Protest des Tages: Herthas Kniefall

Protest des Tages: Herthas Kniefall
Berlin (SID) - Bis zu Donald Trump ist der Protest von Hertha BSC nicht durchgedrungen. Oder er hat ihn einfach ignoriert. Zumindest setzte der US-Präsident keinen seiner berüchtigten Tweets ab, um den "Kniefall" des Fußball-Bundesligisten öffentlich zu geißeln. So wie er es bei amerikanischen Sportlern getan hatte, die während der US-Hymne aus Protest gegen Rassendiskriminierung und Polizeigewalt in ihrem Land in die Knie gegangen waren.
Nun waren diese Bilder erstmals auch in der Bundesliga zu sehen. Alle Hertha-Spieler, aber auch Trainer Pal Dardai, Manager Michael Preetz und die Teambetreuer sanken vor dem Heimspiel gegen Schalke 04 (0:2) kollektiv zu Boden, um ein Zeichen für "Vielfalt, Toleranz und Verantwortung" zu setzen. Diese Begründung gab der Klub hinterher auf Twitter bekannt, versehen mit dem Hashtag "TakeAKnee".
In sozialen Netzwerken erntete der Hauptstadtklub dafür viel Beifall, aber auch einige Kritik. In Zeiten wie diesen sei es wichtig, "dass sich auch Fußballvereine, die extrem im Fokus stehen, positionieren", sagte Preetz: "Wir leben in Berlin, einer weltoffenen Stadt, die für Vielfalt steht. Das wollte die Mannschaft, das wollten wir heute dokumentieren."
Als Kritik gegen die Politik einzelner Personen wollte man die Aktion explizit nicht verstanden wissen. Herthas verletzte Abwehrchef Sebastian Langkamp meinte aber bei Sky: "Wir leben nicht mehr im 18., sondern im 21. Jahrhundert. Aber leider gibt es einige Leute, die ideologisch noch nicht so weit sind. Wenn wir etwas Nachhilfe geben können, ist das doch gut."
In den USA gehen schon seit Monaten viele Sportler aus Protest in Knie, der erste war 2016 Footballprofi Colin Kaepernick. Der frühere Quarterback der San Francisco 49ers ist seit dieser weltweit beachteten Aktion arbeitslos, kein Klub will ihn unter Vertrag nehmen. Vielleicht auch, weil Trump protestierende Sportler als "Hurensöhne" bezeichnet und ihre Entlassung gefordert hatte.
Die Herthaner blieben von Trumps berüchtigter Attacken erst einmal verschont.