Basilikata am Golf von Tarent

Ein Geheimtipp in Italien? Klingt komisch angesichts der knapp 60 Millionen Ankünfte, die aktuell in der touristischen Statistik stehen. Doch ganz im Süden des Stiefels, am Schnittpunkt der beiden Regionen Basilikata und Apulien, lässt sich im Reisemobil rund um den Golf von Tarent tatsächlich noch Neuland entdecken.
Die Gelegenheit diesen Geheimtipp zu erkunden ist günstig, denn 2019 soll das große Jahr von Matera werden. Auf der Liste der Weltkulturerbe steht die Bergstadt schon seit 25 Jahren, doch nun darf sie den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ tragen. Das ist deshalb bemerkenswert, weil Matera in den 1950er Jahren als „la vergogna d’Italia“ galt, als „Schande Italiens“.
Und das lag an den Sassi mit ihren über 3000 in den Fels getriebenen Wohnhöhlen, die ohne Licht, Wasser und Strom erschreckende Lebensbedingungen boten. Die Sassi wurden geräumt, die Bewohner in Mietblocks umgesiedelt. Die Stadt verkam zur biblischen Filmkulisse. Mehr als zwei Dutzend Streifen wurden dort gedreht, Mel Gibsons „Die Passion Christi“ ist einer der bekanntesten davon. Inzwischen aber kehrt im Sasso Caveoso und im Sasso Barisano, den archaischen Teilen der Stadt, das Leben zurück.
Matera ist eine der ältesten Städte der Welt
Seit über 11.000 Jahren leben Menschen auf dem karstigen Felsplateau, hoch über der Gravina-Schlucht.Sie haben einen einmaligen Schatz hinterlassen, zu dem weit über 100, zum Teil freskengeschmückte Felsenkirchen und Kapellen zählen. Das meiste davon kann nur zu Fuß und über viele Treppen erobert werden. Einen interessanten Eindruck vom Innenleben der Sassi vermittelt die Casa Grotta.
Reisemobilisten lassen ihr Mobil am besten draußen vor der Stadt auf einem der ausgewiesenen Stellplätze stehen. Glücklicherweise besitzt Matera die größte Stellplatzdichte der ganzen Region. Die Area Camper an der Via Appia zum Beispiel und die Area Camper Masseria Radogna – beide absolut empfehlenswert – bieten einen Shuttle-Service an. Letztere liegt am Besucherzentrum des archäologischen Parks auf der anderen Seite der Schlucht. Von hier aus erschließt sich ein einmaliger Blick auf die Stadt. Die besten Panorama-Fotos lassen sich am Abend schießen.
Abstecher an die Küste von Basilikata
Wer so weit gereist und nur 30 Kilometer vom Meer entfernt ist, wird sich die Küste nicht entgehen lassen. Es ist nur ein schmaler Abschnitt, den die Basilikata am Golf von Tarent ihr Eigen nennt. Doch für Reisemobilisten lohnt sich der Trip allemal. Wen es nicht nach Kalabrien zieht, sondern eher an die Stiefelspitze nach Apulien, der fährt zunächst westwärts auf der Autobahn bis zum Lido Policoro. Hier und in den nächsten Küstenorten Richtung Taranto lässt sich durchaus gut übernachten. Obendrein gibt es riesige, feinsandige Strände. Vom Lido Metaponto aus ist es nicht weit zur ursprünglich griechischen Stadt Metapont, in der der berühmte Philosoph und Mathematiker Pythagoras lebte und starb. Im Freilichtmuseum ist das Ruinenfeld mit dem Heratempel zu besichtigen.
Wer die Stellplätze an der Küste nutzt, muss wissen, dass die Umstände, je nach Jahreszeit, völlig verschieden sind. Während es dort in der Vor- und Nachsaison eher ruhig zugeht und sich leicht ein Stellplatz finden lässt, steppt in der Hauptsaison der sprichwörtliche Bär. Da ist Discolärm von benachbarten Campingplätzen bis tief in die Nacht keine Seltenheit.
Auf dem Weg gen Süden steht die Industriestadt Taranto auf dem Plan. Sie hat sicherlich schon bessere Zeiten erlebt. Vor allem die Altstadtinsel mit dem berühmten Castello Aragonese, an dem vorbei die 90 Meter lange Drehbrücke Ponte Girevole die Neustadt mit dem historischen Zentrum verbindet, ist stark vom Zerfall geprägt. Und doch hat ein Spaziergang durch die schmalen Gassen mitsamt den vielen Graffiti unter mittelalterlichen Bögen seinen ganz besonderen, morbiden Charme.
Eine Perle am Golf von Tarent ist das Städtchen Gallipoli, südlich von Taranto. Schon die Griechen gaben ihr den Namen „Schöne Stadt“, und das kommt nicht von ungefähr. Auch hier steht die Altstadt auf einer Felseninsel, die rundum vom Ionischen Meer umgeben und mit einer Brücke mit dem modernen Zentrum verbunden ist.
Spätestens dort öffnen sich weitere Wege zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Apuliens, etwa nach Lecce und nordwärts in das Trulli-Zentrum von Alberobello. Es ist eine weite Strecke zurück nach Deutschland. Aber sie hat sich gelohnt! Dem Geheimtipp sei Dank.
promobil-Tipp für die Region
Köstliche Souvenirs: Nudelspezialitäten aus handwerklicher Herstellung sind ein willkommenes Mitbringsel, zumal man viele Formen aus dem Süden von Italien hierzulande kaum kennt. Als Klassiker gelten vor allem die „Öhrchen-Nudeln“, Orecchiette. Auch die Fricelli, um ein Rundholz gewickelt, und die Cavatelli Pugliesi sind typisch für die Region, ebenso Farfalle in allen Farben. Beim Kauf auf der Straße sollten Sie prüfen, dass es keine industrielle Ware ist. Ein Preisvergleich lohnt!
Weitere Infos
Italienische Zentrale für Tourismus (ENIT):Umfangreiche Informationen, Reisetipps und Termine finden Sie auf der Website der Tourismuszentrale.Kontakt: Italienische Zentrale für Tourismus (ENIT), 60325 Frankfurt am Main, Barckhausstraße 10. Telefon:0 69/23 74 34. www.enit.de
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