Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Singapur

Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Singapur
Singapur (SID) - SEBASTIAN VETTEL: Der Große Preis von Singapur sollte für den Heppenheimer eigentlich das Comeback im Titelkampf werden, stattdessen gab es den nächsten Nackenschlag. Ein unnötiger Startunfall, den Hamilton-Sieg sah er nur im Fernseher, und vom Gewinn seiner fünften Weltmeisterschaft scheint Vettel nun meilenweit entfernt. Denn schon seit der Sommerpause läuft es nicht rund: In Belgien hatte Vettel mit Platz zwei noch Schadensbegrenzung betrieben, beim Ferrari-Heimspiel in Monza war die Scuderia dann hoffnungslos unterlegen, und in Singapur verlor er das Rennen trotz klarer Favoritenrolle.
LEWIS HAMILTON: Nach schwachem Qualifying und Startplatz fünf lautete der Auftrag für den Briten im Mercedes eigentlich nur Schadensbegrenzung. Doch dann hatte er schon so eine Ahnung: "Als es vor dem Rennen regnete, dachte ich: Wow, das sind meine Bedingungen, das liebe ich." Hamilton hatte dann einen super Start, profitierte vom Chaos um ihn herum und musste den Sieg am Ende nur noch nach Hause fahren. "Irgendwann dachte ich dann an Ayrton Senna, der 1988 in Monaco auch weit in Führung liegend in der Mauer landete", sagte Hamilton später zwar. Doch er machte keinen Fehler, feierte seinen dritten Sieg in Serie und ist seinem vierten WM-Titel so nah wie noch nie in dieser Saison.
NICO HÜLKENBERG: Der Renault-Pilot aus Emmerich hatte schon vor dem Rennen augenzwinkernd angekündigt: "Den Rekord lasse ich mir nicht nehmen." Damit sollte er Recht behalten. Nach seinem 129. Grand-Prix-Start ist Hülkenberg nun alleiniger Halter dieser "Bestmarke": Der Fahrer mit den meisten Rennen ohne Podium. Dabei hatte es zunächst so ausgesehen, als könne der Rheinländer ausgerechnet am Sonntag doch erstmals auf das Treppchen fahren. Mit Startplatz sieben war er schon der beste Fahrer hinter den Top-Teams gewesen, nach dem Startchaos lag er dann sogar auf Rang drei. Letztlich konnte der 30-Jährige seine hervorragende Platzierung aber nicht halten - und schied zehn Runden vor dem Ende sogar aus. Immerhin weiß Hülkenberg nun, wer 2018 sein neuer Teamkollege wird: Der Spanier Carlos Sainz jr. wechselt von Toro Rosso zu den Franzosen.
FERNANDO ALONSO: Am Ende bewies der zweimalige Weltmeister mal wieder Galgenhumor. Auf Instagram postete er ein Bild, auf dem sein Bolide quer in der Luft liegt und schrieb dazu: "Singapore Airlines". Auch Alonso war in die heftige Kollision zu Beginn involviert gewesen und musste seinen McLaren daher nach acht Runden abstellen. Im Qualifying hatte er in seinem sonst so unterlegenen Auto mit Startplatz acht geglänzt, der Lohn blieb dem Altstar allerdings verwehrt. Dank des neuen Motorendeals mit Renault wird Alonso seinen Vertrag bei McLaren aber wahrscheinlich verlängern und auch 2018 wieder angreifen.
SINGAPUR: Die zehnte Auflage des Nachtrennens in der Finanzmetropole Südostasiens überraschte mit einem Novum: Zum ersten Mal regnete es während einer Session, was im Hinblick auf die sonst so seltenen Überholmanöver ein interessantes Rennen versprach. Dann gab es die Startkollision, und der Große Preis von Singapur lieferte vielleicht schon eine Vorentscheidung im WM-Kampf - zumindest liegen nun alle Trümpfe bei Hamilton. Fans des Nachtrennens können sich übrigens freuen: Durch die Vertragsverlängerung für drei weitere Jahre bleibt der Glitzer-Grand-Prix der Formel 1 bis mindestens 2021 erhalten.