Hymer B-Klasse Modern Comfort (2019)

Erst vor kurzem wurde der neue Mercedes Sprinter vorgestellt, jetzt präsentiert Hymer erste Wohnmobile auf Basis der Frontantrieb-Variante: Die Baureihe Hymer B-Klasse MC (Modern Comfort) geht mit Teil- und Vollintegrierten an den Start.
- Fahrbericht
- Aufbau
- Motor
- Grundrisse
- Daten und Preise
- Fazit
Weltpremiere: Hymer präsentiert die ersten teilintegrierten und integrierten Wohnmobile auf dem neuen Mercedes Sprinter. Die Traditionsmarke baut die Triebkopf-Variante des Transporters zum Campingfahrzeug aus, das vor allem für Reisemobil-Branche als Basisfahrzeug interessant ist. Bereits seit den ersten Entwicklungsschritten des neuen Sprinter., kooperiert der Wohnmobil-Hersteller mit dem Autobauer und zeigt jetzt eines der ersten Sprinter.Wohnmobile.
Die neue Baureihe auf dem Sprinter wird Teil der beliebten Hymer B-Klasse und nennt sich vielversprechend „Modern Comfort“ (MC). Die Fahrzeuge zeichnen sich aus durch Leichtbau, modernem Design mit geradliniger Linienführung innen und außen und den neuesten Fahrassistenzsystemen, an die der neue Mercedes-Transporter bietet. An Bord: der stärkste Motor mit 177 PS, den es exklusiv für Reisemobile gibt.
1. Fahrbericht: Sprinter im Extremeinsatz
Es gibt Situationen, in die möchte man gar nicht kommen. So ist man vielleicht in einer fremden Stadt unterwegs, sucht die richtige Abzweigung, und vor lauter Schauen merkt man nicht, dass der Vordermann plötzlich bremst. Oder auf der Autobahn überholt man einen LKW und plötzlich, kaum ist man aus seinem Windschatten, erfasst eine Böe das Wohnmobil und treibt es Richtung Leitplanke. Ebenfalls unabsichtlich adrenalingeladen sind plötzliche Hindernisse auf der Fahrbahn, bei denen man nur durch einen schnellen Spurwechsel einen Aufprall verhindern kann. In Zeiten, in denen ESP immer noch bei vielen Herstellern Aufpreis kostet, ein Manöver, das nur geübte Fahrer ohne den elektronische Helfer schaffen. All das sind Situationen, bei denen man froh sein kann, wenn man Systeme an Bord hat, die dafür sorgen einen Unfall zu vermeiden.
Hymer und Mercedes haben uns die Möglichkeit geboten, all diese Helfer im Wohnmobil einmal in sicherer Umgebung auf der Mercedes-Benz-Einfahrbahn zu testen. Die neue Hymer B-Klasse Modern Comfort auf Basis des neuen Sprinter bietet eine Reihe von Systemen, teilweise gegen Aufpreis, die das Reisen im Mobil sicherer machen.
ESP und ASR, die Antischlupfregelung, kommen beim ersten Fahrversuch zum Einsatz. Ein schneller Spurwechsel bei Tempo 100: Ein plötzlich auftretendes Hindernis wird ohne zu bremsen umfahren. Hier zeigt der Hymer zwei Gesichter. Auf der nassen Fahrbahn greift er entweder sanft ein, wenn man ruhig und leicht lenkt. Oder er packt beherzt zu und das ESP sorgt vehement dafür, dass das Fahrzeug in der Spur bleibt. Beide Varianten des Eingriffs sorgen für ein problemloses Überwinden des Hindernisses.
Der Seitenwindassistent arbeitet beeindruckend. Das Testszenario beinhaltet eine Gerade, auf der man mit gut 90 Km/h fährt. Der Seitenwind bläst ebenfalls mit 90 Km/h. Zum Einsatz kommen ein Teilintegrierter mit deaktiviertem System, und je ein Ti und ein Integrierter mit Assistent. Der Modern Comfort ohne System versetzt um fast eine Fahrzeugbreite, wenn man nicht gegenlenkt. Bei den beiden anderen merkt man den Seitenwind eigentlich nur an einer Einblendung im Cockpit, dass das System gerade aktiv war. Reagiert man hier als Fahrer nicht, weicht das Fahrzeug vielleicht um 10-20 Zentimeter vom Kurs ab.
