Hochwertiger Integrierter in Light-Version

Das neue Familienmitglied von Niesmann + Bischoff soll wie der Smove-Teilintegrierte – anders als die großen Brüder Arto und Flair – mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht zurechtkommen. Ob das gelingt?
Als vor drei Jahren der Smove vorgestellt wurde, war die Resonanz seitens der Fachpresse und des Publikums groß. Der Hersteller präsentierte einen Teilintegrierten, bei dem Fahrerhaus und Aufbau optisch wie technisch perfekt miteinander verschmolzen. Zudem hatte die Marke damit endlich wieder ein Modell im Programm, das auch Klasse-B-Führerscheininhaber fahren dürfen. Dieser Anspruch sollte genauso für den neuen Integrierten iSmove gelten, so Niesmann + Bischoff-Geschäftsführer Hubert Brandl, denn die Zahl möglicher Kunden mit "altem" Führerschein, der Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen mit einschließt, nimmt stetig ab.
Der Versuch, den bewährten Arto schlichtweg zu entschlacken, um Gewicht einzusparen, kam jedoch nicht in Frage. Vielmehr sollte die Lösung in einer neuen Baureihe liegen. Knapp 23.000 Stunden Entwicklungsarbeit später ist es so weit: Die dritte Integrierten-Baureihe ist da.
Deren Familienzugehörigkeit ist von außen klar erkennbar – etwa an der dynamischen Front, der schwarz abgesetzten Fensterreihung und dem aufwendig gestalteten Heck. Der Ausbau hat dagegen wenig mit Arto oder Smove gemein, geht seinen eigenen, innovativen Weg. Auch wenn es sich noch um einen Prototyp handelt, wir wagen schon mal den Supercheck.
Wohnen
Der neue Integrierte von Niesmann + Bischoff ist anders als andere Reisemobile. Clevere Ideen bei der Möbelgestaltung und der Raumnutzung kombiniert mit einem coolen modernen Design sind die Visitenkarte des iSmove.
Über eine elektrisch ausfahrbare, zweistufige Treppe führt der Weg ins Fahrzeug. Die 54 Zentimeter breite Aufbautür besitzt einen praktischen Mülleimer, ein Fenster jedoch fehlt. Zwar gelangt durch das großzügig verglaste Cockpit und die Fenster an den Längsbänken sowie das Panorama-Dachfenster Licht ins Innere. Dennoch, ein Fenster in der Tür ist in dieser Klasse eigentlich Standard. Die Aufbautür ist im Testwagen zudem der einzige Zugang. Eine Fahrertür, in der Praxis hilfreich etwa beim Tanken oder an Mautstellen, kostet 1690 Euro Aufpreis.
Der Ausbau überrascht mit ungewohnten Formen, Farben und Materialien, wie etwa der Filzverkleidung an den Wänden, dem Grau des Küchenblocks und der Badkabine sowie der anthrazitfarbenen Deckenverkleidung. Ebenfalls ungewöhnlich: Auf Hängeschränke wird weitgehend verzichtet. Das verschafft dem iSmove an der Sitzgruppe ein besonders offenes Raumgefühl. Optional hängt hier ein neuartig gestaltetes Hubbett (890 Euro), das sich dezent an den dunklen Himmel schmiegt. Das Testmobil ist dagegen ein Zweischläfer und hier mit einem Dachstauschrank und reichlich Ablagefläche bestückt. Der runde Tisch verstärkt die luftige Atmosphäre noch, fällt mit 83 Zentimetern Durchmesser aber eher klein aus – zumindest für vier Personen. Immerhin kommt man leicht an ihm vorbei.
Besonderheiten finden sich auch in der Küche. Die Arbeitsplatte aus Mineralwerkstoff lässt sich durch einen seitlich ausziehbaren Metallrahmen erweitern, wenn man das als Abdeckung dienende Holzschneidebrett aus der Spüle umsetzt. Noch ungewöhnlicher ist die gläserne Kocherabdeckung, die vom Herd über den Gang gezogen wird und dabei zwei elektrisch gezündete Flammen aufdeckt und gleichzeitig die Küche zur L-Form erweitert. In der Praxis gibt es allerdings Abzüge, weil der Durchgang zum Schlafraum dann versperrt ist. Besser wäre es, wenn man die Glasplatte alternativ auch einfach zum Kochen aufklappen könnte.
