Mitsubishi L300 Besitzer und ihre Geschichten

Knuffig ist er, der L300 von Mitsubishi: Inzwischen ist der sympathische Kleintransporter mit den drei Diamanten im Olymp der Oldies angekommen. Nur zur Ruhe setzen wird er sich wohl nie. Dafür hat er zu viele Fans.
Vorgestellt wurde der japanische Kleintransporter in Deutschland passend zum neuen Jahrzehnt – und er erregte sofort Aufsehen mit seiner modernen Konstruktion. Ein über 60 PS starker Frontmotor? Und auch noch wassergekühlt! Das war Anfang der 80er durchaus bemerkenswert, auch wenn der L300 trotz aller Techniktalente dem Marktführer von VW nie auf die Pelle rücken konnte. Aufbauhersteller indes erkannten das Potenzial, das im L300 steckte, und machten sich alsbald an die Konstruktion ganz unterschiedlicher Reisemobile. Bischofberger, Tischer, Eura Mobil, Hymer oder Frankia: Die Liste ist lang, die Vielfalt erstaunlich, wie sich auch beim traditionellen Treffen jedes Jahr zu Christi Himmelfahrt zeigt, zu dem das L300-Forum einlädt, welches rund 50 aktive Mitglieder hat. Diesen Frühsommer hatte man das gemütliche Örtchen Graach an der Mosel auserkoren. Gut 25 Reisemobile./strong> waren vor allem aus Deutschland angereist – nur einer fehlte: der „typische“ L300-Fan. Denn den gibt es schlicht und ergreifend nicht.
Schlendert man als Gast zwischen den Fahrzeugen hindurch – und Gäste sind willkommen –, dann staunt man nicht nur über die Vielfalt der Modelle, sondern auch über die Vielfalt der Besitzer. Alt und jung, seriös und lässig, mit Hund oder ohne: Das Forumstreffen ist eine bunte Veranstaltung. Alleine schon wegen der Geschichten, die hinter den Fahrzeugen stecken.
Bunte Vielfalt an Wohnmobilen
Lothar Keidel aus Trier ist hier ein gutes Beispiel: „Mein L300-Wohnmobil fand ich rein zufällig, das hat sich vor sechs Jahren so ergeben“, meint der stolze Besitzer, der bald darauf nach Ersatzteilen zu suchen begann und zum Forum fand. Und blieb: Inzwischen sind die Treffen im Frühsommer und Anfang Oktober ein fester Kalendereintrag, versichert er, während sein Enkel Ben aus dem ungewöhnlich langen Reisemobil linst. Eura hat den Camper auf Basis eines um 70 Zentimeter verlängerten Chassis geschaffen, der Raum wird unter anderem für eine separate Dusche und eine opulente Rundsitzgruppe genutzt.
Eine Sitzgruppe hat natürlich auch der „Albatros“; seit dem 6. März 1984 befindet sich das Alkovenmobil im Erstbesitz. Entsprechend viel hat Irmi Pratsch in all den Jahren mit dem Seevogel erlebt, seitdem sie sich Anfang der 1980er Jahre in den Eriba-Camper verliebt hat. „Wir tauschten sogar unser fast neues Alltagsfahrzeug gegen einen Kleinwagen, um uns den bestellen zu können“, erinnert sie sich. „ Die erste Reise mit dem Camper war dann aber das reinste Chaos“, meint sie schmunzelnd und erzählt von einer fast absurden Häufung an Problemchen.
Am Ende aber fand man doch zusammen, das beschwingte Fahrgefühl brachte Irmi schließlich auf den Spitznamen. Ein besonderes Feature sind die außen mittels Druckknöpfen zu befestigenden Thermomatten: „ Im Winter nach der ersten Saison marschierte ich auf einer Messe zum Stand von promobil – und erbat Tipps zum Thema Isolation. Und die meinten eben, ich könne solche Matten doch selber schneidern. Hab ich dann auch gemacht, das war in drei Stunden erledigt. Den Leuten auf dem Messestand bin ich heute noch dankbar!“
Dankbar sind auch Christiane und Rüdiger Wolters für ihren Dethleffs-Aufbau von 1989, der ob seines grandiosen Zustands problemlos in die bald anstehende H-Zulassung rollen dürfte: An diesem Fahrzeug erkennt man zudem die „modernere“ Form, die vor allem die Front auffrischte, hinter der zunächst ein 1,6-Liter-Benziner mit 65 PS werkelte. Ihm wurde später ein Diesel mit 68 Pferdchen zur Seite gestellt. „Auch Allrad-Varianten gab es, und die Kraft der Motoren stieg im Laufe der Zeit“, erklärt Ingo Grothe. Seinen eigenen L300 hat er vor einer Weile mittels Turbo auf 87 PS aufgebrezelt. Respekt!