Ein weiteres System, das wir vor Ort ausprobieren können, ist der aktive Notbremsassistent. Er hilft die Folgen eines Auffahrunfalls zu reduzieren, oder kann ihn sogar gänzlich vermeiden. Zum Test fahren wir mit höherem Tempo auf ein langsam fahrendes Fahrzeug auf ohne zu bremsen. Der Assistent ist auf verschiedene Reaktionszeiten einstellbar: Früh, mittel oder spät. Stellt das System fest, dass es zu einem Aufprall kommen könnte, warnt es zuerst durch einen Piepton. Erfolgt keine Reaktion des Fahrers, wird eine leichtere Bremsung eingeleitet. Gibt es weiter keine Reaktion, leitet der Assistent die Vollbremsung ein. Das ganze Szenario spielt sich innerhalb von Sekundenbruchteilen ab. Im Testszenario rechnet man als Fahrer schon mit dem schlimmsten und kann gar nicht glauben, dass das System, den Aufprall wirklich verhindert. Der Eingriff erfolgt also tatsächlich in letzter Sekunde – und das wirkungsvoll.
Bewiesen haben wir bis dahin eines: Die Assistenzsysteme des neuen Sprinter erhöhen auch bei Reisemobilen wirksam die Fahrsicherheit. Jetzt fühlen wir der Frontantriebsvariante richtig auf den Zahn. promobil schickt den Hymer MC T 580 zum Supercheck-Fahrtest. Kraftstoff- und Wassertanks werden dazu zu 100 Prozent gefüllt. Und dann rauf auf die Radlastwaagen. Mit 3290 Kilogramm scheint der Hymer dabei recht schwer, allerdings schleppt der Teilintegrierte nun neben rund 220 Kilogramm Sonderausstattung auch 180 Liter Frischwasser mit. Zieht man beides ab, liegt das Leergewicht bei rund 2,9 Tonnen: kein Fabelwert, aber ein ordentlicher für ein Sieben-Meter-Mobil mit Doppelboden. Das SLC-Chassis spart effektiv Gewicht; ein gleichlanger ML-T mit Heckantrieb wiegt aber beinahe ebenso wenig.
Auf der Verbrauchsrunde gönnt sich der Sprinter 11,7 Liter auf 100 Kilometer und zeigt sich somit nicht übertrieben durstig. Er liegt in einem Bereich, in dem sich auch ein entsprechender Ducato einsortiert. Während der Fahrt fällt der gute Komfort des Fahrwerks auf, und auch die Möbel geben kaum Geräusche von sich. Überhaupt ist der Hymer angenehm leise im Fahrbetrieb. Manch ein getesteter Ducato war mit 50 schon lauter als der Sprinter bei 100 km/h.
Mit seiner präzisen elektrischen Lenkung sorgen auch kurvige Straßen nicht für feuchte Handflächen, und die Lenkung fühlt sich direkter an als im Ducato. Die Beschleunigung liegt auf ähnlichem Niveau wie beim Fiat, bei der Elastizität kann der Sprinter dagegen punkten. Die Neun-Gang-Automatik wechselt die Gänge schnell und kaum spürbar. Ein echter Komfortgewinn.
Nur bei einem Punkt ist das Ergebnis sehr überraschend. Der Bremsweg ist mit durchschnittlich 52,5 Metern aus Tempo 100 sehr lang, ebenso der Pedalweg. Im Integrierten auf der Einfahrbahn fühlte sich das viel besser an. Möglicherweise ein Manko des kaum eingefahrenen Vorserien-Testexemplars. Davon abgesehenkann das Fahrverhalten des Sprinter aber weitestgehend überzeugen.
Fazit: Beeindruckend, was moderne Assistenzsysteme leisten können. Auch wenn man in die eigentlich Gefahrensituationen und den Assistenz-Einsatz erst gar nicht erleben will. Im Falle unseres Testfahrzeugs mit 177 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment sind die kleinen elektronischen Helferlein im Hintergrund stets aktiv und verrichten ihre Arbeit hauptsächlich im Hintergrund. So sorgen die Assistenten ganz unauffällig für ein sehr sicheres Fahrerlebnis.