Lebensmittel und Kochutensilien finden im Hängeschrank oder in den breiten Schubladen Platz. Größere Kochtöpfe und höhere Gefäße lassen sich allerdings kaum unterbringen, weil das größte Schubladenexemplar nicht als Stauraum, sondern als Kompressorkühlschublade mit 138 Liter Fassungsvermögen dient. Das erleichtert Übersichtlichkeit und Zugriff – mit Ausnahme des Tiefkühlfachs, das schwer erreichbar ist. Pluspunkte sammelt die Küche wiederum mit ihrem elektrisch hochfahrbaren Apothekerschrank, der in oberster Position – zusammen mit einer Schiebetür – auch als Abtrennung zum Schlafzimmer dient.
Zwei Stufen führen zu den Einzelbetten, die mit Kaltschaummatratzen auf Tellerfedern sehr bequem ausfallen. An den Kopfenden lässt die Ausstattung mit Lesespots, indirektem Licht, je einer Ablage und verschiedenen USB- und 230-Volt-Anschlüssen kaum Wünsche offen.
Dezente Grautöne und mattschwarze Griffe geben im modernen Bad den Ton an. Der Platz für Toilette und Waschbecken ist üppig, Ablagefläche gibt es jedoch wenig. Ein weiterer Nachteil: Das Wasser des Beckens fließt einfach offen in die Bodenwanne. Grund ist die Schiebekonstruktion der Waschtischwand, die dafür im Nu eine geräumige Duschkabine entstehen lässt.
Beladen
Zusammen mit dem Fach über dem Smart-TV im Wohnraum hat der iSmove acht Hängeschränke zu verzeichnen. Einer findet sich über dem Fahrerhaus, daneben gibt es ein großes, L-förmiges Ablagebord und zusätzliche Schubladen in den Seitenwänden auf beiden Seiten – Platz genug für Reiselektüre und Ähnliches. Mehr Gepäck nimmt der hintere Teil des Fahrzeugs auf, denn die sechs Schränke über den Betten fassen insgesamt rund 430 Liter. Weitere knapp 480 Liter schlucken gemeinsam die beiden beleuchteten Kleiderschränke an den Bettenden.
Trotz Fiat mit Alko-Tiefrahmenchassis muss der Integrierte mit einem Funktionsdoppelboden auskommen, der keine Stauräume bietet. Sperrgut wie etwa Campingmöbel wandern daher zwangsweise in die beleuchtete Heckgarage. Mit 1,10 Metern Höhe ist diese zwar niedriger als bei manch anderem Modell, doch ihre rund 2650 Liter Fassungsvermögen sind üppig genug. Zwei, drei flache Mountainbikes passen locker hinein, bei höheren Fahrrädern kann es aber eng werden. Optional gibt es auf jeder Fahrzeugseite zudem eine Stauschublade.
Die Waage bringt es ans Licht: Auch der iSmove tut sich schwer, mit der 3,5-Tonnen-Grenze zurechtzukommen. Nach promobil-Vorgabe gewogen, also mit vollem Diesel- (90 L), Wasser- (200 L) und Gastank (50 L), ohne Personen und Gepäck, aber mit reichlich Sonderausstattung, summieren sich die Radlasten zu 3510 Kilo.
Wer auf einige Extras – im Testwagen wiegen sie 555 Kilo – und auf den vollgefüllten Wassertank unterwegs verzichten kann, sollte als Zwei-Personen-Besatzung damit klarkommen. Wer sich aber nicht einschränken möchte, kommt um eine Auflastung (bis 4,5 t zGG) nicht herum.
Technik
Die Konstruktion und Verarbeitung des Aufbaus ist markentypisch auf Oberklasseniveau. Die Sandwichplatten mit Aluminium auf beiden Seiten sind mit hochwertigem XPS-Schaum gedämmt. Das Dach schützt eine GfK-Bahn vor Hagel, Bug und Heck sind aus einteiligen Formteilen desselben Materials. Die fünf Alu-Rahmenfenster sitzen passgenau und sehen schick aus.
Für angemessenes Fahrlicht sorgen LED-Scheinwerfer. Das Testmobil posiert zudem mit lackiertem Kühlergrill und Chromapplikationen um die Lampen an Front und Heck (880 Euro). An den Außenklappen des Gaskastens und der Garage kommen Griffplattenschlösser zum Einsatz – diese schließen zusammen mit der Aufbautür zentral per Funk. An den drei Außenklappen in den Schürzen muss man dagegen mit etwas fummeligen Pushlock-Verschlüssen auskommen.
