1972 ließ ein junger Regensburger mit der Führung bei der
Olympia-Rallye erstmals aufhorchen. Die Rallye-Leitung hielt den
Namen Röhrl an der Spitze zunächst für einen Zeitnahme-Fehler.
Zum Saisonende ließ sich der frisch gebackene Champion
überreden, bei Mercedes anzuheuern. Doch mit dem untauglichen 450
SLC war nichts zu gewinnen. Der Mercedes-Vorstand kippte das
Projekt noch vor Saisonbeginn.
Gegen seinen Willen schickte ihn Opel an die Elfenbeinküste, um
die WM-Chancen aufrecht zu halten. Tatsächlich gewinnt Röhrl und
wird der erste Rallye-Weltmeister "wider willen".
Als Opel ihn vor dem Finale in Wales (wieder gegen seinen
Willen) auf eine PR-Party des Zigarettensponsors schickt, meutert
Röhrl. Er wird noch vor der Rallye entlassen und fährt frohen Mutes
heim. Opel verliert die Marken-WM gegen Audi ...
Die Schlüssel-Rallye 1983 ist Griechenland. Als der Quattro von
Hannu Mikkola ohne Öl den Motorentod stirbt, holt Röhrl im
heckgetriebenen Lancia 037 den Sieg. Es ist der Grundstein für den
Gewinn der Marken-WM.
Erst lässt sich Röhrl von Schnee-König Stig Blomqvist vorführen,
wie ein Allrader mit Linksbremserei am besten zu bewegen ist, dann
verdrischt er den Schweden schon beim Auftakt in Monte Carlo. Es
ist sein vierter Monte-Sieg.
In Portugal rasen die Fahrer 1985 durch riesige Menschenmassen.
Die undisziplinierte Begeisterung der Portugiesen wird ein Jahr
später böse Folgen haben.
Stattdessen kommt der noch stärkere und mit wüsten Leitwerken
verbaute Quattro S1 zum Einsatz, mit dem Röhrl immerhin die Rallye
San Remo gewinnt. Die Welt weiß es noch nicht, aber es wird der
letzte Sieg des Ausnahmefahrers sein.
Dann passiert die Katastrophe. In Portugal rast eines der 500 PS
starken Gruppe-B-Autos ins Publikum. Drei Menschen sterben, 30
werden verletzt. Die Fahrer treten in Streik und ernennen Röhrl zu
ihrem Anführer.
Die gefährlichen Gruppe B-Renner sind ab 1987 verboten. Weil
Audi für das neue Gruppe A-Reglement kein konkurrenzfähiges Auto
parat hat, müht sich Röhrl mit dem riesigen 200 Quattro ab. Platz
drei ist unter diesen Umständen ein enorm starkes Ergebnis.
Röhrl weiß es nicht, aber in Kenia hat er seine letzte
Siegchance bei einem WM-Lauf. Doch weil er nicht an die Haltbarkeit
seiner Audi-Limousine glaubt und zurücksteckt, geht der Sieg an
Teamkollege Hannu Mikkola.
Die Audi-Oberen erkennen, dass sie mit ihrer Modellpalette im
aktuellen WM-Geschehen chancenlos sind, und ziehen sich Ende 1987
zurück. Ein Erfolg bei der 3-Städte-Rallye nahe seiner Heimat
Regensburg ist Röhrls Abschiedsvorstellung vom Rallyesport.
Mit einem über 600 PS starken S1 tritt Walter Röhrl beim
Bergrennen auf den Pikes Peak im US-Staat Colorado an. Der Bayer
und das Monster: Ein Bild, das der Rallye-Gemeinde bis heute nicht
aus dem Kopf geht.
2001 steigt der mittlerweile als Porsche-Botschafter
beschäftigte Ex-Weltmeister noch einmal in ein Rallye-Auto. In
einem hastig vorbereiteten Porsche GT3 steuert Röhrl den
Vorauswagen zum ersten deutschen Rallye-WM-Lauf in Trier.
Auch als 60-Jähriger hat "Der Lange" die Freude am Fahren nicht
verloren. Röhrl bestreitet noch immer Oldtimer-Rallyes und testet
nach wie vor für Porsche.
Einen Bildband über die Karriere des zweimaligen Weltmeisters
bietet Fotograf Reinhard Klein mit den Autoren Wilfied Müller und
Thomas Senn an. Zu beziehen ist das Buch bei
www.rallywebshop.com.