Drei Integrierte der B-Klasse im Vergleich

Mit drei B-Klassen geht Hymer auf Kundenfang. Die neuen Mercedes-Modelle MC und ML fordern den etablierten SL auf Fiat-Basis heraus. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Größe und im Preis. Welche ist die Beste B-Klasse?
- Hymer B-Klasse ML 780
- Hymer B-Klasse SL 704
- Hymer B-Klasse MC 580
- Fazit
Neben Exsis-i und Duomobil finden Interessenten im Hymer-Angebot drei weitere Integrierte zur Auswahl, die sich zumindest äußerlich stark ähneln. Auch teilen alle drei wesentliche Merkmale wie den Vorderradantrieb und das wegweisende SLC-Chassis mit integriertem Doppelboden.
Der junge Modern Comfort (MC) fährt in der Mittelklasse ab 82.000 Euro mit Mercedes-Antrieb vor. Am oberen Ende des Angebots rangiert der große Master Line (ML), 2019 auf derselben Basis präsentiert und ab rund 105.000 Euro teuer. Preislich dazwischen buhlt der Supreme Line (SL) um Käufer, 2017 auf Fiat Ducato als Vorbote der neuen Generation vorgestellt.
Die größte Grundriss-Auswahl bietet die MC-Baureihe mit fünf Modellen zwischen 6,99 und 7,39 Meter Länge. Nahtlos schließt daran der SL mit drei Varianten an; die beiden längeren finden sich – dezent abgewandelt – auch im ML-Sortiment. Die drei ML – mit dem brandneuen Topmodell 880 an der Spitze – messen zwischen 7,89 und stolzen 8,89 Meter.
Welche B-Klasse eignet sich für wen am besten? Wir schauen uns drei typische Vertreter mit Einzelbetten an: MC 580, SL 704 und ML 780.
1. Der Neue: Hymer B-Klasse ML 780
Als Hymer unter den Reisemobilen tituliert der Hersteller den neuen ML. Was damit ausgedrückt sein soll, ist Folgendes: "Das ist unser Topmodell. Schaut euch an, wozu wir technologisch, funktionell und ästhetisch in der Lage sind." Und das ist tatsächlich einiges.
Aufbau und TechnikDie Kabine ist aus wärmebrückenfrei verklebten Sandwichwänden zusammengefügt, die – wie inzwischen bei vielen Reisemobilen von Hymer üblich – innen und außen mit Aluminium beplankt sind. Anders als beim MC bildet – wie beim SL – ein aufwendig modelliertes GfK-Teil den Heckabschluss. Damit der 2,35 Meter breite Aufbau optisch besser mit der schmalen Vorderachsspur des Sprinter-Chassis harmoniert, hat Hymer eigens seine Aufbautechnik angepasst.
Die große Bugmaske zieht sich beim ML weit um die A-Säulen herum und verjüngt sich nach vorne. Windschutzscheibe und Seitenfenster gehen fast nahtlos ineinander über. Auch aus der Sicht des Fahrers hat das Vorteile. Die Sicht in Kurven ist ein wenig besser und der zugepfeilte Bug macht das Peilen in engeren Passagen leichter.
Die Fahrertür ist serienmäßig. Bequemen Wohnraumzugang ermöglicht die 65 Zentimeter breite Aufbautür. Beide verriegeln beim Testwagen über die Funkfernbedienung; gleichermaßen tun das die beiden Garagentüren. Der Heckstauraum ist stolze 1,32 Meter hoch und bis zu 1,57 Meter breit; hier lassen sich bei 450 Kilo Bodentraglast Fahrräder und vieles andere problemlos und sicher unterbringen. Ein weiteres, von beiden Seiten erreichbares Staufach findet sich im Doppelboden neben der Aufbautür als Durchlade – praktisch für Campingmöbel, Ski und dergleichen.
Wohnwert und GrundrissDrei Grundrisse bietet Hymer an. Zum Vergleich angetreten ist der Hymer B ML 780 mit Einzelbetten im Heck. Zwei Möbeldesigns sind verfügbar. Der Testwagen wirkt im helleren Grand Oak licht und freundlich, aber das Platzangebot ist weniger opulent, als man von außen angesichts von fast acht Meter Aufbaulänge erwarten würde. Die Sitzgruppe besteht aus einer L-Bank, den drehbaren Vordersitzen und einem eher schmalen Seitensitz, die sich rund um den Einsäulentisch versammeln. Die Hubbett-Unterschale ist aufwendig geformt, hell und mit beleuchteten Ablagefächern versehen. Rund um den mit Textilverkleidungen hübsch gestalteten Eingangsbereich dienen sich mehrere Haken als Garderobe an.