Pluspunkte sammeln dagegen das zentrale Ver- und Entsorgungsfach und der optionale Gastank. Ersteres ist beheizt, beleuchtet und gut zu erreichen. Der zusätzliche 50-Liter-Gastank (1799 Euro) macht die Reisenden unabhängig von der Versorgung mit passenden Gasflaschen. Dank 200-Liter-Frischwassertank und optionaler Zerhackertoilette mit 120-Liter-Fäkalientank (1195 Euro) ist das Testmobil auch in dieser Hinsicht bestens gerüstet für lange Autarkie.
Der hohe eigene Anspruch an den Bordtechnikkomfort zeigt sich ebenso an den Elektroinstallationen. Sämtliche Schalter im Ausbau sind als multifunktionale Touchpanels ausgeführt, womit allerdings nicht unbedingt jeder auf Anhieb zurechtkommen wird. Alle Lichter lassen sich damit auch dimmen. Den notwendigen Strom stellen eine Solaranlage (2 x 125 Watt), ein Wechselrichter, ein Ladebooster und drei große 100-Ah-Lithium-Batterien bereit – natürlich gegen entsprechende Aufpreise. Damit lässt sich nicht nur die optionale Kapselkaffeemaschine bedenkenlos betreiben, sondern auch beispielsweise das Multimediapaket (5590 Euro) mit seinen Verbrauchern versorgen: Neben dem Naviceiver mit Rückfahrkamera zählt dazu auch ein 32-Zoll-Fernseher samt Sat-Anlage, der für Unterhaltung am Abend sorgt.
Sollte der Empfang gestört sein, kann der eingebaute LTE-Router aushelfen und per Video-Streaming die Tagesschau auf den Bildschirm zaubern – eine SIM-Karte mit entsprechendem Vertrag vorausgesetzt. Mobile Endgeräte können per WLAN und Bluetooth eingebunden werden.
Gute Aufbauisolierung und frostgeschützte Bordtechnik machen den iSmove fit für den Winter. Weiter optimieren lässt er sich per Warmwasserheizung (2770 Euro) mit separatem Schlafzimmer-Heizkreislauf und Fußbodenerwärmung.
Lichtcheck
Mit einem Mittelwert von 66 Lux und einem Maximalwert von 80 Lux ist die Sitzgruppe sehr dunkel. 180 Lux im Schnitt und 240 Lux Spitzenwert in der Küche sind ausreichend. Passabel sind die Lichtverhältnisse im Bad: 220 Lux im Mittel und maximal 250 Lux am Spiegel. Positiv geht es im Schlafbereich zu. Die allgemeine Helligkeit liegt bei 95 Lux im Schnitt, unter den Lesespots sind 420 Lux das Maximum.
Fahren
Rund sieben Meter Länge und unter 2,30 Meter Breite machen den iSmove für die Integriertenklasse eher kompakt. Das geräumige Fahrerhaus mit der weiten Windschutzscheibe und den großen Seitenfenstern erleichtert das Handling des Fahrzeugs ebenso wie die Rückfahrkamera und die großen Außenspiegel. Leider versperren Letztere – wie bei vielen Integrierten – nicht unerheblich die Sicht, besonders beim Einfahren in Kreisverkehre. Wegen des vergleichsweise langen Radstands (4,23 Meter) und damit fast 15 Meter messenden Wendekreises ist der iSmove allerdings nicht so wendig wie andere Mitstreiter dieser Längenklasse.
Insgesamt macht das Fahren Spaß, was nicht zuletzt an der Neungang-Wandlerautomatik des Ducato liegt. Sie schaltet ruhig und angenehm unaufgeregt. Die Motorisierung liegt in der Serie bei 140 PS, möglich sind aber auch 160 PS. Trotz seines stämmigen Testgewichts von knapp 3,6 Tonnen kommt der Integrierte gut aus den Startlöchern und könnte bis auf fast 150 Stundenkilometer beschleunigen – bei 3,5-Tonnen-Zulassung. Mit zurückhaltendem Gasfuß verbraucht der iSmove knapp 11 Liter auf 100 Kilometern.
Für den modernen und komfortablen iSmove könnte man sich – zumal in dieser Preisklasse – allerdings auch einen Mercedes Sprinter als passenden Sparringspartner sehr gut vorstellen.
