Testfahrer Uwe Sener fand besonders eine Fahrzeug-Gattung
überraschend, die eigentlich so gar nicht seins ist. Sie sind groß,
sie sind schwer, sie sind durstig. Klar, wir reden von ...
... SUVs, namentlich BMW X5M und Porsche Cayenne Turbo S: "Erst
mal: Ich distanziere mich ausdrücklich von dieser Fahrzeugklasse!
Aber trotzdem ist es sehr überraschend, zu was die beiden
inzwischen in der Lage sind: 1.14er Zeiten in Hockenheim, Bremsen
in 34,6 Meter aus 100 km/h, ...
Außerdem findet Uwe Sener Gefallen am Panamera GTS: "Knapp 2
Tonnen, 'nur' 440 Sauger-PS und 1.13,1 Minuten in Hockenheim. Die
wohl sportlichste Oberklassen-Limousine mit Kurvengeschwindigkeiten
wie ein Supersportler."
Überraschung Nummer 3 von Uwe Sener, der BMW E36 M3:
"Erstaunlich, wie gut ein fast serienmäßiger E36 nach 20 Jahren
noch vorwärts geht und auch auf der Runde funktioniert. Was ist die
letzten 20 Jahre passiert? Wo ist der Fortschritt?"
Chefredakteur Marcus Schurig kommt an einem Sportwagen nicht
vorbei, der im Jahr 2015 die Medien dominierte, Sportwagen-Fans in
Extase versetzte und selbst beim Hersteller für Staunen sorgte: der
...
... Porsche Cayman GT4, Marcus Schurig dazu: "Oft ist es
überraschender, dass es ein Auto überhaupt gibt, statt dass es sich
einfach nur besonders gut (oder schlecht) fährt. Das traf 2015 auf
ein Auto ganz besonders zu: den Porsche Cayman GT4.
Jahrelang wollten die Entwickler den Cayman von der Leine lassen
und als echten Sportler im Markt etablieren - und jahrelang hat der
Porsche-Vorstand das abgelehnt, mit dem Argument, die heilige Kuh
911 müsse unter allen Umständen geschützt werden, ...
... markeninterner Wettbewerb sei nicht erwünscht, ach was:
verboten! Und dann haben sie 2015 also den Motor aus dem Carrera S
eingepflanzt, schon brannte die Luzi: das Sondermodell war
schwuppdiwupp ausverkauft, zu einem Preis, den man im nachhinein
...
... selbst bei Porsche als zu billig einstuft. Aber es kommt
noch besser: die Klientel für das kompakte Spaßmobil ist eine
völlig andere als beim 911, es sind überwiegend junge Kunde, für
die ein 911 viel zu groß und klobig ist, die sich einen feuchten
Kehricht um die alte Dame 911 scheren.
Nummer 1, der Mazda MX5 Skyactiv-G 131: "Jetzt wäre ich doch
beinahe an der Aufgabenstellung gescheitert. Nicht die persönlichen
Highlights des Autojahres 2015 sind gefragt, sondern die größten
Überraschungen. Und dass ein Ferrari 488 GTB, ein ...
... ein Porsche Cayman GT4 und ein Mercedes-AMG GT S irre
fahren, wäre jetzt vermutlich keine solche gewesen. Also der
MX-5.Der mit dem kleineren der beiden Motoren. Eigentlich ein
Sportwagen, der zu schlapp und zu weich ist. Der aber genau deshalb
wunderbar funktioniert."
Der genau deshalb schnöde Geschwindigkeit zu erlebtem Tempo
erhebt, jede winklige Landstraße zur Rennstrecke überhöht – ohne
Risiko, denn der dazu erforderliche Speed bleibt weit im Diesseits.
Aber es reicht, um in den Grenzbereich einzutreten, dessen Horizont
...
... wiederum in weiter Ferne liegt. Hinterradantrieb, tiefe
Sitzposition, tolles Schaltgetriebe und nur eine Tonne Gewicht
lauten jene Zutaten, die solide Großserientechnik in die emotionale
Welt eines Sportwagens überführen. Ach ja, für 22.990 Euro
übrigens.
Nummer 2, der BMW 333i: Wir schreiben 2015, das Jubeljahr des
BMW Dreier, der seinen 40. Geburtstag feiert. Mein erstes Auto war
ein Dreier, also mein wirklich allererstes, denn meine Eltern
kutschierten mich nach der Geburt im 320/4 E21 nach Hause.
Ich dachte, dass ich alle Spielarten des kompakten BMW kenne.
Bis mich Stefan Behr von BMW Classic anrief, um mir mitzuteilen,
dass er für unseren geplanten Ausflug zur Silvretta Classic einen
ganz besonderen gefunden hätte: Den 333i. Den was?
Diese E30-Variante entstand in Zusammenarbeit von Alpina, BMW
Motorsport und BMW Südafrika, wurde nur 204-mal gebaut und fährt
sich großartig. Kleines Auto, dicker Motor, manuelles Getriebe,
Sperrdiff, optisch leicht angeprollt – noch Fragen? Nein?
Ob früher wirklich alles besser war? Natürlich nicht. Aber
emotionaler ganz bestimmt. Wenngleich so ein moderner 340i schon
eine Granate ist. Und BMW Lob dafür gebührt, dass sie dem Dreier
mit dem Facelift etwas vom Alleskönnertum genommen, ihm dafür mehr
Agilität gegeben haben.