Ein kleiner Tresen, in dem sich der Fernseher versteckt, trennt die Küche ab. Auffällig: die Arbeitsplatte aus hochwertigem Mineralwerkstoff (Option) mit eingeformter großer Spüle und einem kleineren Abtropfbecken. Die seitlich hochgezogenen Ränder und die Schwallkante vorne bieten optimalen Schutz, falls mal etwas ausläuft. Stauraum gibt es hier reichlich, darüber hinaus auch zwei 230-V-Steckdosen.
Direkt dahinter stehen sich WC-Raum und Dusche gegenüber und bilden – vom Wohn- und Schlafbereich durch solide Türen abgetrennt – das Raumbad. Anders als beim ähnlich aufgeteilten SL ist allerdings der Kleiderschrank nach vorn ausgegliedert, was in der Folge die Bewegungsfreiheit etwas verringert. Platz ist im Bad dennoch genug, und beide Funktionsbereiche lassen sich unabhängig voneinander sehr gut nutzen. Besonders die Dusche gefällt mit viel Ellenbogenfreiheit, die sich auch deswegen uneingeschränkt genießen lässt, weil die Standfläche komplett eben ist und nicht wie häufig durch das Radhaus eingeschränkt wird. Das kleine Waschbecken ist allerdings nur für die Katzenwäsche geeignet.
Mit sehr kommodem Zustieg und jeweils über zwei Meter Liegelänge erfreuen die Einzelbetten im Heck. Der Schlafkomfort auf Tellerfedern und dicken Matratzen ist überaus angenehm. Das Schlafzimmer und besonders das Kopfteil sind ansprechend gestaltet. Es gibt mehrere Ablagen, ebenso Steckdosen in der Nähe. Die Leselampen lassen sich blendfrei ausrichten, der Raum ist stimmungsvoll beleuchtet, die Anordnung der Schalter am Fußende aber nicht optimal.
Das Hubbett im Bug lässt sich mit viel Kraft herunterschwenken. Einfacher klappt’s, wenn man die elektrische Absenkung ordert. Den Komfort auf die Spitze treiben zwei Zusatzpolster, die auch vorne zwei Einzelbetten entstehen lassen. Die Liegelänge beträgt dann jeweils 1,96 Meter.
Auch technisch lässt sich der ML aufrüsten. Etwa mit dem Batterie-System, das die Besatzung mit einem zusätzlichen 135- Ah-Lithium-Akku unabhängiger vom Landstrom macht. Unbedingt empfehlen wir, in der Aufpreisliste auch beim Steckdosenkit ein Kreuzchen zu machen. Die serienmäßige Warmwasserheizung macht den ML beim Wintercamping zu einem behaglichen Reisedomizil. Die Wasservorräte sind wie bei SL und MC sehr großzügig.
Basisinformationen Hymer B-Klasse ML 780
Gurt-/Schlafplätze: 4/4 Länge/Breite/Höhe: 7,89/2,35/2,96 Meter Zul. Gesamtgewicht: 4500 kg Grundpreis: ab 98.990 Euro
Zwischenfazit zum Hymer B-Klasse ML 780
Der bequeme B ML eignet sich besonders für Menschen, die lange ausgedehnte Touren unter die Räder nehmen wollen, ohne Kompromisse beim Wohnkomfort einzugehen. Er hat die größten Betten und das beste Stauraumangebot. Der Preis dafür ist freilich hoch – immerhin die Warmwasserheizung ist serienmäßig. Ein Kaufgrund für die B-Klasse ML: das große Fahrerassistenz- und Multimedia-Angebot der Sprinter-Basis, auch wenn das meiste davon extra kostet.
(+) Hoher Wohnkomfort(+) Große Einzelbetten(+) Hochwertiger Aufbau mit Doppelboden(+) Große Wassertanks(+) Sehr gute Wintertauglichkeit; Warmwasserheizung Serie(+) Diverse Fahrerassistenzsysteme verfügbar(-) Hoher Grundpreis und teure Aufpreise für Mercedes-Extras(-) Eingeschränkte Handlichkeit(-) Wie bei SL mäßiger Federungskomfort
2. Auf Ducato: Hymer B-Klasse SL 704
Aufbau und TechnikDer zur Saison 2018 vorgestellte SL darf als Vorläufer einer neuen Modell-Generation von Hymer gelten. Erstmals basierte er auf dem innovativen SLC-Chassis. Dessen Besonderheit: Die Längsträger des Fahrgestells sind elegant in den Doppelboden integriert. Das spart Höhe; bei 1,98 Meter Stehhöhe im Wohnraum ist der SL wie MC und ML mit 2,96 Meter Vertikalmaß vergleichsweise niedrig. Der Unterboden ist aerodynamisch glatt und die Konstruktion insgesamt leichter als eine konventionell aufgebaute, unterkellerte Bodengruppe.
