Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Barcelona

Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Barcelona
Barcelona (SID) - SEBASTIAN VETTEL: Die Woche in Spanien war für den WM-Spitzenreiter eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Obwohl dem Ferrari-Piloten wegen eines Motorenwechsels am Samstag zwischenzeitlich gar der Start vom letzten Platz drohte, war Vettel mit Platz zwei im Rennen nicht komplett zufrieden. Nach seinem Blitzstart wäre nämlich sogar der dritte Saisonsieg möglich gewesen. Eine fragwürdige Ferrari-Strategie und zwei schwache Boxenstopps kosteten den Heppenheimer jedoch wertvolle Sekunden und brachten Lewis Hamilton wieder ins Spiel. Da half auch Vettels harte, aber faire Verteidigung gegen den Mercedes-Star in Runde 39 nichts.
LEWIS HAMILTON: Nach seinem persönlichen Katastrophen-Rennen von Sotschi mit Platz vier hat der dreimalige Weltmeister in Barcelona eindrucksvoll zurückgeschlagen. Auch dank des gelungenen Motor- und Aerodynamik-Updates am Mercedes war der Brite in den Trainings und im Qualifying der dominierende Mann. Dennoch musste Hamilton an seine Grenzen gehen, um nach verschlafenem Start seinen zweiten Barcelona-Sieg zu holen. Bei den harten Zweikämpfen mit Vettel zeigte der 32-Jährige sein Racer-Herz. Das Duell der beiden mehrmaligen Champions macht die Königsklasse im Moment sexy.
PASCAL WEHRLEIN: Platz acht ist für den Worndorfer und das kleine Sauber-Team wie ein Sieg. Vor allem für den 22-Jährigen sind diese vier WM-Punkte Balsam. Seine Rückenverletzung aus dem Winter und das Wirrwarr um die Schwere der Blessur rückten den Mercedes-Protegé und früheren DTM-Champion zuletzt in kein gutes Licht. Platz 15 im Qualifying war schon eine echte Überraschung, ohne eine unnötige Fünf-Sekunden-Strafe wäre er im Rennen sogar Siebter geworden. So oder so ist Barcelona der vorläufige Höhepunkt in Wehrleins junger Formel-1-Karriere.
RED BULL: Platz drei für Daniel Ricciardo ist ein Silberstreif für das einstige Weltmeisterteam, doch der Australier profitierte erheblich von einigen Ausfällen an der Spitze. So traf es seinen in diesem Jahr stärkeren Teamkollegen Max Verstappen gleich in der ersten Runde. Das Motor- und Aerodynamik-Update hat Red Bull zwar ein bisschen dichter an die Spitze herangebracht, doch von einem Dreikampf mit Mercedes und Ferrari um Siege kann weiter keine Rede sein.
FERNANDO ALONSO: Im Freien Training sprach vieles für eine Fortsetzung der Reihe "Fernando, der Fußgänger". Doch nach dem x-ten Schaden an seinem Honda-Motor und dem Tennisspiel zwischen zwei Einheiten zur Frustbewältigung zeigte der Spanier noch einmal seine Klasse. Platz sieben im Qualifying war das absolute Maximum dessen, was in seinem Auto steckt. Alonsos Rennen wurde gleich in der ersten Runde durch den optimistischen Einsatz von Williams-Pilot Felipe Massa zerstört, der Spanier erreichte dennoch das Ziel und drehte einige bemerkenswert schnelle Runden. Vor seiner "Lustreise" zum Indy 500, für das er den Klassiker in Monaco am 28. Mai sausen lässt, feierte Alonso auf der Ehrenrunde vor seinen Fans mit der spanischen Flagge.
GESTE DES WOCHENENDES: Der Arbeitstag von Kimi Räikkönen war kurz. Nicht einmal 20 Sekunden war das Rennen alt, da war die Aufhängung am Ferrari des Finnen nach einem unverschuldeten Crash gebrochen. Das frustrierte den "Iceman" schon reichlich, doch ein kleiner Ferrari-Fan auf der Tribüne brach deswegen gleich herzzerreißend in Tränen aus - und die TV-Kamera hielt mitten drauf. Das ließ auch die Formel-1-Führung nicht ungerührt: Der kleine Thomas aus Frankreich wurde prompt ins Motorhome der Scuderia gebracht. Dort erwartete ihn schon Räikkönen und schenkte ihm eine Ferrari-Kappe.
DIALOG DES WOCHENENDES: "Ich hab dir Platz gelassen!" "Ich dir auch!" "Eigentlich nicht, nein." "Naja, du sitzt hier, dann kann es nicht so schlimm gewesen sein."
(Mercedes-Pilot Lewis Hamilton und Ferrari-Star Sebastian Vettel auf der Pressekonferenz nach dem Rennen zu ihrem harten Zweikampf Rad an Rad in Runde 39.)