Aufgebrezelt hat seinen L300 auch Dirk Rittmann, der für seine Kreidler Florett mal eben einen stabilen Heckträger ersann. Das Bike sollte doch im Sommer 2017 mit nach Schweden. Hund Bessi nimmt es gelassen, für sie ist der Dethleffs-Aufbau das geliebte Heim am Wochenende – nebenan indes vereitelt eine echte Rasselbande „Prager Rattler“ ein Gespräch. Familie Bäcker sieht es entspannt, ein hoch erhobener Daumen muss genügen. Wir grinsen uns an, manchmal braucht es keine Worte.
Die sparen sich auch Martin und Meike Milau, hier dürfen Blumen sprechen, an der Front gedeiht es prächtig, wenn auch nicht bereits „SE-IT 85“. Der Globetrotter, ebenfalls von Dethleffs, wurde nach dem Film „Cars“ auf den Namen „George Hook“ getauft: Meike wiederum feiert an diesem Wochenende Geburtstag, ein Präsent aus dem Kreis der Forumsmitglieder wird ebenso stolz präsentiert wie ein Mini-L300 am Kettchen im Dekolleté. Eine Nahaufnahme wird lachend gestattet, die Menschen auf dem Treffen sind guter Laune, keine Frage. Reisen macht eben Spaß – und hält jung.
Das gilt selbstredend auch für „Knutschi“, am 18. Juni 1982 wurde der rare Schenk-Ausbau erstmals zugelassen, kurz bevor die Firma die Pforten schloss. „Laut KBA ist er heute der einzige seiner Art“, versichern Fee und Merlin. „Auf jeden Fall ist er einzigartig“, meinen die beiden grinsend. Zudem passt Knutschi, ältestes Fahrzeug des Treffens, ganz hervorragend zu dem Duo, das sich gern in Leder gewandet und der Tattookunst nicht abgeneigt ist: Sitzen die beiden unter Knutschis Markise, ergibt sich ein kultiges Gesamtbild, das wunderbar zum Charme der L300-Versammlung passt, die mit ihrer erstaunlichen Vielfalt zu verblüffen vermag. Zum „Tag der Deutschen Einheit“ findet turnusgemäß das Herbsttreffen statt, den Ort und alles Weitere erfährt man unter: www.l300forum.de
Die Geschichte des L300
In Europa ging der L300 1979 ins Rennen, 1987 startete die zweite Generation. Mit dem wassergekühlten Frontmotor war er technisch auf der Höhe der Zeit, Aufbauhersteller wussten das zu nutzen. Eura, Hymer oder Frankia gehören zu den bekanntesten Marken, doch sind auch Exoten wie ein Schenk-Ausbau von 1982 bekannt. Beim traditionellen Treffen des L300-Forums herrscht denn auch eine bunte Mischung. Mehr unter: www.l300forum.de
Basis: Der L300 war als Benziner und Diesel am Start, anfangs mit 65 und 68 PS aus stets vier Zylindern. Auch Allradler waren erhältlich, wobei gerne auch stärkere Maschinen aus dem Mitsubishi-Regal ins Spiel kamen. Selbst Chassis-Verlängerungen für noch mehr Raum im Inneren waren möglich.
Preise: Ordentliche Camper sind ab 3000 Euro auf dem Markt, Topmodelle werden bis rund 8000 Euro gehandelt. Auch sind viele Camper bereits in der H-Zulassung angekommen, was die Steuer auf 191 Euro limitiert.