Im Zwischendeck bringt Hymer sowohl Stauraum – hier gibt es wie beim ML eine Durchlade – als auch die Technik unter. Die leichtere Elektrik mit Batterien, Ladegerät(en) und Sicherungen findet im vorderen Bereich Platz, im hinteren, schwerpunktgünstig auf der Achse die großen Wassertanks mit stolzen 180 beziehungsweise 150 Liter Volumen.
Ein wesentlicher, aber äußerlich wenig augenfälliger Unterschied zu MC und ML ist das Basisfahrzeug. Der SL fährt mit Ducato-Power. Als ältere Entwicklung kann der Fiat anders als der Mercedes nicht mit modernen Multimedia- und Assistenzsystemen aufwarten. Doch mit neuer 9-Gang-Automatik schließt der Ducato fahrerisch zum Sprinter auf. Gutschreiben muss man dem Mercedes die bessere Ergonomie, ein weiter verstellbares Lenkrad, mehr Ablagen und die viel leichtgängigere Lenkung. Der Ducato punktet mit der etwas höheren Anhängelast. Wer eine B-Klasse als Zugwagen einsetzen möchte, sollte allerdings bedenken, dass die Anhängekupplung Bodenfreiheit und Überhangswinkel erheblich einschränkt.
Wohnwert und GrundrissZurück zum SL: Der getestete Hymer SL 704 ähnelt dem Hymer ML 780 stark, ist jedoch zehn Zentimeter kürzer. Innen ist das vor allem bei den Einzelbetten im Heck zu spüren, die im SL neun respektive drei Zentimeter kürzer sind. Der Zugang ist ebenfalls bequem, der Umbau zur Liegefläche geht etwas schneller vonstatten als im ML und als Aufstieg dient dann statt einer Treppe eine Leiter, die man samt Auflagebrett für das Polster unter dem Mittelteil hervorzieht. Das Hubbett im Bug ist ebenso groß wie im ML, wartet aber mit der etwas besseren Kopffreiheit auf.
Insgesamt bietet der SL geringfügig weniger Stauraum; der Wäscheschrank unter dem linken Bett fehlt, weil an der Stelle der Gaskasten sitzt. Der deckenhohe Kleiderschrank ist im 704 ins Raumbad integriert. So ergibt sich ein noch größerer Sanitärbereich mit mehr Bewegungsfreiheit, was beim Ankleiden von Vorteil ist. Ansonsten ist die Ausstattung mit vielen Haken und einer Kleiderstange in der Dusche gleichermaßen praktisch. Das Waschbecken ist sogar etwas größer als im ML. Die Stehhöhe in der Dusche beträgt bei beiden aber nur 1,84 Meter.
Auch im SL kann die Küche optional mit der edlen Arbeitsfläche samt praktisch komplett eben eingelassener Spülenabdeckung protzen. Einen Extrapunkt gibt es für den Kaffeemaschinen-Lift im Oberschrank.
Die Warmwasserheizung kostet beim SL Aufpreis. Ansonsten entspricht die Technik dem ML, wobei Hymer diesem eine 230-Volt-Steckdose mehr spendiert. Das elektrische, vom Cockpit bedienbare Abwassertankventil ist in beiden Fällen serienmäßig an Bord. Ebenso die Ambientebeleuchtung, die den nobleren SL-Möbelbau gut zur Geltung bringt.
Basisinformationen Hymer B-Klasse SL 704
Gurt-/Schlafplätze: 4/2-4 Länge/Breite/Höhe: 7,79/2,35/2,96 Meter Zul. Gesamtgewicht: 4430 kg Grundpreis: ab 104.990 Euro
Zwischenfazit zum Hymer B-Klasse SL 704
Der noble B SL gefällt mit viel Platz und den edelsten Möbeln im Vergleich. Als 704 hat er minimal weniger Stauraum als der ML, aber das praktischer gestaltete Raumbad. Der Preisvorteil gegenüber dem teureren ML ist spürbar, obwohl für die Warmwasserheizung 2890 Euro extra bezahlt werden müssen und die 178-PS-Topmotorisierung des Fiat teurer als bei den Mercedes-Modellen ist. Wer günstiger fahren will, wählt den kürzeren 674 (7,39 m) für 93.990 Euro Grundpreis.
