestellt ist?
Klar ist: Einen M3 kauft niemand, um damit nur mit Frau, Kind und Kegel durch die Gegend zu bummeln. Zwar überzeugt das Bayern-Coupé dank ordentlichem Platzangebot und nicht zu harter Fahrwerksabstimmung auch in punkto Alltagstauglichkeit. Doch am wohlsten fühlt es sich nun mal, wenn sein Fahrer mit ihm über verkehrs- und radarfallenarme Landstraßen eilt oder auf der Rennstrecke den Grenzbereich aufsucht.
Und genau dies strapaziert das Material. Bremsen, Achsen, Kraftübertragung heißen die Knackpunkte. Wie bei allen Dreiern moniert der TÜV übermäßigen Verschleiß der Radführungsgelenke an der Vorderachse. Nicht zu vergessen, dass es dem hochgezüchteten 3,2-Liter-Motor mit seinen 343 PS bei 7.900/min gar nicht bekommt, wenn die turnusmäßigen Ölwechsel versäumt werden. Oder wenn er im kalten Zustand getreten wird – was dank des variablen Warnfeldes im Drehzahlmesser nur Sadisten gelingen sollte.
Das SMG-Getriebe ist empfindlich
Böse Überraschungen kann auch ein Gruß vom Getriebe bedeuten. Denn trotz Befüllung mit wartungsfreiem Longlife-Öl ist das komplizierte SMG-Räderwerk nicht so unauffällig wie die manuelle Sechsgang-Box. Die Bandbreite reicht von nervenden Elektronik-Spinnereien bis zum schockierenden Totalausfall – wie beim sport auto -Dauertestwagen. Kostenpunkt nach Ablauf der Garantie: knapp 5.000 Euro für das Austauschteil, ohne Einbau. Dabei macht das SMG-Getriebe einen Großteil der M3-Faszination aus.
Wer selbst schon einmal die Launch-Control aktiviert hat, der kennt das Gänsehautgefühl, wenn das SMG bei 8.000 Touren den nächsten Gang reinschießt. Und der weiß natürlich ebenso, wie Material mordend dieser Spaß ist.
Grundsätzlich gilt: Einem M3 mit Rundstrecken-Historie ist immer mit Skepsis zu begegnen. „Ein Hinweis auf einen häufigen Rennstrecken-Rennstreckenbetrieb könnten kurze Ölwechselintervalle im Scheckheft sein. Je stärker der Motor belastet wird, desto schneller signalisiert die Anzeige im Cockpit, dass neues Öl fällig wird“, so Timo Tafler vom Autohaus Reisacher in Vöhringen bei Ulm.
Da man bei einem Privatverkauf nie sicher sein kann, ob einem reiner Wein eingeschenkt wird, sollte der Abstecher zum Kfz-Sachverständigen Pflicht sein. Besser hat man es beim BMW-Vetragshändler. Denn hier gibt es nicht nur mehr Transparenz, sondern gegen Aufpreis auch eine Gebrauchtwagen-Garantie. Der vermutlich höhere Einstandspreis dürfte die unwägbaren Folgekosten eines privat erworbenen Schnäppchens mit eventuell zweifelhafter Vergangenheit aufwiegen.
Immerhin: Für 25.000 Euro – also den Neupreis eines nackten Golf GTI – lockt ein gut vier Jahre alter M3 mit guter Ausstattung und rund 80.000 Kilometern auf der Uhr. Klar ist aber auch, dass es nichts nützt, nur auf den attraktiven Preis zu schielen und gleichzeitig die Folgekosten zu ignorieren. Die Einstufungen für Vollkasko (32) und Teilkasko (33) hinterlassen definitiv größere Löcher im Geldbeutel als bei einem Golf GTI (VK 21, TK 25). M3-Eigner sollten auch nicht versäumen, rechtzeitig Rücklagen für Ersatz- und Verschleißteile zu bilden.
Bereits ein deftiger Bordsteinrempler kostet im Fall einer kaputten 18-Zoll-Hinterachsfelge mindestens gut 500 Euro, für einen kompletten Satz Reifen in Erstausrüster-Qualität sind rund 1.000 Euro fällig – ohne Montage. Der Benzinverbrauch wiederum darf als durchaus moderat gelten. Im 100.000 Kilometer währenden Dauertest von sport auto konsumierte der M3 SMG keine 13 Liter Super Plus. Wie alle BMW-Ottomotoren gilt auch der hoch drehende Doppel-Vanos-Motor als effizient. Natürlich können es auch locker 15 Liter und mehr werden, wenn man den Sechszylinder häufig ausquetscht und sich an seinem Rennmotoren-Sound labt. Wer all dies für nicht mehr zeitgemäß hält, sitzt vermutlich nicht erst 2036 in seinem kompakten Hybrid-Wägelchen, sondern juckelt bereits heute laut- und vor allem emotionslos von A nach B.
Der BMW M3 SMG im Dauertest
„12.869 Liter Super Plus und 5,5 Liter Motoröl – so das Fazit nach 99.761 Kilometern mit dem M3 SMG. Die Tatsache, dass sich das schnelle Bayern-Coupé recht genügsam zeigte, sorgte für zufriedene Gesichter. Viel wichtiger sind der bissige und soundstarke Motor, das messerscharfe Handling und die erstklassige Fahrdynamik. Auch die Zuverlässigkeit war okay, mit einer Ausnahme: Erst verlangte das SMG-Getriebe bei Kilometerstand 20.709 nach einem neuen Steuergerät, um sich bei km 42.950 komplett zu verabschieden. Ansonsten war das flink schaltende Räderwerk ein Quell der Freude. Wer hier nicht gern fingerhakeln wollte, saß im falschen Auto.“
Was uns aufgefallen ist
M3 Junkies nehmen gerne Umwege – Zum Beispiel, wenn sie merken, dass sie den Bahnhofstunnel schon vierTage nicht mehr durchfahren haben. Also: Alle Scheiben runter, im vierten Gang rein, Vollgas, zweimal am SMG-Paddel geschnippt und dem Zwischengas-Echo gelauscht, das die Betonröhre ungedämmt und in Stereo ins lauschige Cockpit zurückschmettert.
Starker Preisverfall – Der reguläre Aufpreis für das M3 Cabrio lag zuletzt bei 6.850 Euro.Viel ist davon bis heute nicht übrig geblieben, denn offene M3 rangieren auf dem Gebrauchtwagenmarkt im Schnitt nur gut 1.000 Euro über den Coupés. Rund ein Drittel aller 90.000 gebauten BMW M3 E46 lief mit Stoffverdeck vom Band.
Sonderfall BMW M3 CSL
Nur 1.400 Exemplare der gewichts- und fahrdynamikoptimierten M3- Variante wurden gefertigt. Der Brenner mit dem auf 360 PS gedopten, lauthals brüllenden Sechszylinder lag mit einem Neupreis von 85.000 Euro rund 30.000 Euro über dem Normalmodell. Unter 40.000 Euro werden Interessenten auf dem Gebrauchtmarkt kaum fündig. Alle CSL waren generell mit SMG ausgestattet.