2. Aufbau: Leichtgewicht Hymer B-MC
Alle teilintegrierten Modelle der Baureihe Hymer B-Klasse MC bleiben trotz 7 bis 7,39 Metern Fahrzeuglänge unter der 3,5-Tonnen-Marke. Auch der Integrierte auf 6,99 Metern schafft das, nur das größte ingrierte Modell mit 7,39 Meter Länge ist schwerer. Die teilintegrierten Modelle der B-Klasse MC unterschreiten die 3,5-Tonnen-Grenze beim maximalen Gesamtgewicht. Doch wie schafft Hymer das?
Durch das gewichtsoptimierte SLC-Chassis (Super Lightweight Chassis), Gfk-Boden und PUAL-Technik kommen die teilintegrierten 7-Meter-Wohnmobile auf ein Leergewicht von unter 2,9 Tonnen und bieten so jede Menge Zuladung. Der Doppelboden, der bereits in der Hymer B-Klasse SL verbaut wird, ist 2,20 Meter breit und beinhaltet einen Großteil der Bordtechnik, unter anderem einen 180 Liter fassenden Frischwasser- und 150 Liter großen Abwasser-Tank. So schafft er mehr Wohn- und Stauraum im Inneren der MC-Fahrzeuge. Dank des SLC-Chassis können außerdem 16 Prozent Gewicht gespart werden, das entspricht je nach Fahrzeugtyp rund 60 kg.
Die Fahrzeugbreite beträgt sowohl bei den TI- als auch den I-Modellen 2,29 Meter, was ebenfalls Gewicht spart. Weniger Sparkurs wird in puncto Stehhöhe gefahren: In allen Modellen ist sie mit durchgängig 1,98 Meter recht hoch.
3. Motor und Technik in der MC-Baureihe
Von außen fällt sofort der markante Kühlergrill des Teilintegrierten auf, der den neuen Mercedes-Look trägt. Doch die Eigenschaften der schwäbischen Premium-Automarke werden vor allem unter der Kühlerhaube und im Cockpit deutlich. Mercedes bietet exklusiv für die Triebkopf-Variante des Sprinter einen Dieselmotor mit 177 PS. Dieser kommt entweder mit dem neuen 6-Gang-Schaltgetriebe oder einem erstmals verfügbaren 9-Gang-Automatik.
Die Hymer B-Klasse MC verspricht dank dieser Technik-Ausstattung geräuscharmes und komfortables Fahren auch bei hohen Geschwindigkeiten und einen geringen Kraftstoffverbrauch. Durch all diese Vorzüge will Mercedes größere Markt-Anteile in der Caravaning-Branche gewinnen, laut Hymer-Sprecher soll die B-Klasse Modern Comfort ein Volumenmodell werden.
Weiteren automotiven Komfort und mehr Sicherheit auf den Straßen sollen die zahlreichen Assistenzsysteme ermöglichen, wie beispielsweise der aktive Abstands-Assistent Distronic, ein Seitenwind- und ein aktiver Bremsassistent. Auch eine Müdigkeitserkennung, Lichtassistenten und Regensensoren sind an Bord. Sofern die Assistenten nicht automatisch zugeschaltet sind, lassen sie sich ganz bequem vom lederüberzogenen Lenkrad aus steuern. Hier sind verschiedene Bedienknöpfe für Tempomat, Radio und Sprachsteuerung angebracht, wie man es eben aus modernen Pkws kennt.
Das Sprinter.Cockpit in der B-Klasse Modern Comfort ist im 21. Jahrhundert angekommen: Neben der erwähnten Sprachsteuerung M-BUX, die in der Mercedes A-Klasse Anfang 2018 Premiere feierte, befindet sich in dem edel gestylten Armaturenbrett in der Mitte ein großes Touch-Display. Darüber können sämtliche Connectivity-Anwendungen, Navigation und Entertainment gesteuert werden.
Bei den Hymer-Campingbussen auf Mercedes Sprinter ist optional eine Bird-View-Kamera an Bord, ob das auch für die B-Klasse technisch möglich ist, wird derzeit noch geprüft. Legt man den Rückwärtsgang ein, erscheint eine 360-Grad-Rundumsicht des Fahrzeugs und seiner Umgebung, um das Parken und Rangieren zu erleichtern. Serienmäßig an Bord ist bei der B-Klasse die Rückfahrkamera. Diese kann optional ständig zugeschaltet werden, so bekommt der Fahrer quasi einen digitalen Rückspiegel.