Das fiel uns auf
(+) Zwei Tablet-Halter auf dem Armaturenbrett mit je einer USB- und einer USB-C-Buchse.(+) Zentrales, gut zugängliches Ver- und Entsorgungsfach mit Beleuchtung, Isolierung und Beheizung.(+)(-) Relativ gut wirksame Lärmdämmung, manche Motorgeräusche dringen aber vereinzelt durch.(+)(-) Die Touchpanels sind hochwertig. Manch einer dürfte herkömmliche Schalter bevorzugen.(-) Die aufschwingende Garagenklappe ist für Großgewachsene und bei wenig Platz schwer nutzbar.(-) Das Wasser aus dem Waschbecken läuft offen in die Bodenwanne und hinterlässt unschöne Spuren.
Nachgefragt
Philipp Komers, Vertriebs- leiter bei Niesmann + Bischoff, nimmt Stellung ...
... zu alternativen Lösungen beim Wasserablauf im Waschbecken: Es wird bereits in der nächsten Serienproduktion entsprechende Lösungen geben.
... zu den fehlenden Staumöglichkeiten für Töpfe und Pfannen: In der Schublade unter dem Kühlschrank ist genügend Platz für Töpfe und Pfannen. Dazu müssen nur die flexiblen Steher entfernt werden.
... zur Idee, ob der iSmove auch auf Mercedes Sprinter denkbar wäre: Nein, da der Mercedes mit der Automatik knapp 60 Kilogramm schwerer ist und so die 3,5-Tonnen-Klasse nur noch schwer darstellbar ist.
... wie der iSmove unter den 3,5 Tonnen bleibt: Bei fahrbereiter Masse von 2,84 Tonnen gibt es einiges an Spielraum. Im Konfigurator auf unserer Internetseite kann man sich sein individuelles Modell zusammenstellen. Machbar ist hier beispielsweise ein iSmove für drei Personen, der mit 3,13 Tonnen ausreichend Zuladung hat.
Preise
Mit 90.000 Euro Grundpreis scheint der iSmove auf den ersten Blick ganz attraktiv eingepreist. Doch bis er so begehrenswert auftritt wie der Testwagen, sind noch reichlich Extras zu addieren. Nur zwei Beispiele sind die neuartige Küche (Paketpreis 1970 Euro) und das Multimediapaket mit Navi, Rückfahrkamera, Sat-Anlage und Smart-TV (5990 Euro). 20.000 bis 30.000 Euro für Optionen sind sehr schnell verplant.
Grundpreis: 90.870 Euro(Fiat Ducato 35 L, Motor 103 kW/140 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II Testwagenpreis: 147.969 Euro
Konkurrenten
Carthago C-compactline I 143 LE Grundpreis: 85.650 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 80 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 699/2220/2770 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2930/3500 kg(+) Hochwertiger Alu-Alu-Aufbau mit XPS-Isolierung, Doppelboden, Rahmenfenster, Alko-Tiefrahmen.(-) Gehobener Preis.
Hymer Exsis-I 580 Grundpreis: 70.990 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 6990/2220/2770 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2930/3500 kg(+) Hochwertiger Alu-Alu-Aufbau mit PU-Isolierung, Rahmenfenster.(-) Fiat-Flachrahmen, kein Doppelboden, magerer Serienmotor.
Knaus Van I 650 MEG Grundpreis: 73.680 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 7000/2200/2760 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2870/3500 kg(+) Ein Einzelbett mit zwei Metern Länge, Rahmenfenster.(-) Fiat-Flachrahmen, kein Doppelboden, schwache Serienmotorisierung.
Die Baureihe iSmove
Preise: 90.870–91.870 Euro Basis: Fiat Ducato Länge: 6,99–7,29 m Gesamtgewicht: 3500–4500 kg Weitere Modelle: 1
Der iSmove basiert auf dem Fiat Ducato mit Alko-Tiefrahmen und ist als Version mit Queensbett (7.3 F) oder Einzelbetten (6.9 E) erhältlich. Serienmäßig mitfahren können zwei Personen. Optional lassen sich die Längsbänke in einen (rechts) oder zwei (links) gurtgesicherte Plätze umbauen. Dann bringt es der Integrierte auf fünf Gurtplätze. Für beide Modelle gibt es als Sonderausstattung auch ein Hubbett im Fahrerhaus, sodass bis zu vier Reisende übernachten können. Das Bad ist jeweils identisch und mit einer Schiebewand ausgestattet, die fix eine Dusche entstehen lässt.
Wertung