Nummer 3, der VW Lupo GTI: Oder vielmehr die Tatsache, dass es
noch immer keinen würdigen Nachfolger gibt. Weder von VW noch von
sonst irgendeinem Hersteller. Der Suzuki Swift Sport vielleicht?
Ja, ein bisschen.
Ich setze ja auf die Sport-Truppe von Renault. Darauf, dass sie
dem Twingo den 1,6er-Turbomotor ins verbreiterte Heck spaxen. Und
die Finger vom doofen Doppelkupplungsgetriebe lassen. Wir sprechen
uns in einem Jahr.
Meine Überraschung ist der McLaren 570S: Für mich war McLaren
immer wie Ron Dennis. Schmallippig, spröde und erfolgsbesessen. Und
bis zum 570S kamen alle Autos auch immer genau so rüber. Alles war
aufs Wesentliche reduziert, extrem kühl ...
... und ausgerichtet auf nur ein Ziel: Performance zu maximieren
- mal ganz unabhängig davon, wie gut das letztendlich gelang. Im
Herbst feierte schließlich die neue Sports-Series Premiere, die
Baby-Macs wenn man so will, als deren Topmodell der 570S firmiert.
Und alle ...
... waren sich einig: das Ding würde der Frontalangriff auf den
911 Turbo S sein, ein Vollstrecker, einer, der richtig ernst macht.
Doch dann sitzt du da drin und stellst fest, dass er eigentlich
nichts machen möchte außer Spaß.
Klar geht der Biturbo wie die wilde Wutz, und natürlich springt
aufgrund des Setups, des geringen Gewichts und der extrasteifen
Karosseriestruktur eine nicht unerhebliche Querdynamik heraus,
allerdings - und das ist das Bemerkenswerte ...
... erlaubt er sich als erster McLaren überhaupt zum Limit etwas
Luft zu lassen. Und zwar ganz schlicht durch Weglassen: kein
Leitwerk am Heck, zierliche Reifen und als logische Folge eine
gewisse Entspanntheit in der sonst so erzkatholischen Beziehung zur
Ideallinie.
Eine Überraschung versetzte Redakteur Roman Domes zurück in die
Tage als Fahranfänger. "Damals mit 18 kaufte ich mir einen BMW E36
compact mit laschem 105-PS-Vierzylinder. Und jetzt durfte ich
wieder einen E36 fahren, aber einen ganz anderen...
Fast zehn Jahre später fuhr ich wieder einen E36, diesmal aber
als M3 mit Dreiliter-Reihensechszylinder und fast 300 PS. Es fühlte
sich an wie ein Sprung zurück in eine andere Epoche - verglichen
mit den Autos, die wir sonst jeden Tag bewegen dürfen ...
Schon das Hochziehen des Türgriffs verrät den E36 M3 von 1995
als betagtes Automobil: Die Hände greifen an unlackiertes, sprödes
Plastik. Der Innenraum mufft vor sich hin, das Lenkrad gleicht
einem Schiffssteuer, überall knarzt's und klappert's... Doch
spätestens beim ...
... Anlassen des S50B30-Motors vergaß ich alles wieder. Kurz das
Gaspedal antippen: Vorne faucht der Ansaugschlund die Luft in den
Brennraum, hinten plärrt der Doppelrohr-Auspuff die
Verbrennungsarie in die Umwelt.
Der wunderbare Klang des Reihensechsers, das Handling. Nicht
mehr ganz on top - klar: Ein Golf R ist stärker. Aber der Spaß, den
der angejahrte M3 bringt ist einfach unvergleichlich. Und er lässt
den neuen M4 irgendwie hypermodern wirken, aber gleichzeitig auch
zu distanziert vom Geschehen.
Nummer 2, der Opel Corsa OPC: "Kollege Domes, du nimmst den
Corsa!" Klingt irgendwie nach Strafe, oder? Von wegen! Für die
Heimfahrt aus Biltzheim nach dem gigantischen Handling-Test
(Ausgabe 01/2016) bekam ich den kleinen OPC, das schwächste Auto
nach dem Toyota GT86. Aber ...
... das war nicht weiter schlimm. Denn abgesehen von der
vanartigen Sitzposition überraschte mich der differenzialgesperrte
Corsa. Auf winkligen Strecken äußerst agil, dank gesperrter
Vorderachse kaum Untersteuern und mit 207 PS wirklich hervorragend
motorisiert.
Damit geriert die Rückfahrt nicht zur Tortur, sondern zur
launigen Hatz von Jaguar F-Type, BMW M6 Gran Coupé und Porsche
Boxster Spyder. Nur die Kollegen, die lächelten, wenn sie auf der
Geraden wieder 24 Autolängen herausfuhren.
Nummer 3, Porsche Boxster Spyder: Nein, nicht der Cayman GT4 hat
mich überrascht - was er kann, war klar, bevor er zum ersten Mal
getestet wurde. Der Spyder lebt so ein bisschen im Schatten des GT4
vor sich hin, dabei ...
... müsste er im Fokus stehen. Einmal ohne Verdeck den
grandiosen 3,8-Liter-Boxermotor im zweiten an den Begrenzer heulen
lassen - das ist ganz großes Kino. Ich wette, alle Spyder-Fahrer
wurden schon mal genau deswegen geblitzt.
Und wie er sich die Kurven zurecht legt, mit diesem einmaligen
Mittelmotor-Handling, der leichten Rotation beim Lastwechsel.
Dieser Porsche trägt den Namen Spyder völlig zurecht, er ist leicht
(1.338 Kilo), er ist stark (375 PS) und er ist laut, roh und
hart.