Extra für Reisemobilisten hat sich Mercedes noch einige weitere Gimmicks für den Sprinter einfallen lassen. Dazu gehört eine beheizbare Frontscheibe, damit man im Winter kein Eis kratzen muss, elektrisch klappbare Seitenspiegel, ein Schlüsselloser Start-Stop-Knopf, und ein Hibernation-Modus, der das Fahrzeug beim Überwintern schützt. Außerdem bietet der Sprinter serienmäßig Airbags für Vollintegrierte. Wie Fiat mit dem Camper-Assist-Service bietet Mercedes für alle Sprinter.Fahrzeuge sein Customer Assistence Center mit 24-Stunden-Hilfe für Reisemobilisten an und ein MobiloVan Langzeit-Mobilitäts-Paket.
4. Grundrisse
Zum Marktstart der Hymer B-Klasse Modern Comfort können Kunden zwischen zwei Grundrissen wählen: der B-Klasse MC 580 T/I mit 7 Metern Länge und dem MC 680 T/I mit rund 7,39 Metern Länge. Beide Varianten haben Längseinzelbetten im Heck. Die Betten sind 1,95 Meter lang, im MC 580 kann man eines der Betten optional sogar mit 2,20 Meter Länge bestellen. Bei den integrierten Modellen kommen zwei weitere Schlafplätze in einem Hubbett über dem Fahrerhaus unter.
Die längeren 680er-Modelle haben ein Raumbad zwischen Schlaf- und Wohnbereich. Die Küche ist L-förmig und schließt sich an die Sitzgruppe an. Die 580er-Modelle des Modern Comfort bringen auf der Fahrerseite ein Badezimmer mit Dusche und WC unter, gegenüber liegt die Küchenzeile. In beiden Ausführungen kommt ein 142-Liter-fassender Kühlschrank mit Eisfach unter und ein bis zu 32-Zoll-großer Flachbildschirm zum Fernsehen kann an der Badezimmer-Rückwand elegant integriert werden.
Beide Versionen greifen auf den ersten Blick auf Bekanntes zurück, doch das Wohnraum-Design der Mercedes-Mobile hat es bei näherem Hinsehen in sich: Hymers Designer haben für beinahe alle Ecken und Kanten im Innenraum einen 6-Grad-Winkel angesetzt: Das beginnt bei den Trapez-förmigen Einzelbetten, zieht sich durch an den Wandschrägen des 1,29-Meter langen Seitenbads oder dem Waschbecken im Raumbad und endet in den Winkeln der Sitzgruppe zum Gang.
Durch diesen Design-Kniff wirken die „nur“ 2,29-Meter breiten Wohnmobile dennoch luftig und es entsteht genügend Bewegungsraum an allen neuralgischen Dreh- und Angelpunkten des Wohnraums, wie etwa vor dem Kleiderschrank, am Eingang oder vor dem Waschbecken. Ob das Phänomen des „Sich-Aneinander-Vorbeischiebens“ im Wohnmobil-Alltag dadurch tatsächlich aufgehoben wird, muss ein Praxistest zeigen. Die Linienführung im Innenraum kommt jedenfalls sehr modern und aufgeräumt daher. Genauso präsentieren sich auch die neuen Wohnwelten mit weißen Oberflächen, grauen Sitzpolstern, dunkel marmorierter Tischplatte und Holzdekoren in Nussbaum- oder Eiche-Optik.
5. Daten und Preis
Der Grundpreis für den Teilintegrierten Hymer auf dem neuen Sprinter startet bei 69.990 Euro, für die integrierte Version werden 81.990 Euro fällig. Im Handel erhältlich sind die Modelle ab Herbst 2018.
L/B/H: 6,99/2,29/2,96 mzul. Maximalgewicht: 3,5 Tonnen Sitz/Schlafplätze: 4/2 (Integrierter optional:4)
L/B/H: 7,39/2,29/2,96 mzul. Maximalgewicht: 3,5 Tonnen T-Version / nn. I-Version Sitz/Schlafplätze: 4/2 (Integrierter optional:4)