(+) Hoher Wohnkomfort(+) Geschickt eingeteiltes Raumbad(+) Hochwertiger Aufbau mit Doppelboden(+) Zweites Außenstaufach(+) Gute Wintertauglichkeit(+) Große Wassertanks(+) Etwas wendiger als der ML(+) Höhere Zuladung(-) Etwas weniger Stauraum als im ML(-) Einzelbetten unter zwei Meter Länge(-) Teurer Top-Diesel(-) Kein Abstandstempomat verfügbar
3. Kürzer & schmaler: Hymer B-Klasse MC 580
Aufbau und TechnikWas Autarkie, Bord- und Aufbautechnik angeht, steht der MC den Markengeschwistern kaum nach. Eingerichtet ist er ebenfalls gepflegt und wohnlich. Bei ähnlich solider Machart sind Anmutung und Formgebung der Möbel etwas schlichter als in den beiden Oberklassebaureihen – vor allem im Vergleich zum SL. Alternativ zum hellen Eichedekor bedient das dunkle Nussbaum auf Wunsch konservativere Geschmäcker.
Als 580 beschränkt sich der MC auf 6,99 Meter Länge und bleibt mit 2,29 Meter Breite auch schmaler als üblich. Spürbarer Vorteil: Der MC fährt sich – trotz bescheidener Übersichtlichkeit nach vorn – handlicher und letztlich auch komfortabler als die größeren B-Klassen. Außerdem kommt zumindest der getestete 580 mit Zurückhaltung bei Extras und Reisegepäck auch mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht aus.
Wohnwert und GrundrissUm die zwei Einzelbetten im Heck unterzubringen, fällt der Seitensitz vorne rechts weg. Die geringere Aufbaubreite macht zudem eine schmalere Rückbank nötig, auf der zwei Personen nur knapp Platz finden. Auch der Tisch ist kleiner als bei den Artgenossen und ebenfalls nicht erweiterbar. Das Hubbett hat exakt dieselben Liegemaße wie bei SL und ML. Die Einzelbetten im Heck sind jedoch kürzer. Nicht einmal ganz 1,90 Meter Länge erreicht das linke, das rechte lässt sich optional aber auf etwa 2,10 Meter verlängern.
Im übrigen Wohnraum sind die geringeren Außenmaße ebenfalls spürbar, wirklich beengt fühlt sich der MC 580 dennoch nicht an. Kleiner sind vor allem Küche und Bad. Die Kombüse steht auf der rechten Seite neben dem Einstieg. Arbeitsfläche gibt es nicht; immerhin jedoch eine klappbare Abstellfläche. Stauraum und Ausstattung genügen für die meisten kulinarischen Vorhaben. 142 Liter Kühlvolumen sollten ebenfalls ausreichen.
Für ein sogenanntes Raumbad ist erst im 7,39 Meter langen MC 680 Platz. Im MC 580 muss man mit einer integrierten, abtrennbaren Dusche vorliebnehmen, weshalb die Toilette nicht gleichzeitig genutzt werden kann. Eine Kleiderstange ist nicht vorhanden, und es gibt weniger Haken. Die übrige Einrichtung passt. Die Stehhöhe ist aber recht knapp.
Zwei Kleider- und fünf Hängeschränke nehmen es mit Gepäck auf. Die Garage ist ähnlich groß und gut nutzbar. Insgesamt ist das Stauraumangebot vergleichbar mit dem der beiden größeren I-Modelle – allerdings ist das Fach im Doppelboden deutlich kleiner.
Basisinformationen Hymer B-Klasse MC 580
Gurt-/Schlafplätze: 4/2-4 Länge/Breite/Höhe: 6,99/2,29/2,96 Meter Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Grundpreis: ab 81.990 Euro
Zwischenfazit zum Hymer B-Klasse MC 580
Der sportliche B MC macht sich als 580 vor allem bei Touren üblicher Dauer und Länge Freunde. Gewisse Einbußen beim Wohnkomfort kontert der MC mit seinen handlicheren, insgesamt besseren Fahreigenschaften. Obendrein ist er erheblich günstiger als SL und ML. Das schlichtere Sandwichheck ist funktionell kein Nachteil. Für mehr als zwei Personen eignen sich die längeren Modelle besser. Ganz neu kommt 2020 der 7,19 Meter lange 600 mit größerer Sitzgruppe ins Programm.
(+) Kompakter und wendiger als seine großen Brüder(+) Hochwertiger Aufbau mit Doppelboden(+) Gute Wintertauglichkeit(+) Große Wassertanks(+) Ausreichendes Stauraumangebot(+) Günstigerer Preis(+) Diverse Fahrassistenten(-) Kurze Einzelbetten(-) Keine separate Dusche(-) Kleine Sitzgruppe(-) Teure Aufpreise für Sprinter-Assistenzsysteme(-) Schmale Aufbautür